Bis zum Ende der Nacht 15.04.

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Eigentlich hätte ich mit Paul nach Hause gehen sollen, doch der hatte schon vor Stunden die Fliege gemacht, weil er Jason mit Claudia gesehen hat.
Die Schlampe soll am besten nie wieder bei uns vorbei kommen.

Gerade habe ich Jasmine nach Hause gebracht. Ich bin auch echt stolz darauf, das süßeste Mädchen meines Jahrgangs meine Freundin nennen zu dürfen.
Unser Vater hat uns gelehrt wie man eine Dame zu behandeln hat, deswegen bin ich der einzige Junge in meiner Klasse, der von seiner Freundin noch nicht verlassen wurde.

Weil ich bei Jasmine vorbei musste, laufe ich gerade durch ein gruseliges Viertel. Ich bin eigentlich kein Weichei, weiß aber, dass hier ziemlich viele krumme Dinge laufen.
Das ist zwar eine Abkürzung, dennoch gehen viele lieber den längeren Weg.

Als mir auf einmal eine Gruppe entgegen kommt, wird mir aber schon etwas mulmig.
Kein Wunder, sie scheinen ja auch alle zwei, drei Jahre älter zu sein und sind dazu auch noch zu fünft.
Außerdem sind sie ziemlich besoffen und dadurch noch viel aggressiver.
Sie schlagen Sachen kaputt und brüllen um diese Uhrzeit noch herum.

Ich hatte schon immer die Gabe, Menschen zu analysieren, dennoch war ich heute zu dumm dafür.
Erst zu spät merkte ich, dass sie mich nicht einfach passieren lassen werden.
Mein Herz schlug schneller, weil ich wusste, dass ich mich ihnen stellen musste, da sie schon längst auf mich aufmerksam wurden.

Ich versuchte sie zu ignorieren und starrte selbstbewusst in die Richtung, in die ich wollte, da dass ein ziemlich einfacher Psychotrick war, doch heute sollte er mir leider nichts bringen.
Der Erste packte mich nämlich am Kragen und heizte somit die Anderen gegen mich auf.
Meine Chance, unbeschadet davon zu kommen, sank somit auf null...

Die Schläge waren heftig, ich ließ sie aber einfach über mich ergehen, da ich sie mit Gegenwehr nur provozieren würde.
Anders als mein Bruder konnte ich schon immer einen klaren Kopf bewahren, wenn die Situation brenzlig war.

Ich stöhnte beim nächsten Schlag auf, da der Mistkerl mir die Rippen gebrochen hat.
Anders als erwartet verloren sie nicht die Lust an mir, weshalb mir langsam die Angst in die Knochen kroch.
Noch nie hatte ich soviel Angst gehabt.
Wäre ich nicht schon so verletzt gewesen, dass ich mich nicht mehr rühren konnte, würde mich die Angst lähmen.

Ich dachte an meine Eltern, die nicht wissen, dass Paul mich vergessen hat,

ich dachte an Jasmine, die auf meinen Anruf wartet,

ich dachte an mein Leben, dass gerade an mir vorüberzog, weil es langsam schwarz um mich herum wurde, dabei war es ja schon dunkel.

Als letztes dachte ich an Paul.

Er hat jetzt sicher wieder Schuldgefühle, weil er mich nicht mitgenommen hat.
Mum und Dad werden ihm das vorwerfen, da es ja seine Schuld ist.
Wieder etwas, dass auf seinen Schultern lasten wird.


Dabei ist es gar nicht seine Schuld.

Es ist einfach das Ergebnis auf die Reihe an Entscheidungen, die von uns allen getroffen wurden.

Es ist mein Schicksal.
Es tut mir leid, Paul.

Fifteen Broken PeopleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt