STREET FIGHTER

Chapter 19

Keuchend und schnaufend biege ich quietschend in die Gasse ein.

Jegliche Vorfreude in meinem Gesicht schwindet.

Der Typ steht grinsend in der Mitte von den anderen und wedelt dem 500 Euro Schein in seiner Hand herum.

Chuck kommt auf mich zu.

"Er ist schon seit drei Minuten fertig und du hast noch gedacht, du könntest gewinnen?"

Ich boxe ihm in die Schulter und verziehe mein Gesicht zu einem Schmollen.

"Wie heißt der Typ überhaupt?", frage ich.

"Leo", war Chucks knappe Antwort.

Wieso kann ich eigentlich nie was gewinnen?

Der hat ja sogar richtige Klamotten bekommen...

Mannoohooo

Warum gewinnen immer die Gutaussehenden?

Hässliche an die Macht!

Verstört über meine Gedanken trotte ich den anderen hinterher, die anscheinend eine neue Aufgabe finden wollen.

"Als ob du jetzt immernoch schmollst", kommt es nach einer Weile von links hinten geflüstert.
Sofort breitet sich eine Gänsehaut an meinem Hals aus.

Leo drängt sich neben mich.

"Nein, ich seh nur so aus", sage ich ohne Ironie, er schaut mich ungläubig an "im Ernst, ich denke nur nach, da seh ich halt immer wie ein leidendes Schwein aus!"

"Aha", er lächelt ein wenig, dann hält er meine Dummheit wohl wirklich nicht mehr aus und ein breites Grinsen setzt sich auf seine Lippen.

Sind meine Flirtkünste nicht FANTASTISCH?

Eines der Mädchen drängelt sich zwischen uns und greift an seinen Arm.

Sie flüstert ihm etwas ins Ohr und er geht mit ihr weg.

Jetzt muss ich auch lächeln.

Ach du scheiße...

Hoffentlich hat das niemand gesehen.

Panisch schaue ich umher, keiner scheint es bemerkt zu haben.

Chuck lässt sich zu mir zurückfallen und wir laufen in ein Gespräch über Ochsen vertieft weiter.

Schließlich hält die Gruppe wieder an.

Mein Handy vibriert in der Tasche, ich nehme es heraus und es entsperrt sich von selbst.

Ungläubig starre ich weiter auf den Bildschirm, der sich zu verselbständigen scheint und eine Nachricht aufruft.

Sie besteht aus weißen Buchstaben, die auf einem sich in der Farbe ständig wechselnden Hintergrund stehen:

MACH MIT

Die Gruppe teilt sich vor mir und auf dem Tablet eines weiteren Vermummten... Steht MEIN NAME?!

Alle starren mich an.

Chuck geht auf mich mit wirklich aggressivem Blick zu.

"Hast du jetzt davon!", sagt er mit einem drohenden, rauchigen Unterton.

Wie sind die bitte an meine Handynummer gekommen?

Verdattert laufe ich zu ihm hin.

Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit.

Geschockt bemerke ich erst garnicht, dass sich das Mädchen mit der Wellensittichstimme neben mich gestellt hat und anscheinen bereit für die Aufgabe ist.

Ehm... ich bezweifle, dass sie irgendetwas hinbekommt, wozu ein IQ über neunzig von Nöten ist.

Mit einem IQ unter 90 ist man nicht einmal lebensfähig. Ja... scheint mir definitiv die richtige Erwartungshaltung ihr gegenüber.

Die Tafel gibt nun die Aufgabe preis:

Stehlt einen Artikel über 10€ von einem Stand im Stadtmarkt

800€

Ich reiße meinen Mund auf und greife hastig an meine Schutzengelkette.

Mein Bauch krampft sich zusammen, es fühlt sich an, als würde ich in ein schwarzes, sehr sehr tiefes Loch fallen.

Ich kann doch nichts stehlen.

Ich mache mich STRAFBAR.

Oh Gott.... ich komm in den Jugensknast und verrotte da elendig...

STRAFBAR

STRAFBAR

STRAFBAR

Die Bedeutsamkeit dieses kleinen Wortes wird mir erst jetzt bewusst.

Wahrscheinlich bleibt es nur bei einer Verwarnung oderso?, versuche ich mich innerlich zu trösten.

Meine ganze Welt bricht zusammen.

Ich bin nie wieder unschuldig...

Ich atme aus und bereite mich auf das Startsignal vor.

Plötzlich scheint das grellgrüne Licht hinter mir auf und holt mich in die Realität zurück.

Zum Markt losspurtend schaue ich mir die Stände an.

Der Markt ist nicht sonderlich groß, ich versuche ich meine Schritte zu verlangsamen, um wenigstens nur ein bisschen wie ein normaler Mensch zu wirken, was eigentlich dank meiner fahrigen Blicke kaum möglich ist.

Ein Schmuckstand.

Langsam trotte ich hin, atme einmal tief ein und aus.

Ich schaue mir die Ketten an.

Da kommt mir plötzlich eine Idee.