Erschöpft und glücklich liegen wir nebeneinander, ungläubig über das Geschehene sehe ich mit einem Lächeln in das Gesicht der unglaublich schönen Frau neben mir.
"Na?" Wie süß sie mich anlächelt. Ich kann nicht anders, als ihr einen schnellen Kuss auf den Mund zu geben.
Leider soll diese Unbeschwertheit nur für einen Moment anhalten, bis Olivia meint "Jetzt können wir nur hoffen, dass uns niemand gehört hat!"
Erschrocken blicke ich sie an. Was ihr ein leises Lachen entlockt, ein total ansteckendes Lachen, in das ich gerne mit einstimme.
Nach diesen paar Sekunden sehen wir uns wortlos an. Ich habe während alledem total Zeit und Ort vergessen. Ich habe eigentlich alles vergessen. Nur sie. Sie könnte ich niemals vergessen.
"Andi...", sagt sie leise und sieht mich mit einem undeutbaren Blick an. "zieh Dich mal lieber wieder an, bevor Dich jemand so sieht."
"Oh, ja...". Würden meine Eltern oder irgendwer anderes reinkommen, sollten sie vielleicht nicht unbedingt wissen, was hier vor sich ging.
Doch...was ging eigentlich vor sich? Was ist da heute passiert? Was hatte das zu bedeuten? Und wie würde es zwischen uns beiden weitergehen?
Durch diesen Gedankenanstoß werfen sich mir ein Haufen Fragen auf. Mehr, als ich gerade überhaupt stellen könnte. Doch keine Frage stelle ich wirklich, weil ich zu viel Angst vor der Antwort habe.
Nach dem Anziehen sehen wir uns beide an und schenken uns ein weiteres Lächeln. Eigentlich will ich unbedingt etwas sagen, irgendetwas, doch ich bekomme kein Wort über die Lippen. Stattdessen stehe ich da und sehe sie an, studiere ihre Gesichtszüge, wie ich es schon vorher immer gemacht hatte. Starre sie an, bis sie mich anspricht.
"Andi...", sie lächelt verlegen und nur ganz leicht, und ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.
"Das was da passiert ist, war wunderschön. Du bist wunderschön.", sagt sie auf einmal und ich komme gar nicht klar. Das meint sie nicht so. Das sagt sie aus der Lage heraus, wegen den Hormonen oder so, keine Ahnung. Ich antworte nichts, denke nach, bis mir auffällt, dass ihr Satz irgendwie unvollendet war.
"Aber?", frage ich daher zögerlich, ängstlich vor dem, was zurück kommen könnte. Ich bin extrem verunsichert, ich suche Augenkontakt, doch kann ihren Blick nicht wirklich deuten.In diesem Moment klopft es an der Tür. Scheiße.
"Andi, wir müssen wieder nachhause!", ruft Mom durch die Tür und ich gebe ihr mit einem lauten "Hmm" zu verstehen, dass ich das registriert habe.Olivia und ich schauen uns an und sagen beide nichts. Sie setzt mit einem "Ich..." an, als meine Mom mich durch die Tür hindurch hetzt und auffordert, sofort zu kommen. Was ist denn mit der schon wieder los?
"Na dann", meint Olivia und geht an mir vorbei, um mir die Tür zu öffnen und mit der Hand zu deuten, das Zimmer zu verlassen. "Wir sehen uns!", sagt sie lächelnd und sieht mich an.
Sie kommt also nicht mit zur Tür, okey. Ob ich darüber noch lange nachdenken werde? Wahrscheinlich. Ob ich über all das hier noch seeeehr viel nachdenken werde? Mehr als wahrscheinlich.
Aber nun gehe ich erst mal zu meinen Eltern und zieh mir meine Schuhe an. Als ich zu Olivias Zimmer blicke, steht die Tür immer noch offen und sie winkt nochmal zum Abschied und schließt dann die Tür. Was sie jetzt wohl macht? Ob sie sich auch so fühlt wie ich? Ob sie auch so viel nachdenkt? Ich werde es wohl nicht so schnell herausfinden.
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Proc(l)(i)(v)ity
RandomAls die sechzehnjährige Andrea das erste Mal in die neue WG ihrer Schwester kommt, um sie besuchen, ahnt sie noch nicht, dass die Wohnung nicht das sein wird, was sie so wohl fühlen lässt. Stattdessen versteht sie sich super mit einer der Mitbewohne...