Kapitel 5: Luzifer und Lilith

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Ein Lufthauch streifte meine Haut, irritiert sah ich in die Richtung aus der der leichte Wind kam und sah, dass eines der Fenster geöffnet war. Dabei könnte ich schon wieder schwören, alle geschlossen zu haben. Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den fremden Mann. Er war doch nicht etwa durchs Fenster gekommen? Immerhin sind wir hier im vierten Stock!?

„Wer zur Hölle bist du? Und wie bist du hier herein gekommen?" schrie ich ihn an.

„Hölle ist gar nicht mal so verkehrt." Sagte er, sein Lächeln wirkte gequält und traurig, irgendwas schien ihn zu bedrücken... 'Moment! Was hatte er eben gesagt?'

„Wer...?" setzte ich noch einmal an in der Hoffnung diesmal eine Antwort zu erhalten.

„Luzifer..." War seine Antwort. „Mein Name ist Luzifer"

„Luzifer?!" Ich sah ihn irritiert an und sein Blick wurde trauriger.

„Du hast mich vergessen, nicht wahr?" Er kam mit langsamen Schritten auf mich zu. „Wo ich dich doch endlich wiedersehe, Lilith. Ich habe dich vermisst, so lange nach dir gesucht..."

Er kam noch näher, bis er direkt vor mir stand. Irgendetwas hatte er an sich, ich fürchtete mich nicht, war aber auch nicht im Stande, mich zu bewegen. Er streckte eine Hand nach mir aus und streichelte meine Wange, seine Berührung war sanft und irgendwie... vertraut.

„Meine Lilith..." hauchte er sanft.

Er beugte sich nach vorne und seine Lippen kamen den meinen immer näher.

Der Knall der auffliegenden Wohnungstür ließ ihn einen Schritt zurückweichen und schon stand ein weiterer Mann in meinem kleinen Wohnzimmer.

„Weiche Dämon!" schrie er Luzifer an. Dieser sah mich noch einmal kurz an, lächelte traurig und entfaltete dann seine Flügel um durch das Fenster zu verschwinden.

Meine Beine gaben nach, zum zweiten Mal an diesem Tag und ich sank zu Boden, sofort war dieser Mann neben mir. „Alles in Ordnung bei dir?" Ich nickte nur, zu mehr war ich im Moment nicht fähig, mein Gehirn versuchte immer noch zu begreifen, was so eben geschehen war.

„Du brauchst keine Angst mehr haben, ich bin Exorzist..." fuhr er fort „Was wollte Luzifer von dir?"

Langsam hatte ich mich soweit gefangen, um zumindest ein „Ich weiß nicht..." heraus zukommen, dass dieser Mann, Luzifer, mich Lilith nannte.... irgendwie hatte ich das Gefühl, dieses Detail besser für mich zu behalten.

„Hat er irgendwas ges...?"

Mir war das Ganze zuviel „NEIN!" schrie ich und stieß den Mann von mir weg. Wie er so da stand in dem schwarzen Mantel mit dem feingearbeiteten Silberkreuz um den Hals, den Kreuzstickereien an seinen Ärmeln und den Waffen die er zuvor unter seinem Mantel hervorgeholt hatte, kam ich mir vor, wie in einem schlechten Horrorfilm. Was sollte das alles?

„Mach dass du hier raus kommst!" schrie ich weiter. Ich dürfte wohl ziemlich hysterisch auf ihn wirken, aber das war mir im Moment egal, ich wollte einfach nur noch meine Ruhe.

„Aber..."

„Raus!"

„Ich wollte doch nur..."

„ RAUS!"

Ohne einen weiteren Protestversuch wandte er sich zum gehen. In der Tür blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu mir um. „Pass auf dich auf!" Dann ging er. Die Tür wurde leise ins Schloss gezogen und ich war alleine. Alleine mit mir und meinen Gedanken

Nach dem ich also endlich allein war, lief ich ins Bad, drehte des Wasserhahn auf und hielt meinen Kopf unters kalte Wasser.

Langsam beruhigte ich mich und schaffte es, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.

Nach einer Weile stellte ich das Wasser wieder ab und sah in den Spiegel, meine nassen Haare, die mir nun wieder über die Schultern fielen sorgen dafür, dass auch mein Shirt nass wurde, aber egal, ich würde mich ohne hin gleich umziehen.

Ich betrachtete mein Spiegelbild, die nassen blonden Haare, die kleinen Tropfen die ihren Weg über die leicht sonnengebräunte Haut suchten und die grünen Augen...

Er nannte mich Lilith, aber war Lilith nicht ein Dämon? Grübelnd betrachtete ich weiter mein Gesicht im Spiegel. Ich hatte mir Dämonen immer anders vorgestellt, wie also könnte ich ein Dämon sein?

Und er... Diese Flügel... Schwarz wie die Nacht, auch wenn ich im ersten Moment hätte schwören können, sie weiß leuchten zu sehen. Geht jetzt auch noch meine Phantasie mit mir durch?
Aber das war wirklich Luzifer, oder? Selbst der andere Mann nannte ihn so...

'Bitte lass das alles nur ein schlechter Traum sein.'

Die Haare in ein Handtuch gewickelt verließ ich das Bad, die Gedanken immer noch bei Lilith. Irgendwo hatte ich den Namen kürzlich gehört, hatte nicht mein Theologie-Professor ihn mal erwähnt? 

Highway To Hell - Einmal Hölle und  zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt