Location Unknown
»Mum?«
Wie angewurzelt stand ich da. Dean und die Frau genauso. Dann löste der Mann neben mir sich langsam aus der Starre und lief vorsichtig auf die Frau im weißen Kleid los.
»Bist du es wirklich?« Er streckte seine Hand aus, doch kaum hatte ich mich versehen, packte die Frau Dean und schleuderte ihn zu Boden.
»Wo bin ich?«, verlangte sie zu wissen, während sie Deans Arm so hielt, dass sie ihn mit einer Bewegung brechen könnte. »Wer, zur Hölle, seid ihr?«
Auffordernd sah sie mich an, doch ich kam nur dazu, den Mund zu öffnen.
»Ich bin Dean ... Winchester!«, stammelte Dean. »Ich bin dein Sohn!«
»Nein, mein Dean ist vier Jahre alt!«
»Ich war es, als du gestorben bist!«
Da stolperte die Frau zurück und wie vom Blitz getroffen, starrte sie an mir vorbei. Dean erhob sich und hob beschwichtigend die Hände.
»Mum? Hör mir zu, dein Name ist Mary Sandra Campbell und du wurdest am 5. Dezember 1954 geboren. Deine Eltern waren Samuel und Deanna Campbell. Dein Vater ist beruflich viel umhergezogen. Du bist mitbekommen und schließlich in Lawrence, Kansas gelandet.«
»Woher weißt du das alles?«, flüsterte sie.
»Dad hat es mir erzählt ... Am 23. März 1972 bist du aus einem Kino gegangen. Schlachthof 5. Den fandest du super. Da hast du einen großen Marinesoldaten angerempelt, so dass er hinfiel. Das war dir peinlich. Er lachte und sagte, du kannst ihn auf einen Kaffee einladen. Also seid ihr ins Mulroney's gegangen und habt euch unterhalten, und er war süß und kannte alle Zeppelin-Songs auswendig. Als er nach deiner Nummer fragte, gabst du sie ihm, obwohl du wusstest, dass dein Vater sauer sein würde. Und so hast du ihn kennengelernt -«
»John Winchester«, sagte Mary. Sie erinnerte sich.
»Am 19. August 1975 habt ihr geheiratet. In Reno. Deine Idee. Ein paar Jahre später kam ich auf die Welt, dann Sammy ...«
»Und dann bin ich verbrannt«, flüsterte Mary.
Stille erfüllte die Lichtung.
»Wie lange war ich fort?«, fragte die Frau nach einer Weile.
»33 Jahre«, sagte Dean leise. Daraufhin trat seine Mutter langsam näher.
»Dean ...«
»Hi, Mum ...«
Vorsichtig nahm Mary ihn in die Arme, und auf einmal fühlte ich mich vollkommen fehl am Platz. Ehe ich mich versehen hatte, hatte mein Leben eine komplette Wendung genommen, und wie groß die Auswirkungen waren, würde ich in den nächsten Monaten in Vollen und Ganzen erfahren.Dean und Mary sprachen die ganze Nacht miteinander. Ich ließ die beiden in Ruhe; sie hatten Vieles nachzuholen. Ich suchte unterdessen nach Netz und nach einer naheliegenden Gaststätte oder Tankstelle.
Die Sonne war erst vor kurzem aufgegangen, als ich zu Dean und Mary zurückkehrte. Sie saßen auf einer Bank und unterhielten sich noch.
»Ich ... Ich hab da was gefunden ...«, sagte ich zögerlich.
Dean nickte und erhob sich. Mary tat es ihm kurz darauf nach. Ihr Blick ruhte auf mir, und ich fühlte mich sichtlich unwohl, so dass ich mich hastig abwandte und loslief.The Bunker; Lebanon, Kansas
Quietschend öffnete sich die schwere Eisentür des Bunkers.
»Hier lebt ihr?«, fragte Mary leicht überrascht, leicht ungläubig, während sie einen Blick über die Brüstung warf.
»Ja, wenn wir nicht gerade unterwegs sind«, erklärte Dean. »Das ist ein alter Männer-der-Schriften-Bunker.«
Verwundert sah Mary ihn an. »Männer der Schriften?«
»Ja.«
»Sie sind Mythen und Alt-Jäger-Geschichten«, entgegnete die Frau, während wir die Treppe hinunterliefen.
»Nicht wirklich«, meinte ich.
»Die Klamotten sind gut«, sagte Dean und deutete auf seine Mutter, der wir auf den Weg hierher neue Sachen gekauft hatten.
»Danke. Besser, als im Nachthemd herumzulaufen -«
Sie stockte, ebenso wie wir, als wir erkannten, was vor uns auf den Boden war.
Blut.
Es war überall verteilt und zog sich als Spur bis zu uns.
»Sam?«, rief ich sofort, und Dean zückte seine Waffe.
»Sammy? Cas?«, fragte auch er.
Wir liefen in den Hauptraum und sahen uns um.
»Dean.« Ich deutete auf die Wand, wo sich eine Engelssigille befand.
Wir sahen uns an. Was, zur Hölle, war hier vorgefallen?
Eilig lief Dean zu dem Kartentisch und zog aus der Halterung, welche an die Unterseite angebracht worden war, eine Pistole hervor, die er seiner Mutter reichte.
»Ihr beide bleibt hier«, wies der Winchester an, ehe in einem der Nebengänge verschwand.
Verwundert sah Mary mich an. Ich wandte mich nur ab und sah mich weiter nach Spuren um. Unterdessen betrat die Frau den Hauptraum. Auf einmal öffnete sich die Bunkertür. Dann erklangen Schritte. Ehe ich mich versehen hatte, hatte Mary ihre Waffe auf einen grimmig blickenden Cas gerichtet, und mit ernster Stimme befahl sie: »Hände nach oben! Auf die Knie!«
»Wer bist du? Und wo ist Sam?«, verlangte Cas zu wissen.
Mary entsicherte die Waffe.
»Halt! Cas! Sie gehört zu uns.«
Der Engel wandte sich um, als ich seinen Namen rief. »Cat ...« Erleichtert atmete er aus, und seine Haltung lockerte sich. »Du ... du lebst ...«
Bevor ich reagieren konnte, war er bei mir und schloss mich in eine feste Umarmung. Zunächst war ich verwirrt. Ich hatte vollkommen vergessen, dass alle dachten, wir wären tot.
»Was ist mit Dean?«, fragte er, als er mich losließ, und wie aufs Stichwort betrat der Winchester in diesem Moment den Raum. »Dean!« Ohne zu zögern, schloss er auch ihn in die Arme.
»Hey ...«, sagte dieser vollkommen überrumpelt.
»Du lebst!« Cas ließ ihn los. »Was ist mit der Bombe und der Finsternis? Was ist passiert?«
»Ihr Dad und Amara haben sich vertragen und beide genießen jetzt einen tollen Familienurlaub zu zweit«, sagte Dean hastig und deutete kurz auf mich. »Was ist hier passiert, Cas? Wo ist Sam?«
»Er ist nicht hier«, meinte Cas, als wäre dies nicht offensichtlich.
»Sind Sie ein Jäger?«, wollte Mary wissen, die uns alle vollkommen verwirrt ansah.
»Nein, ich bin ein Engel«, sagte Cas und wandte sich wieder an Dean.
»Wie bitte?«, fragte Mary jedoch, bevor Cas etwas sagen konnte.
»Ein Engel«, wiederholte Dean. »Du weißt schon - Flügel, Harfe.«
»Ich habe keine Harfe«, stellte Cas sofort klar.
»Das ist Castiel«, erklärte Dean. »Cas, das ist ... Mary ... Winchester ...«
Entrüstet sah Cas ihn an. »Deine Mutter ...«
»Ja ... Warte. Also, wo ist Sam? Er antwortet nicht. Da ist Blut auf dem Boden -«
»Ich weiß es nicht ... Wir kamen hierher zurück, und da war eine Frau, die auf uns gewartet hat. Sie hat mich zurück in den Himmel geschickt. Ich weiß nicht, wer sie war, ich weiß nicht, was sie mit Sam gemacht hat.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Mary. »Was ist passiert?«
Dean ignorierte sie. »Der Bunker war leer, als wir gegangen sind. Du sagtest Frau. Nicht Engel, nicht Dämon. Ein Mensch.«
Cas nickte zustimmend. »Sie war ein Mensch.«
»Wann war das?«, verlangte ich zu wissen.
»Um 2:12 Uhr nachts.«
Dean setzte sich an den Tisch und öffnete den Laptop.
»Ist das ... ein Computer?«, wollte Mary überrascht wissen.
»Ja. Ich traue denen nicht«, sagte Cas.
Konzentriert hackte Dean sich ins Überwachungsnetz der Straßenkameras ein und suchte nach einem Zeichen von Sam.
»Da, sieh mal«, sagte ich und deutete auf den schwarzen SUV. »Er hat eine rote Ampel überfahren. 2:21 Uhr.«
Dean spülte vor. »Dann kam für vierzig Minuten kein Auto mehr.«
Verblüfft sah Mary uns an. »Wie habt ihr das herausgefunden?«
»Gehackte Überwachungskameras«, erklärte Dean locker, obwohl ich wusste, dass er damit angeben wollte.
Fragend sah Mary ihn an.
»Willkommen in der Zukunft!«
Wir gingen zur Garage, wo der Impala stand, und kaum erkannte Mary das Auto, stockte sie. Einen Moment stand sie einfach da, betrachtete den Wagen mit Erstaunen, dann trat sie mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
»Hallo, mein Schatz«, sagte sie und beugte sich ins Fenster. »Erinnerst du dich an mich?«
Dean tat es ihr auf der gegenüberliegenden Seite gleich. Ich bemerkte Marys merkwürdiges Grinsen, was Dean mit leichtem Entsetzen aufnahm. Ein hastiges »Wir müssen los!« verließ seine Lippen, und ehe Cas und ich nachfragen konnten, stieg er ein.
DU LIEST GERADE
The Family Business || Supernatural Staffel 12
FanficBuch 10 Nach dem Kampf gegen die Finsternis erwartet die Winchesters und Cat bereits ein neues Problem - Sam wird entführt und zwar von den British Men of Letters, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Leben der drei komplett zu zerstören und s...