Kapitel 11 -Amnesia

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Fast eine Woche war seit diesem 'Vorfall' vergangen.

Ich hatte so getan, als wäre es nie passiert - so als hätte er mich damit nicht verletzt.

Aber im Laufe der Woche wurde mir erst recht bewusst, wie wichtig Mino für mich in dieser kurzen Zeit geworden ist und wie sehr es weh tat.

Niemand, der sich um mich sorgte und beschützte, der mich abholte, der mir mein Essen klaute...

Bobby hatte auch gemerkt wie niedergeschlagen ich teilweise gewirkt habe, doch ich bin seinen Fragen steht's ausgewichen.

So saß ich nun also am späten Samstag Abend alleine, eingehüllt in eine Decke, auf der Couch.

Keine Party, kein Alkohol, kein Mino, vor allem letzteres nie wieder.

...doch wie es der Zufall so wollte, kam genau dieser gerade mit einem Mädchen zur Haustür herein.

Normalerweise nichts ungewöhnliches und trotzdem starrte ich beide ungläubig an, als sie an der Wohnzimmertür vorbei liefen.

"Hyelin?!", vielleicht hätte ich besser darüber nachzudenken sollen, doch ich schrie beiden einfach hinterher, ehe ich panisch vom Sofa aufsprang.

Bevor sie im Zimmer verschwinden konnten, packte ich Mino wütend am Ärmel, "Glaubst du ernsthaft ich sehe mir jetzt auch noch mit an, wie du meiner besten Freundin weh tust?!".

Er grinste bloß blöd, den Hyelin ergriff wie immer zuerst das Wort, "Warum auch immer du hier bist Y/N... aber verpiss dich jetzt bitte. Mino gehört mir."

Sie schob mich weg von Mino und schlug mir wieder mal die Tür vor der Nase zu. Perplex drehte ich mich um und trottete die Treppe runter.

"Mir reicht's.", aus der Trauer war inzwischen pure Wut geworden.

Das er so zu mir ist ok, aber meine beste Freundin? Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich wollte nicht weinen.

Übermütig rannte ich rauß, gerade so hatte ich mir noch meine Schuhe und eine Jacke angezogen, bevor ich nach draußen in die Kälte gerannt war.

Ich wusste nicht wohin, wollte einfach nur weit weg von ihm. Keine Sekunde achtete ich auf meinen Weg oder auf das was um mich herum geschah. 

Mein Blick ging erst nach rechts und schließlich nach links, ehe ich einen Fuß auf die Straße setzte, alles danach ist nur noch verschwommen.

Ein grelles Licht das schnell auf mich zu kam - Reifen quietschen - Scherben die mit einem Klirren zu Boden fielen - Blut das an meinen Händen klebte - danach war alles endgültig schwarz.

Mehr wusste ich auch nicht mehr als ich irgendwann wieder im Krankenhaus aufwachte. Vor mir eine graue kale Wand und auf dem Tisch neben mir ein Strauß Blumen. Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten, zu überlegen wer ich bin und wie es dazu kam, doch ich gab auf als mein Kopf extrem zu schmerzen began.

Eine Schwester in weißen Sachen kam durch die Tür, ging geradewegs auf die Vorhänge zu und öffnete diese, erst danach drehte sie sich zu mir. Ich knief von der Sonne geblendet meine Augen leicht zusammen un erwiderte die Blicke von der lächelnden Krankenschwester, "Ah guten Morgen Y/N, wie geht es dir denn?"

"Ich heiße also Y/N?",etwas verwirrt blickte ich sie an und ihre Augen weiteten sich bei meiner Frage, "Erinnerst du dich nicht einmal an deinen Namen?".

Unsicher schüttelte ich den Kopf, eilig lief sie aus dem Zimmer und redete wohl mit einem der Ärzte, der dann auch ins Zimmer kam. 

"Also Miss Kim, Sie erinnern sich also an nichts richtig?", ich nickte und er sah mich besorgt an, "Nun sie haben sich bei dem Unfall den Kopf sehr stark verletzt, da ist so eine Amnesie nicht selten ... dass ihre Erinnerungen vollständig wieder zurück kommen kann ich Ihnen allerdings nicht versprechen, aber bis auf die Verletzung am Kopf haben sind sie glimpflich davon gekommen - lediglich ein paar Prellungen und Schürfwunden. Sie dürfen, also theoretisch heute Nachhause, aber schonen sie sich noch."

Er verabschiedete sich und wollte gerade in Richtung Tür, doch drehte sich vorher noch einmal um, "Ach ja, Ihre Mutter wartet gerade vor der Tür, ich werde sie rein lassen, wenn das für Sie ok ist und gute Besserung natürlich."

"Ja sicher und vielen Dank.", er verließ den Raum unterhielt sich noch kurz und ließ die für mich in dem Moment fremde Frau rein. Ich wollte sie nicht verletzten, sie saß sowieso schon vollkommen fertig aus, deshalb tat ich einfach so als würde ich mich wenigstens an sie erinnern.

Mit Tränen in den Augen kam sie auf mich zu und nahm mich erst einmal, so gut es eben ging, in die Arme. Zwar erwiderte ich die Umarmung, doch es fühlte sich so komisch an - nicht einmal an meine eigene Mutter erinnerte ich mich. 

"Wie ist das nur passiert Schatz?", sie schluchzte und ließ mich los. Auf ihre Frage hätte ich selbst gerne eine Antwort, doch es schien hoffnungslos. "M-mum? Können wir nach Hause?", unter Schmerzen richtete ich mich auf und versuchte sie an zu lächeln.

Sie nickte und nach dem ich mich langsam angezogen hatte, verließen wir auch schon das Krankenhaus. Mit einem Taxi fuhren wir vor eine  großes Anwesen, "Hier wohnen wir?", skeptisch warf ich ihr einen Blick zu, ich konnte mich an nichts erinnern, doch auch das wirkte nicht richtig so.

"Naja, irgendwie...zumindest vorübergehend, aber das ist doch vollkommen unwichtig.", sie stieg mit mir aus und nahm meine Tasche. Jeden Meter des versuchte ich mir genau anzusehen, in der Hoffnung mich an etwas zu erinnern. Es wirkte jedoch alles unheimlich fremd, was ein Glück, dass mich extreme Kopfschmerzen vor weiterem denken bewahrten. Auf der Treppe, die hoch zu Eingangstür führte, fiel ich auf die Knie und stützte meinen Kopf mit den Händen. Den Verband hatte mir die Schwester vorhin abgenommen, dabei gab sie mir glücklicherweise auch Schmerzmittel mit, welche ich nun aus der Tasche kramte und hektisch zu mir nahm.

Meine Mutter hatte sich besorgt über mich gebeugt und fragte ob was los sei. Vorsichtig schob ich sie beiseite und stand auf, "Geht schon wieder, komm lass uns rein.". Zusammen mit ihr ging ich durch das riesige Haus.

Sie wollte, dass ich mich hinlege, doch stattdessen bat ich sie mir ein wenig über mein Leben zu erzählen. Als wir so zusammen im Wohnzimmer saßen und sie erzählte, hörte ich ihr gespannt zu. Voller Begeisterung erzählte sie von einer vollkommen fremden Person und dabei redete sie doch angeblich von mir. Doch bei all ihren Erzählungen fehlte etwas - der schlechte Teil.

Ich bezweifle, dass mein Leben so gut war.

Zwar hatte der Arzt von einem Unfall gesprochen, doch es fühlte sich so an, als wäre ich in der Nacht freiwillig vor das Auto gelaufen.

Teddybear [Mino]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt