Gone

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Fawn schreckte mit einem lauten Schrei aus dem unruhigen Schlaf auf.
Ihr Körper bebte, sie zitterte am ganzen Leib und heiße Tränen kullerten ihr über die bleichen Wangen.

Ein Alptraum hatte sie geweckt.

Ein Traum, der unter normalen Umständen schön gewesen wäre.
Doch nun... zu träumen, wie man mit einem fröhlichen Kind lacht, mit ihm spielt und Zeit verbringt... Sogar der Schlaf war eine Qual für die junge Frau.

Zitternd versuchte sie sich zu beruhigen und an etwas anderes zu denken, doch es war schwieriger, als gedacht.
Seit Wochen, seit ihrer Todgeburt, plagten sie diese Dinge.

Kurzerhand entschied Fawn sich dazu aufzustehen. Es war zwar noch nicht so früh, dass das Bordell geschlossen hatte, also bestand die Möglichkeit, dass sie jemandem über den Weg lief, aber das war ihr gerade egal.

Sie verließ ihr kleines Kämmerchen und steuerte auf die Küche zu, um sich einen Tee zu machen und vielleicht etwas zu essen zu finden, dass ihr nicht allzu schwer im Magen lag.
Doch als sie die Küchentür öffnete sah sie schon die bekannten dunkelroten Locken der Madame. Diese drehte sich überrascht um und blickte ihr Mädchen etwas ertappt an.
Der Koch, dessen Gesicht von verschmiertem Lippenstift geziert war, verließ schnell die Küche.

Dieses Szenario brachte Fawn dazu leicht zu lächeln.

"Fawn, was kann ich für dich tun, Liebes?", fragte die Madame und strich sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr.

"Ich wollte mir einen Tee machen. Möchtest du auch einen?", fragt die Blondine dann und ihre blauen Augen suchen die grünen ihrer Chefin.
Diese sah ihr Mädchen besorgt an und ließ sich auf einem der Hocker nieder, während sie nickte.

"Hattest du wieder einen Alptraum?", fragt die Madame dann sanft nach. Ihr waren die getrockneten Tränen auf Fawns Wangen nicht entgangen und dass sie mitten in der Nacht in der Küche auftauchte sprach ebenfalls dafür.
Doch sie bekam keine Antwort.
Was sie in diesem Moment noch mehr bestätigte.

Fawn begann den Teekessel aus dem Schrank zu kramen und füllte etwas Wasser hinein.
Das Klicken des Herdes ertönte, als sie das Gas aufdrehte und dann schnell das brennende Streichholz an die Platte führte.

Dann pustete sie das Glimmstäbchen aus und stellte den Teekessel auf die Flamme.

"Liebes. Ich denke wir müssen nochmal miteinander reden.", riss die Stimme der Madame Fawn dann aus ihrem kleinen Arbeitsfluss. Denn nun suchte sie nach einem kleinen Snack, den sie zum Tee haben konnte.
Fawn wandte sich zu ihrer Chefin, die auf den Hocker vor sich klopfte.

Etwas zögerlich ließ sich das Freudenmädchen auf eben diesem nieder und ihre Finger verschränkten sich ineinander, ehe sie anfing nervös ihre Hände zu kneten.

"Was möchtest du mir denn sagen?", fragte Fawn beunruhigt und die Madame seufzte leise auf.
Dann blickte sie ihr Mädchen an.

"Ich weiß, dass du zur Zeit eine schwierige Phase durchmachst. Und ich weiß, dass du noch nicht wieder arbeiten kannst, weil du nach der Geburt noch nicht wieder ganz verheilt war, aber denkst du wirklich, dass du weiter dieser Arbeit nachkommen kannst, wenn deine Wunden verheilt sind?", fragte die Ältere dann und blickte ihr Mädchen prüfend an. Diese starrte nur zurück.
Unfähig zu antworten.
Kein Wort verließ ihre Lippen und sie blinzelte verwirrt, als hätte sie nicht ganz verstanden, was die Madame gesagt hatte.
Damit hatte diese schon gerechnet. Aber sie hätte die folgenden Worte sowieso gesagt, wenn die Reaktion von Fawn anders gewesen wäre.

Bittersweet Melody || One PieceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt