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Mit ihr ist die vorher genannte Olivia gemeint. Nachdem sie offensichtlich einkaufen war, kommt sie mit ein paar Plastiktüten in die Küche und stellt diese auf der Theke ab.
"Oh hey, ist das deine Familie? Hi, ich bin Olivia!", fragt und sagt sie freundlich und lächelt uns an. Im Gegensatz zu ihren anderen Mitbewohnerinnen ist sie richtig sympathisch und wirkt aufgeschlossen, und sie interessiert sich auch für anderes als ihr Smartphone.
Während sich ein kleines Gespräch zwischen den vier Anwesenden entwickelt, musste ich Olivia total blöd angestarrt haben, bis sie nach einigen Minuten unerwartet das Wort an mich richtet und mich fragt "Und Du bist wohl die kleine Schwester?"
Ich blicke leicht erschrocken in ihr Gesicht und nicke nur, statt zu antworten, woraufhin sie leicht lächelt und sich wieder abwendet.
Dabei schwingen ihre lockigen Haare herum und mir fällt ihre außergewöhnliche aber schöne Haarfarbe auf. Denn sie hat ein gefärbtes Ombré, dessen oberes Ende hellblond und das untere braun ist. Demnach ist zu schließen, dass sie als Naturhaarfarbe blond hat, da sie auch einen leicht blonden Ansatz hat, aber der ist kaum merklich. Aber wieso achte ich auf sowas? Ist doch egal.
Während der ganze Tisch außer mir sich weiter unterhält, beachtet keiner die nebenbei Sachen ausräumende Olivia. Zumindest nicht ganz. Denn Mom hat da einen ganz tollen Vorschlag für mich.
"Andrea, hilf ihr doch mal, wenn Du sonst schon nichts machst.", flüstert sie mir laut genug zu, dass es trotzdem alle hören.
Na toll. Jetz muss ich aufstehen. Und ihr helfen. Am Ende steh ich doch dann eh bloß wieder im Weg rum.
"Hey", sagt sie nochmal leise zu mir, als ich mich neben sie geselle und ich nicke nur und lächele schüchtern.
"Du bist dann also Andi? Sassi hat schon einiges von dir erzählt!", meint sie und verwundert schaue ich sie an.
"Ach ja?" Ich kann mir ernsthaft nicht denken, was meine große Schwester morts über mich erzählen könnte.
"Naja, sie meinte mal, es wäre schade, dass ihr über die Jahre den Kontakt verloren habt und so. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich dir das sagen darf, also psst." Sie lächelt wieder und lacht leise. Das ist der Moment, wo mir auffällt, dass ihr Gesicht komplett natürlich ist, sprich sie komplett ungeschminkt ist. Und sie hat ein wirklich schönes Gesicht. Ein Gesicht mit schokoladenbraunen Augen und einer kleinen Stupsnase und dünnen leicht rosanen Lippen und...
"Tschuldigung, ich muss da mal vorbei!" Ohje, ich muss sie ein bisschen gedankenversunken angestarrt haben, so belustigt wie sie mich ansieht. Verlegen sehe ich zu Boden und murmele ein leises "oh sorry...", während ich mich vom Fleck bewege. Da merke ich, dass ich ja tatsächlich nur im Weg stehe und biete meine Hilfe nochmals deutlich an und fünf Minuten später bekomme ich Anweisungen, dass der Joghurt doch eine Schublade weiter unten in den Kühlschrank gehört.
Meine Familie hat dann doch noch den Raum gewechselt und so bin ich mit Olivia alleine und muss zugeben, dass wir uns schon ganz gut verstehen. Über Gott und die Welt unterhalten wir uns, auch noch nachdem alles verräumt ist. Nur leider gibt es, anders als wir vielleicht gerade eingestellt waren, doch noch eine Außenwelt und es muss mehr Zeit vergangen sein, als ich dachte, denn meine Eltern kommen irgenwann rein und berichten, sie wollten jetzt langsam mal wieder nach Hause fahren.
Schon irgendwie schade, jetzt gehen zu müssen, aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als mich zu verabschieden und mit einer Art Zufriedenheit über den heutigen Nachmittag setze ich mich ins Auto und stecke mir wieder die Stöpsel ins Ohr.
A flower in a glassdome
You're out of my reach
You're beautiful, beautiful

Proc(l)(i)(v)ityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt