Kapitel 1

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„Ich hab mit diesem Abschnitt in meinem Leben abgeschlossen, Boss!"

Ich hämmerte zum wiederholten Mal energisch auf den Kaffeeautomaten ein, aber anscheinend hatte er sich entschlossen heute nichts auszuspucken.

„Kommen Sie schon, Navinia. Sie wären die Einzige, die diesen Auftrag authentisch ausführen könnte. Stellen Sie sich mal vor, ich würde Shona in die Klinik schicken. Spätestens nach einer Stunde wären wir aufgeflogen und könnten einpacken, ohne was erreicht zu haben."

Bei der Vorstellung musste ich grinsen. Die 27 jährige Shona war echt nicht die hellste Kerze aufem Kuchen. Wie sie es geschafft hatte die LAPD-Prüfung zu bestehen war mir schon immer ein Rätsel.
Aber eins musste man ihr lassen, treffsicher und flink war sie wirklich. Da machte Sie selbst unseren Jungs Konkurrenz.
Nur mit der Intelligenz knisterte es wie gesagt ein wenig.

„Jacob, du weißt, dass ich mich nie vor einem Auftrag drücken würde, aber undercover in einem Hospital sein und arbeiten ist einfach zu riskant."

Außerdem wollte ich nicht an die Zeit in meinem Leben erinnert werden, aber das würde ich meinem Boss garantiert nicht auf die Nase binden.

„Was wollen Sie, Navinia? Eine Gehaltserhöhung? Ein eigenes Büro?Dienstwagen?" er fuhr sich verzweifelt mit den Fingern über den bereits grau gewordenen Bart.

Mit einem verzweifelten Schlag gegen das Blech des Automatens vor mir, gab ich die Hoffnung auf, dass ein Wunder geschehen und da doch noch was raus kommen würde.

„Erstmal würde ich gern ein Kaffee haben" gab ich grummelnd von mir. Ich hatte es schon Morgens nicht geschafft mir einen zu kochen, denn der Bus hätte nicht auf mich gewartet.

„Sie bekommen eine ganze Kaffeemaschine, wenn sie zusagen!"
Langsam wurde mein Boss ungeduldig.

Ich trat an seinen Schreibtisch und nahm in einem Ledersessel ihm gegenüber Platz.
„Warum ich?"

„Navinia, Sie haben vor Ihrer Zeit als Detective fünf Jahre als Krankenschwester gearbeitet. Und Sie waren gut in Ihrem Job, sonst hätten Sie wohl kaum den Posten als Stationsleitung bekommen. Und jetzt brauchen wir sie im North Coast Hospital. Sie haben die perfekten Voraussetzungen für diesen Einsatz."

Ich stieß hörbar die Luft aus.
„Es hat einen Grund, warum ich nicht mehr als Krankenschwester arbeite..."

„Was für ein Grund könnt das sein? Eine Affäre mit dem Stationsarzt?" unterbrach mich mein Chef belustigt.

Wenn er nur wüsste, wie recht er mit seiner Behauptung hatte...

„Was auch immer da war, dies ist nicht ihr altes Krankenhaus, sondern das North Coast Hospital und sie wissen, dass sie im NCH eine größere Verantwortung haben, als nur Krankenschwester zu spielen"

Eigentlich hatte er ja Recht. Ich konnte nicht ständig vor Krankenhäusern davonlaufen, nur weil mir vor 5 Jahren in einem das Herz gebrochen wurde.

„Also ein eigenes Büro mit persönlicher Kaffeemaschine hört sich schon gut an und gegen einen Dienstwagen hätte ich natürlich auch nichts auszusetzen. Geschweige denn eine Gehaltserhöhung"
unschuldig knibbelte ich an meinen Fingernägeln.

„Eins der Dinge. Nicht gleich alle!" empört starrten mich die zwei grauen Augen meines Captains an.

„Der Dienstwagen kann wegfallen.  Ab dann wäre ich dabei!"

Jacob wollte erneut widersprechen, doch, als er meinen entschlossenen Gesichtsausdruck sah, reichte er mir zögernd die Hand

„Deal!"

Zwar immer noch unsicher, ob es die richtige Entscheidung war, schüttelte ich dennoch die mir entgegen gestreckte Hand.

„Also,worum geht's?"

Jacob holte einen dicken Ordner hervor, wo der Name des Krankenhauses, mein Name und ein mir unbekannter Name geschrieben waren.

Merlin

„Also..." begann er. „Wir haben einen anonymen Hinweis erhalten, dass im NCH mit Medikamenten gedealt wird. Hauptsächlich mit Schmerz- und Beruhigungsmitteln."

Er nahm das Blatt mit gerunzelter Stirn hoch.

„Benzodiazepin, Rohypnol, Codein.." er räusperte sich, „und halt noch diese Liste." gab er letztendlich doch den Kampf mit dem Latein auf.

„Auf jeden Fall, sind das verschreibungspflichtige Medikamente, die schwer abhängig machen. Ein Arzt des NCH wird verdächtigt und genau ab da wird es für uns spannend. Ein Dealer mit dem er Geschäfte gemacht haben soll, hat ihn verpfiffen, weil er nicht mehr genug geliefert hat. Jedoch wissen wir weder, wer der Dealer, also unser anonymer Informant, ist, noch welcher Arzt es ist. Vielleicht sogar Ärztin, alles ist möglich! Wenn wir undercover als Patienten im NCH ermitteln würden, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr hoch aufzufliegen, oder gar nicht erst an den richtigen Arzt zukommen. Deshalb gehen wir intern ins Hospital. Sie, Navinia, als Krankenschwester und die Drogenvollzugsbehörde stellt uns einen ihrer Agents, Agent Merlin, zur Verfügung, der als Arzt ermitteln wird."

Ich zog die Augenbraue hoch.

„Wie kommt's, dass ein Arzt freiwillig seinen Job aufgibt und sich als DEA Agent versucht? Krankenschwester ist ja noch verständlich, aber..."

„Ganz einfach, er ist nicht wirklich Arzt. Er wird sich nur als einer ausgeben." erklärte mir Jacob, als sei es das Natürlichste der Welt.

Meine eben noch hochgezogenen Augenbrauen wanderten noch ein Stück weit höher.

„Wie will er das denn anstellen?! Solche Typen wissen ja nicht mal auf welcher Seite das Herz liegt und was will er dann den Patienten erzählen? Tief durchatmen, Zähnezusammenbeißen und durchhalten, wie es bei den Agents so üblich ist?"

„Aus dem Grund sind sie ja dabei! Ihre Aufgabe ist es ihn vor den Kollegen zu decken und sollte mal was anderes getan werden als Druckverbände, dann wird immer ein wirklicher Arzt zur Stelle sein. Machen Sie sich mal keine Sorgen um die Patienten. Ihre Aufgabe ist Informationen sammeln. Die Klinikleitung und einige wenige Ärzte wissen Bescheid, also werden Sie immer Ansprechpartner haben."

Ich presste mir meine Hände gegen die Schläfen.

„Hätte ich von diesem Möchtegern-Mediziner gewusst, hätte ich niemals zugesagt, das wissen Sie!"

„Denken Sie an Ihr Büro mit der Kaffeemaschine, Navinia!" grinste mein Boss.
„Und nur um sie zu beruhigen, Agent Merlin hat ein ganzes Skript bekommen, dass er sich vorher durchliest, um wenigstens die Grundlagen der Medizin zu kennen!"

Wenn mich das beruhigen sollte, dann hatte sich Jacob geirrt.

Genauso gut hätte ich mir auch das chinesische Wörterbuch durchlesen können, und würde immer noch nichts über China wissen, außer vielleicht, dass ich die Sprache niemals freiwillig lernen würde.

Das konnte ja noch lustig werden...

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