Imprisoned in a different body

●Kapitel 3●

Sie wachte wieder auf und das erste, das sie sah, war ein tiefrotes Gewand mit goldenen Verzierungen.
Und eine Hand.

Vorsichtig umgriff Kirastrasza die große Hand und drückte sie von sich weg.
Die gebräunte Haut sagte ihr, dass sie auf jeden Fall auf Sindustrasz' Schoß lag.

Seine Hand zuckte und ein leises "Mmmmh" ertönte.
Dann wurden ihre dünnen Hände sprichwörtlich fast zerquetscht, was sie kurz aufquieken ließ.

Sofort schwebte Sindustrasz' Gesicht über ihrem. "Ist alles in Ordnung?!"
"Meine Hände...", murmelte sie, woraufhin er sie sofort losließ und sanft zwischen seinen Fingern rieb.
"Es tut mir leid..." Zerknirscht drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn. "Es war ein Versehen...ein Albtraum..."
"Von Kirastrasza?", fragte sie leise.

Für einen Moment sah der rote Drache sie verständnislos an, doch dann zeichnete sich Erkenntnis auf seinen Zügen ab.
Langsam nickte er. "Von Kira."

Sie schwiegen eine Weile.

"Erinnerst du dich an ein bisschen mehr?", fragte er dann plötzlich.
Kirastrasza überlegte krampfhaft.

Sie wusste, dass sie im falschen Körper und eine Elfe war, aber was für eine wusste sie nicht.
Dann war da noch dieses Gefühl der Gelähmtheit und die starke Sehnsucht nach dem jemanden, der Alath hieß.

Sie schüttelte den Kopf.

Sindustrasz seufzte. "Wecken wir Amigos und gehen dann zu Alexstrasza und Chromie. Während Chromie dir hilft, werden wir mit Alexstrasza reden."
"Worauf warten wir dann noch?", ertönte Amigos' Stimme und ächzend setzte sich der Azurdrache auf. "Wir dürfen keine Zeit verlieren."
"Und Eastrasza darf uns nicht sehen.", fügte Sindustrasz hinzu, breitete seine Schwingen aus, hob Kirastrasza hoch und ließ den Boden unter sich.
Amigos war sehr schnell neben ihnen.

Kirastrasza konnte nicht mal bis fünf zählen, da landeten sie schon auf dem obersten Plateau des Wyrmruhtempels.

Sindustrasz ließ sie wieder auf den Boden, nahm jedoch ihre Hand und zog sie hinter sich her ein paar Stufen zu einer Erhöhung, wo eine Art Delegationstreffen stattzufinden schien.

Eine Menschenfrau mit schwarzen Haaren und roten Augen, eine Schwarzdrachin wie es schien.
Neben ihr stand eine Gnomin, ganz klar Chromie die Bronzedrachin.
Neben der wiederum stand erst eine rote Drachin, dann Alexstrasza und noch ein Rubindrache, neben dem sich ein Smaragddrache platziert hatte.
Einen Azurdrachen außer Amigos konnte sie allerdings nicht ausmachen.

Der rote Drache steuerte zielbewusst auf Chromie zu, erklärte ihr auf einer merkwürdigen Sprache ganz offensichtlich die Situation, schob sie dann näher zu ihrer Helferin, dann folgte er Amigos zu Alexstrasza.

"Also, du benötigst also deine Erinnerungen.", begann die kleine Drachin mit einer passend hohen Stimme.
"So schnell wie möglich am besten.", bestätigte sie. "Amigos sagte, es ist wenig Zeit übrig."
"Zeit ist mein zweiter Vorname, meine Liebe.", grinste Chromie und mit einem Mal schien die Welt stillzustehen. "So, dann setz dich mal, sonst komme ich nicht an deinen Kopf."

Verunsichert setzte sie sich und sah zu, wie die Bronzedrachin ihre kleinen Hände an die Schläfen legte.

"Ich warne dich im Voraus..." Die hohe Stimme war diesmal von Ernst erfüllt. "...dass es wehtun wird. Aber heute versuchen wir erstmal nur deinen Namen und dein Alter herauszufinden."
Sie nickte langsam, und noch während sie das tat, schossen stechende Schmerzen durch ihren Kopf.

Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Schrei, biss sich auf die Unterlippe und betete, dass es bald vorbei sein würde.

•▪■▪•

"Mmmmh...", machte Chromie plötzlich. "Hmmm ja, wir haben es gleich...Da!"

Sofort verschwand der Schmerz, was sie erleichtert seufzen ließ.

"Alaris.", murmelte Chromie und tätschelte ihre Hand. "Und neunundzwanzig Jahre alt. Kirastrasza ist allerdings ein paar Jahrhunderte alt. Ich fürchte, wir haben ein schwieriges Rätsel vor uns."

Mit einem Mal bewegte sich die Welt wieder.

Chromie schlug ihr noch einmal sanft auf den Handrücken, dann trippelte sie an ihr vorbei zu Alexstrasza.

"Lebensbinderin.", unterbrach sie Sindustrasz' Rede. "Ich befürchte, wir sollten uns Sorgen machen."
"Ach ja?" Sie spürte Alexstraszas besorgten Blick auf sich. "Warum?"
"Ich weiß nicht, wie das möglich ist, aber das dort ist auf keinen Fall Kirastrasza. Das ist Alaris und sie ist neunundzwanzig Jahre alt und nicht zweihundertvierzehn." Chromie räusperte sich vernehmlich. "Es wäre besser, ihre Erinnerungen in Etappen innerhalb von drei Tagen zurückzuholen und sie dann gehen zu lassen, um die wahre Alaris zu finden. Denn die wahre Alaris beinhaltet offenbar jetzt Kirastraszas Seele. Das ist die einzige Möglichkeit dafür, dass eine Tote...nein, zwei Tote wieder zurück ins Leben kommen."

Neugierig drehte Alaris sich um, um die Reaktion der Drachenkönigin zu sehen.

Diese musterte sie traurig. "Es gefällt mir zwar nicht, aber tut, was getan werden muss, Chromie."
"Wie Ihr wünscht, Lebensbinderin." Die Gnomin verbeugte sich und kam zu Alaris zurück. "Nun, wir machen erst morgen weiter, damit du morgen gar keinen Schmerz mehr spürst. Aber dann werde ich auch die Zeit nicht mehr anhalten."
"In Ordnung. Danke." Alaris stand vorsichtig auf, wurde allerdings wieder auf den Boden gedrückt.

Die fast weiße Haut gehörte offensichtlich Amigos.

"Eine Erinnerung noch. Wie sieht Alaris aus? Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, kann ich eine Illusion aufbauen."
Chromie seufzte. "Kann das nicht bis morgen warten?"
"Wenn Ihr darauf besteht..." Amigos zog sie auf die Füße. "Tja, dann gucken wir mal, was wir heute noch machen können."
"Ich hätte eine Idee." Alaris löste sich aus seinem Griff und grinste die zwei männlichen Drachen an. "Was haltet ihr von Hearthstone?"

Die umherstehenden Drachen warfen sich vielsagende Blicke zu.

Amigos lachte. "Beweis Nummer zwei: Kirastrasza würde nie Hearthstone spielen!"
Sindustrasz' Miene hingegen verdüsterte sich, dann wandte er sich ab und stapfte zum Rand des Plateaus, wo er sich dann fallen ließ.

"Man muss ihn verstehen.", warf zu aller Überraschung die Schwarzdrachin ein. "Alles spricht gegen die Person, die wir sehen, die sie aber nicht ist."