Süße Wut

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Was danach geschah wusste ich nicht. Ich wusste nur eine einzige Sache :

Ich musste hier verdammt nochmal weg.

Ryan würde es niemals zulassen, das wusste ich, aber was blieb mir hier ?
Ich wurde entführt, verprügelt und beinahe vergewaltigt.

Seit zehn Minuten, zumindest glaubte ich das es zehn Minuten waren, starrte ich auf die vertrocknete Blume vor mir.
Wenn ich so darüber nachdachte, beschrieb sie ziemlich genau meinen Zustand.

Etwas regte sich hinter mir und ging schnell auf mich zu.

Auf einmal wurde ich gewaltsam umgedreht und starke Finger legten sich um meine Arme.

Ryan schaute mich mit unverständlicher Wut an.

"Wieso bist du hier ?"

Verwirrt schaute ich ihn an.

"Was meinst -"

"Du weißt genau, was ich meine, Kendra !
Du kommst hier an, die Tochter des Bastard deines Clans und bringst alles durcheinander, vor allem mich... "

Seine Stimme wurde zum Ende immer leiser und seine Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. Mit einem Mal kam er mir so nah, sodass ich seinen heissen Atem auf meinem Lippen spüren konnte.

"Bist du eine Spionin ?"

Es war nur ein raues Flüstern voller Unglauben. Beinahe verschluckte ich mich an meinem eigenen Speichel und riss die Augen weit auf.

"Du...Du denkst ich bin eine verschissene Spionin ?!"

Ein tiefer Schmerz durchzog mich bei diesem Gedanken. Ich wusste nicht wieso, doch er drohte mir die Luft abzuschnürren.

"Für so etwas hälst du mich ? Nachdem ich dir sagte, ich wusste nichts von den grausamen Dingen, die mein Vater tat."

Mit einer unbändigen Wut schubste ich ihn von mir weg und brachte Abstand zwischen uns. Sein Gesicht wich plötzlich zu Reue.

"Kendr-"

"Wag es nicht, Ryan."

Mit schnellen Schritten ging ich auf die Tür zu und wollte mehr als nur einige Schritte zwischen mir und Ryan bringen, doch er packte mich, wirbelte mich herum und presste mich an seine harten Brust.
Meine Arme verschränkte er dabei hinter meinen Rücken, sodass ich mich nicht wehren konnte.

"Ryan, verdammt lass mich los-"

Noch bevor ich irgendetwas machen konnte, spürte ich heisse Lippen, die sich gegen Meine pressten. Geschockt hielt ich inne und erstarrte unter seiner Berührung.

Innerlich schüttelte ich diese Schockstarre weg und biss ihm fest in die weichen Lippen, sodass ich den metallischen Geschmack auf meiner Zunge schmecken konnte.

Auch er zuckte kurz zurück und schaute mich überrascht an. Dann leckte er sich das Blut von den Lippen und begann breit zu grinsen.

"Was für eine Frau..."

Es war als würde er mit sich selbst reden. Wieder fand ich keine Worte und schaute ihn einfach nur an.

"Deine Lippen schmecken genauso süß, wie ich sie mir immer vorgestellt habe..."

"Was ?"

Erneut begann er zu lachen, dabei erbebte sein ganzer Körper und ich mit ihm.

"Warum zur Hölle hast du das getan ?"

"Du müsstest wissen warum, Kendra ."

"Ryan, ich dachte wir hätten diese Sache schon geklärt..."

"Diese Sache? So nennst du das also? Eine Sache ..."

Sein Blick wurde auf einmal ernst.

"Ryan..."

"Ich kann die Lüge förmlich riechen, die du dir in deinem hübschen Kopf einredest. Hör auf mich an zu lügen... und viel mehr belüg dich nicht selbst."

"Es ist ein Mythos, Ryan. Diese Mate-Verbindung..."

Leicht fing er an zu knurren.

"Du willst mir also sagen, dass es ein Mythos ist, dass wenn ich dich anfasse, Gänsehaut auf deinen ganzen Körper entsteht und das dein Herz so viel schneller schlägt, wenn ich dich küsse ? Du willst das Offensichtliche verleugnen ?"

Langsam ließ er mich los und ich ging fast automatisch ein Schritt zurück. Bei dieser Reaktion fing er wieder an zu Knurren.

"Ryan, es ist Einbildung !"

Wie als wäre die Sonne auf einmal verschwunden, legte sich ein dunkler Schatten um Ryan. Seine Augen liefen schwarz an und dunkle Adern kamen hervor.

"Bist du so blind ?"

In rasender Geschwindigkeit kam er auf mich zu und presste mich gegen die nächste Wand. Mein Atem beschleunigte sich bei Berührung seiner breiten Brust.

"Wie kannst du es immer noch nicht verstehen ?"

Verwirrt und zugleich panisch schaute ich ihm in die dunklen Augen, die nicht mehr Ryan gehörten sondern Ihm. Langsam glitten seine Augen tiefer zu meinen geschwollenen Lippen, tiefer zu meinem Kiefer und Hals. Dort wo er mich einst markiert hatte.

"Als ich dich das erste Mal sah, wusste ich, dass ich dich besitzen musste. Ich wusste, du warst die Eine, ich sah es einfach...
Vorhin beim Kampf, als ich dich dann die Beine gespreizt unter ihn sah, umfasste mich so eine unbändige Wut. Eine Wut, die ich niemals hätte zügeln können, doch ...
eine einzige Berührung deiner Hand beruhigte mich und ließ diese ganze Wut verrauchen, als wäre sie nie da gewesen."

Voller Unglauben schaute ich ihn an. Seine Worte waren der reinste Wahnsinn und ergaben keinen Sinn, doch ich verstand sie. Zwar nicht mit meinem Verstand aber mit meinem Herzen.

"Sag mir, Kendra. War das Einbildung ?"

Ich konnte nicht antworten. Kein Wort könnte je das beschreiben, was ich fühlte. Aber dieses eine Wort beschrieb es wohl am Besten:

Wut.

Wut auf Ryan, weil er diese verfluchten Wörter sagen musste. Auf mich selbst und verdammt nochmal auf die Wolfsgöttin Lupa selbst.

Scheiße, ich hatte einen Seelenverwandten.

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Kapitel 16.

The Big Bad WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt