Lost

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Fawn konnte ihre Augen nur mit Mühe öffnen und es fiel ihr schwer diese auch geöffnet zu halten.
Die Decke an die sie blickte war ihr unbekannt und eine ebenfalls ihr noch nicht bekannte Schwere lag über ihrem Körper.
Ohne es selbst zu bemerken, entfloh ein Stöhnen ihren Lippen.
Ihr Kopf dröhnte, ein stechender Schmerz lag auf ihrem Brustkorb und als sie rasselnd nach Luft schnappte breitete sich dieser weiter aus, und zog sich weiter zu ihrem Bauch und Unterleib.

Mit einem Mal war die Frage, was eigentlich passiert war unwichtig. So schnell es ging versuchte die junge Frau sich aufzurichten und schwarze und rote Punkte fingen an vor ihren Augen zu tanzen, als sie sich zu schnell bewegte. Abgesehen von ihrem Kopf konnte sie jedoch nicht allzu viel bewegen.
Doch das genügte Fawn für den Moment.

Denn das was sie gesehen hatte reichte aus, dass sie in Tränen ausbrach. Ihre Stimme war nicht ganz da, dennoch versuchte sie nach jemandem zu rufen. Und überraschenderweise dauerte es überhaupt nicht lange, bis jemand kam.

Das erste, was in ihr Blickfeld trat, waren rote Haare und für einen ganz kurzen Moment setzte Fawns Herz aus. Doch dann erkannte sie die Madame vor sich und nicht Kid, so wie sie es für einen kurzen Moment gehofft hatte.

"Hey.. wie fühlst du dich?", die sanfte Stimme der Bordellbesitzerin zog ihre Aufmerksamkeit auf sich und sie zog sich einen Stuhl an das große Bett heran, ehe sie sanft sie Tränen aus dem Gesicht ihres Schützlinges strich.

"Wo ist mein Baby?"

Das war alles was Fawn im Stande war zu fragen. Ihr Bauch war zwar deutlich unter der Bettdecke erhoben, doch bei weitem nicht so groß und rund, wie das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte.

Flashbacks, wie sie sich in die Hände ihrer Kolleginnen krallte, wie jemand ihr die verschwitzten Strähnen aus dem Gesicht strich und wie jemand sie ermutigte weiter zu machen, immerhin hatte sie schon viel größeren Schmerz erlitten. Nicht unbedingt körperlich, aber seelisch auf jeden Fall, so wie jedes andere Mädchen hier auch.
Wie sie weiter pressen sollte, da es bald vorbei war.
Und plötzlich riefen alle durcheinander.
Fawn war erschöpft, konnte einfach nicht mehr und ihr war schwindelig und schlecht.

"Fawn... Liebes... Weißt du...", die Madame rang nach Worten. Erneut rollten Tränen über die Wangen der jungen Frau.
Noch nie hatte Fawn die Madame so gesehen. Noch nie hatte sie mitbekommen, wie ihre Chefin nach Worten rang.

"Geht es dem Baby gut?", Fawns Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, eher mehr gebrochene Töne, die wahllos aneinander gereiht worden waren.

Ihre Augen suchten den Blick von der Madame, doch sie schaute bedrückt in eine andere Richtung.
Und das alleine war Fawn schon Antwort genug.

Sie schnappte nach Luft, keuchte leise auf und schaffte es ihre rechte Hand auf ihr Gesicht zu legen, ehe sie anfing zu schluchzen. Ohne jeden Halt, fing sie an zu weinen und ihr Körper fing an zu beben.

"Du bist schwanger?!", eine von Fawns Kolleginnen, sie war das Mädchen, das als letztes im Palace angekommen war. Und sie hatte bisher noch keine einzige Schwangerschaft dort mitbekommen. Dennoch wusste Fawn, dass die junge Frau mit den schönen, naturbraunen Locken, selbst schon einmal fast Mutter geworden wäre.
Doch anders als die Madame, hatte ihr alter Zuhälter sie dazu gezwungen das ungeborene Kind abzutreiben, woraufhin Hayley selbst beinahe gestorben wäre.

"Bin ich.", großartig mehr hat Fawn eigentlich nicht zu sagen. Es ist so wie es ist und um ehrlich zu sein, war diese Tatsache immer noch nicht wirklich bei ihr angekommen.
Erst heute früh hatte sie die Testergebnisse bekommen und nun saß sie mit ihren Kolleginnen und Freunden am Esstisch.
So gut wie alle nahmen es gefasst, einige von ihnen hatten selbst Kinder von Freiern, die mit ihnen im Bordell lebten.
Sie hatten nicht mehr viel Zeit, bis es wieder an die Arbeit ging. Fawn hingegen hatte heute schon frei.
Wenn man das so nennen konnte.

Bittersweet Melody || One PieceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt