Joggingdate 2.0

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«HAAAAAA?!» Das heftige Klingeln hatte meinen Traum unterbrochen. Ich lag noch mit einem übergrossen Hoodie, auf dem Edgar, Patricks Schwein abgebildet war, auf dem Bett. Zügig kontrollierte ich die Uhrzeit auf meinem Telefon. SCHON 8 UHR?!

Gestern Abend, nachdem sich Patrick von meinen Lippen gelöst hatte, schloss er meine Wohnung auf, liess mich aber erst durch, als ich die zweite Date Anfrage bejaht hatte. Er wollte mich HEUTE um acht Uhr abholen kommen, damit wir beide joggen gehen konnten. Nur dass ich vergessen hatte einen Wecker zu stellen.

Die Terrorisierung mit der Klingel hatte in ein Konzert aus lauten Klopfern gewechselt. Mit Adrenalin in den Adern, raste ich zur Haustüre und riss sie nervös auf. Patricks Gesicht war genervt verzogen, doch als er mich sah, wich dem ein Lächeln.

«Es tut mir leid! ICH HAB VERGESSEN DEN WECKER ZU STELLEN UND HAB JETZT...»

«Du trägst meinen Merch? Edgar!» Er schien nicht weiter böse zu sein, also trat ich beiseite, damit er eintreten konnte. Er setzte sich auf die Couch, welche ich wegen Faulheits-Gründen einfach im Flur gelassen.

«Ich gehe mich umziehen! Sorry. Fühl dich wie zuhause. Toilette ist hinten links.» Ich eilte in mein Zimmer und wühlte im Schrank herum, um meine Sportsachen zu finden. Da fiel mir ein, dass ich sie einfach unter mein Bett geschoben hatte. Ich hatte mich schnell angezogen, die Schnitte waren über Nacht schon gut zusammengewachsen, aber ich hatte sie trotzdem nochmals neu eingebunden. Nur für heute.

«Ich bin fertig!» Ich überlegte einen Rucksack oder sonstiges mitzunehmen, entschied mich aber dagegen. Patrick nahm seinen Rucksack mit, aber liess seine Kamera und das Stativ bei mir zuhause.

Ich genoss die paar Sekunden noch, die wir das Treppenhaus hinunterliefen. Unten hielt er mir wie ein Gentleman die Türe auf.

«Na dann, los geht's.» Er begann los zu joggen, was bei ihm anscheinend hiess: losrennen. Ich konnte kaum mit seiner Geschwindigkeit mithalten, deswegen joggte ich in einem Lauftempo ihm hinterher. Bald merkte er, dass ich einige Meter weiter hinten war und wartete geduldig bei der nächsten Strassenecke.

«Wollen wir der Flusspromenade entlang joggen? Ist ganz hübsch dort. Ich mach auch etwas langsamer.» Ich nickte nur knapp, lehnte gegen eine Hauswand und japste nach Luft. Toll, die Ausdauer von mir war schon aufgebraucht, wie sollte ich da noch weiter durchhalten.

Mit stärker werdendem Seitenstechen, raffte ich mich wieder auf. Diesmal war er wirklich extrem langsam, was mir noch ein wenig mehr Zeit verschaffte.

«Was hältst du davon, wenn wir nachher ein Kochvideo zusammen machen? Ich brauche noch ein Video und du kriegst ein Frühstück à la Pdizzle.» Da ich versuchte mein Keuchen zu unterdrücken, nickte ich eifrig, damit er mich nicht weiter anstarrte, es funktionierte.

Während er vor sich hinredete, einige Ideen brachte, was wir vielleicht zusammen kochen könnten, fiel ich immer weiter zurück. Das Seitenstechen war irgendwann so Schmerzhaft, dass ins gehen rutschte, doch jedes Mal, wenn Patrick wieder anhielt um auf mich zu warten, joggte ich vorwärts.

Endlich erreichten wir den Fluss, auf der nächsten Bank hielten wir an und ich setzte mich mit einem grossen Dankes-Seufzer auf die Bank. Patrick schien noch richtig fit zu sein, denn er stand mit verschränkten Armen vor mir. Er schien etwas genervt zu sein.

«Warum hast du nicht gesagt, dass du scheisse im Joggen bist?» Mein Blut schoss in meinen Kopf und ich zuckte nur wortlos mit den Schultern, was sollte man darauf schon antworten. Es würde alles nur in einer peinlichen Situation enden.

«Hast du starke Schmerzen? Du rollst auch nicht richtig mit dem Fuss ab, du musst ganz schön Knöchelweh haben...» Mit einem Schmollmund zog ich meine Beine an den Körper und biss mir heimlich auf die Unterlippe, ich war ein Idiot!

"Pdizzle hat ne Freundin!"-PalutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt