Highway To Hell - Einmal Hölle und zurück

Kapitel 13: Die Exorzistenvereinigung

Linn hatte mir also die Ketten abgenommen und mich aus der Zelle gelassen. Jeder Schritt kostete mich viel Kraft. Mir wurde schmerzlich bewußt wie schwach ich inzwischen war, nachdem meine Wut abklang.
Linn führte mich durch einen langen Steintunnel und eine Steintreppe hinauf und dann erreichten wir den Ausgang, die grelle Sonne blendet mich.
Wir standen vor einem riesigen, hoch oben in den Bergen gebautem Haus.
Wobei 'Haus' bei dieser Größe vielleicht nicht passend war.
''Willkommen bei der Exorzistenvereinigung!'' verkündete Linn vergnügt. ''Komm mit, ich zeig dir dein Zimmer.'' Sie führte mich ins Haus, einige weitere Treppen hoch und einen langen Gang entlang. Schließlich blieb sie vor einer Tür stehen und öffnete sie feierlich. ''Bitte schön, hier sind wir! Da vorne liegen frische Kleider'' sie deutete auf einen Kleiderschrank, der rechts neben dem Bett stand. Das Bett stand gegenüber der Tür und nahm fast die gesamte Wandbreite ein. ''Und hier ist das Bad, mach dich ruhig einwenig frisch.'' Sie zeigte auf eine Tür zur rechten. Ich nickte nur zur Antwort und ließ mich aufs Bett fallen, nachdem Linn mich alleine gelassen hatte.

Was wohl mit mir passiert, wenn Lilith wieder auferstehen sollte, ging es mir durch den Kopf. War es richtig gewesen, Luzifer Vertrauen zu wollen?
Ich war mir sicher hier endlich Antworten zu finden, doch zunächst siegte die Müdigkeit mein kraftloser Körper konnte nicht mehr.
Und während ich erneut an ihm zu zweifeln begann, hatte ich keine Ahnung, dass er seit Tagen verrückt war vor Sorge.

Luzifer lief nervös vor seinem Thron auf und ab. Seit vier Tagen fehlte von Linn jede Spur, dabei hatte er sie am Abend doch noch eindringlich gewarnt. Oder wussten Sie etwa, dass er bei ihr gewesen war? Hatte er selbst sie in Gefahr gebracht?
Es zerriss ihn innerlich.

Unter lautem knurren meines Magens wachte ich wieder auf. Wie passend, dass es genau in diesem Moment an der Tür klopfte und kurz darauf Linn mit einem Tablet rein kam. Sofort schlug mir der bekannte Geruch entgegen. Nichts besonderes, aber dennoch meine Lieblingspizza: Hawaii. Was mir wieder bewusst machte, dass ich im Grunde nichts über sie, aber sie alles über mich wussten.
''Willst du endlich was essen?'' fragte Linn besorgt. In ihrer Stimme klang ein wenig Hoffnung mit. Das unüberhörbare Knurren beantwortete ihre Frage, bevor ich auch nur irgendetwas erwidern konnte.
Durch die Gefangenschaft war mir der Appetit vergangen, wozu hätte ich auch essen sollen? Alles war schließlich besser, als gefangen zu sein, oder?
Aber jetzt? Ich fühlte mich irgendwie immernoch gefangen, sie würden mich hier wohl nicht gehen lassen, nicht solange von Luzifer eine Gefahr ausging.
Linn stellte das Tablet mit der Pizza und einer Flasche Cola vor mir ab. Das Essen kam mir vor, wie ein Festmahl.
''Iss du erst mal und ich erzähle dir, was du wissen willst.'' Ich nickte und begann zu essen. Endlich antworten.
''Also... Du hast auf dem Weg hier her sicher die Bildergalerien an den Wänden gesehen, oder?'' Ich musste überlegen. Stimmt, da waren tatsächlich überall Bilder gewesen, aber ich hatte kaum darauf geachtet.
''Sie alle,'' erklärte Linn weiter ''würden von Dämonen getötet. Es ist unsere Aufgabe, die Menschen zu beschützen.'' Linn hielt inne.
''Wie bist du zu diesem Verein gekommen?'' hakte ich nach. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wohl aussähe, wenn sie einfach auf der Straße die Leute anwerben würden: 'Sie wollen Dämonen töten? dann sind sie hier richtig!'... Oh gott, wie albern. Ich verkniffen mir ein grinsen. Linn hatte jetzt schon eine Weile geschwiegen. ''Alles in Ordnung? Hab ich was falsches gesagt?'' ''Was? Nein... Nein, alles in Ordnung. Ich musste nur an meine Eltern denken. Weißt du, man wird in der Regel nicht einfach so Exorzist, man wird hinein geboren, so wie ich.'' ''Das heißt deine Eltern sind auch...'' ''Waren...'' unterbrach sie meine Feststellung. ''Oh... Tut mir leid...'' Ich musste zurück denken, als wir klein waren habe ich ihre Eltern einmal getroffen, sie waren so lieb zu mir gewesen, ihre Eltern waren großartig. Ich konnte mir das immer noch nicht vorstellen.
''Hast du die große Tafel in der Eingangshalle gesehen?'' holte mich Linn aus meinen Erinnerungen zurück. ''Die ganz große rechts?'' Das war tatsächlich die einzige, die ich mir genauer angesehen hatte, da sie so besonders aussah, da waren bestimmt zweihundert alte Bilder gewesen, wenn nicht mehr. ''Diese Tafel, sie zeigt die Bilder der Exorzist en, die vor 300 Jahren ihr Leben gaben, um Lilith zu töten.'' Ich verschluckte mich an meiner Pizza und musste husten. Etwas in Linns Blick der auf mir lag veränderte sich. ''So viele sind bereits gestorben und es werden noch viele weitere sterben, wenn Lilith wieder aufersteht. Als wir hörte dass ihre Reinkarnation... Wir musten das verhindern, verstehst du?'' Ich blieb stumm, irgendwie fühlte ich mich mitschuldig. Aber eine Sache musste ich wissen:
''Was passiert, wenn Lilith wieder aufersteht? Also ich meine, was wird aus mir? Und überhaupt.''
''Mit dir? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich schätze mal, dann nimmt Lilith deinen Platz ein und du hörst auf zu existieren. Und die Welt versinkt in Chaos und Dunkelheit. Es werden noch mehr Dämonen geboren als jetzt. Luzifer will den Herrn stürzen, seinen Platz einnehmen, selber zu Gott werden. Diese Welt wäre verloren.'' Das waren ja mal gute Zukunftsaussichtenen, nicht. ''Luzifer alleine ist mächtig, aber gemeinsam mit Lilith... Du hast ja die Tafel gesehen, die meisten von ihnen sind durch Lilith gefallen, bevor sie starb...'' ''Und der Rest?'' ''Luzifer... Beide gleichzeitig zu bekämpfen war quasi unmöglich, aber sie hatten Lilith alleine rausgelockt, als er dazu kam war der Kampf gegen Lilith schon gewonnen, aber da war ihm nichts mehr entgegen zu setzten... So heißt es zumindest. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn sie wieder da ist. Das wäre das Ende.''
''Aber hierher kann er nicht?''
''Nein, dies ist ein heiliger Ort, kein Dämon kann hier her. Deine Ketten übrigens waren auch gesegnet, so dass kein Dämon sie aufbrechen kann.'' ''Gut zu wissen...Aber Luzifer ist doch ein Engel?!'' Linn fuhr bei dieser Feststellung empört auf ''Sag so etwas nie wieder! Er ist ein Gefallener. Er hat den Herrn verraten. Er ist kein Engel mehr!''
Da hatte ich wohl einen Wunden Punkt getroffen. Das Linn für diesen Engelskram was übrig hatte, wusste ich ja bereits, aber dass es ihr so ernst war? Ok, dass an dieser Sache mehr dran war, als ich früher glauben wollte, musste ich mir seit der Begegnung mit Lufizer wohl oder übel bereits eingestehen.