Chapter 15

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Ich lasse meinen Blick über die sich langsam leerende Tanzfläche gleiten.

Kyle kommt auf uns zugeschlendert.

"Kommt ihr morgen? Wir übernachten in der Blockhütte. Es kommen nur ein paar Leute", sagt er und quetscht sich zwischen Chuck und mich auf die Couch.

"Ja klar", sage ich eine Spur zu schnell.

Hab ich grade ernsthaft zugestimmt?

Guuut, wo ist die Guillotine jetzt bitte?

Kyle grinst verräterisch: "Gut, bis dann".

Er erhebt sich und geht in Richtung Bar.

"Ich fahr dich... komm!", meint er.

"Eh, du hast kein Auto?"

Tanzen hat ihm wohl alle Gehirnzellen gestohlen.

Seinem Blick nach zu urteilen bemerkt er das auch gerade.

Am Eingang haben sich bereits einige Leute versammelt, darunter dieser komische Typ von dem VW Bus.

"Wir fahren. Kommt!", ertönt es von diesem.

Ruckartig erhebe ich mich und lasse mich im Trott der etwa acht Leute treiben, bis ich auf einem noch unangenehmeren Sitz platznehme.

Die Augen nur noch halb geöffnet, gleiten die Straßenlaternen an mir vorbei.

Als ich aussteige halte ich Ausschau nach Chuck.

Ich kann ihn nicht finden, bis sich eine Hand um mein Handgelenk legt.

"Komm jetzt! Ich hab dich schon zwei Mal gerufen", sagt er müde, aber belustigt.

Ich drücke mich gegen seine Schulter und lasse mich zum Auto ziehen.

Keine Ahnung wie lange das gedauert hat, aber irgendwann wache ich mit Chucks rüttelnder Hand an meiner Schulter auf.

"Wir sind da!", haucht er mir entgegen.

Ich ziehe mich an seiner Schulter hoch, was ihn sehr aus dem Gleichgewicht bringt.

Er lehnt sich ans Auto.

"Bis Morgen", sagt er, wirft die Tür hinter mir zu und fährt los.

Langsam gehe ich zur Haustür.

Shit

Ich hab keinen Hausschlüssel dabei.

Genervt stöhne ich auf und lasse meine Stirn gegen die Tür sinken.

Ja gut.

Also wenn ich schon keinen Schlüssel hab, dann bin ich wenigstens ein bisschen cool und klingel sturm.

Langsam lege ich den Finger auf die Klingel und drücke wie wild darauf.

Ich höre tapselnde Schritte.

Schließlich öffnet mir meine Schwester mit einem breiten Grinsen.

"Hast du jetzt einen Freund?", zwitschert sie mir entgegen.

"Nein, ich hab keinen Freund, und jetzt geh ins Bett", stöhne ich genervt auf.

Ich schlendere in mein Zimmer.

Davon muss ich unbedingt Loreen und Lena erzählen.

Ich krame mein Handy aus meiner Nachttischschublade und berichte ihnen per Whatsapp.

Ich habe Glück, Lena ist gerade on.

Ich: Rate mal was heute passiert ist!

Lena: Du hast mal wieder eine  Müslischüssel kaputtgemacht?

Ich: Ja, auch, aber etwas anderes...

Ich: Ich war auf einer Party ... wiiii

Lena: wow...toll

Ich: Jaaa

Lena: Das war Ironie...

Ich: Oh... Achso...

Lena: Kannst du mir das vielleicht nächste Woche erklären? Ich muss noch ne Präsentation vorbereiten und schreibe 3 KAs

Lena: Ich hab noch nicht mal angefangen... KOTZ

Ich: Okee

Lena: Sry, hab dich gaaaanz dooooll lieeeb. Gute Nacht

Ich: BB

Ein wenig enttäuscht lege ich das Handy weg und lasse mich auf mein Bett fallen.

Nach kurzer Zeit bin ich eingeschlafen.

~

Helligkeit

Ich stehe in einem weißen Raum.

Ich spüre etwas Kaltes, Schweres in meiner Hand.

Zuerst nur ein metallener Fleck in meiner Hand, der sich später zu einem Revolver formt.

Neben mir steht eine Frau, sie starrt auf etwas vor uns.

Ich blicke ebenfalls in die Richtung, vor mir stehen Chuck, Lena, Loreen, Kyle, meine Schwester und meine Eltern in Reihe.

"Schieß!", kommt es von der Frau neben mir.

Vor ihnen erscheint eine Wand, in der Mitte eine Glasscheibe.

"Erschieß dich, oder alle dort drin sterben", sagt die Frau sachlich.

In schwarz gekleidete Männer betreten den unreal wirkenden Raum hinter der Glasscheibe.

In den Händen hält jeder eine Pistole.

Sie stehen hinter jeden von ihnen, die Pistolen auf die Hinterköpfe gelegt.

Meine Schwester hat begonnen zu weinen.

Das einzige was sich in meinen Verstand drängt sind die Stimmen aller.

"Tu's nicht Sara, wir lieben dich doch", schluchzt meine Mutter.

"Schwesti bleib hier... was machst du da?", schreit sie verzweifelt, als ich den Revolver an meine Schläfe lege.

Die Frau neben mir... weg.

"Du schuldest mir noch ein Treffen", sagt Kyle ruhig... rau.

Leise Tränen laufen mir die Wangen runter.

Ich spüre nichts.

Und drücke ab.

Helligkeit

Die Gefühle, die ich von ein paar Sekunden hätte spüren sollen kommt über mich wie eine scharfe Messerklinge.

Ein Schrei baut sich in meiner Kehle auf.

Der Schmerz in mir tut so weh...

Weiß.

~

STREET FIGHTERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt