Es sind jetzt schon ein paar Tage vergangen, seit ich bei meiner Schwester war, und ich habe seitdem ein komisches Gefühl, das ich nicht losbekomme. Ich kann es weder beschreiben, noch erklären, doch ich versuche schon die ganze Zeit, den Auslöser dafür ausfindig zu machen. Allerdings soll mir dies nicht gelingen.
In der Schule bin ich minimal unkonzentrierter als zuvor, da ich ein bisschen nachdenke. Doch nicht einmal meiner besten Freundin erzähle ich etwas, obwohl sie den minimalen Unterschied bemerkte. Kann auch nur 'ne kleine Phase sein, denk ich mir, vielleicht bekomm ich bald meine Tage und das sind die Hormone oder so. Diese Meinung behalte ich tatsächlich bei, bis meine Eltern eines Nachmittags beschließen, spontan meine Schwester zu besuchen.
Also sitzen wir wenig später wieder im Auto und ich zieh mir ein bisschen Metal rein, bevor ich wieder in diese kleine Wohnung muss. Irgendwie ist aber in der Demotivation auch ein Funken Vorfreude: Vielleicht ist ja Olivia da, dann kann ich mich wenigstens mit ihr wieder unterhalten.
In dem Punkt soll ich enttäuscht werden, aber wenigstens sind auch die anderen Mädels nicht zu Hause und wir sind also mit meiner Schwester allein. Dadurch, dass viel Platz ist, bauen wir mit mehr oder weniger Teamwork ein kleines Schränkchen zusammen, welches im Wohnzimmer landet und gehen nach getaner Arbeit ein wenig raus.
Auf dem Spaziergang sehe ich das erste Mal die Gegend dieser von meinem Heimatdorf ein wenig entfernten Stadt. So übel ist es hier gar nicht, die Stadt hat eine ganz nette Innenstadt und auch der Park wirkt anziehend. Um alles zu besichtigen, haben wir leider nicht genug Zeit, weil ja unter der Woche ist und sowohl ich morgen wieder Schule habe als auch meine Eltern beide zur Arbeit müssen. Das führt dazu, dass wir nach diesem langen Spaziergang wieder in der WG stehen und dort noch kurz bleiben, um uns zu verabschieden. Lustigerweise kommt genau in diesem Moment das fehlende Dreiviertel der WG nach Hause und während die anderen beiden Mädchen uns immer noch irgendwie ignorieren, begrüßt uns Olivia freundlich und fragt, ob wir gerade kommen oder gehen.
Mom, die offenbar auch mit Olivia sympathisiert, antwortet mit einem "Tja, leider Richtung nach Hause, aber man sieht sich!". "Schade", entgegnet die junge Frau ihr und lächelt mich dann bedauernd an. "Hi und tschau!" kommt als leise Verabschiedung, als sie an mir vorbei ins Wohnzimmer geht und schon verlassen wir die Wohnung.Auf dem Heimweg denke ich darüber nach, warum ich am Ende traurig war, gehen zu müssen. Irgendwie war beim Abschied dieses traurige Gefühl in mir hochgekommen. Aber das erkläre ich mir damit, dass ich meine Schwester ja jetzt daheim gar nicht mehr sehe und mir doch irgendwo was an ihr liegt. Doch ich will nicht länger nachdenken und versuche, mich auf die Musik zu konzentrieren...
I'm not feeling this situation."Andi, jetz mal ernsthaft, und jetz sag nich, es is nix. Was is los?"
Ich zucke zusammen, als ich diese Worte meiner besten Freundin höre, die mich zu einer ehrlichen Antwort zwingen. Doch eigentlich will ich nicht über das reden, was mich beschäftigt, ich weiß ja selber nicht mal, was da nicht stimmt. Oder soll ich genau das sagen?
"Ashley, schau mal...", sage ich und beginne zu erklären, dass ich es selbst nicht weiß. Glücklicherweise kommt mir Ashley mit Verständnis entgegen und ist nicht sauer oder so. Helfen kann sie mir dabei aber auch nicht. Sie rät mir nur, abzuwarten und rauszufinden, was los ist, und sie bietet mir ihre Unterstützung an, was mich sehr froh macht. Es ist immer schön für mich, zu wissen, dass sie da ist und ich mich immer auf sie verlassen kann. Auch, als ich mich geoutet habe, hat sie voll und ganz hinter mir gestanden und das werde ich ihr immer hoch anrechnen. Sie ist nun schon seit 3 Jahren meine beste Freundin und sie soll es auch noch viel länger bleiben.Was allerdings nicht länger bleiben soll ist ein paar Tage später meine Familie- in der Wohnung meiner Schwester. Denn die ignoranten beiden Mitbewohnerinnen stellen sich als richtige Nervensägen heraus, die gerne auf Jüngere losgehen: Als ich heute mal eben auf Toilette ging, attackierten sie mich verbal, worauf ich erst gar nicht einging. Jetzt sitzen sie im Nebenzimmer und ich habe einfach keine Lust mehr, hier zu sein. Zudem ist Olivia (noch) nicht da, weil sie einkaufen muss, also hab ich irgendwie mal wieder keinen wirklichen Grund, mich gerne hier zu befinden.
Warte, was soll dieser Gedankengang? Als würde Olivias Anwesenheit irgendetwas ändern, nur weil wir uns ein Mal unterhalten haben. Ne, das ändert gar nichts.
Dachte ich jedenfalls.
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Proc(l)(i)(v)ity
De TodoAls die sechzehnjährige Andrea das erste Mal in die neue WG ihrer Schwester kommt, um sie besuchen, ahnt sie noch nicht, dass die Wohnung nicht das sein wird, was sie so wohl fühlen lässt. Stattdessen versteht sie sich super mit einer der Mitbewohne...