Am nächsten Morgen, sah ich wie das Mädchen von gestern Abend, weinend aus dem Haus lief und kurz darauf kam auch schon Mino die Treppe runter. Er kam zu mir und tat so als wäre nie etwas passiert, "Krieg ich auch was?". Fast wäre mir mein Frühstück wieder hochgekommen, der Typ ist unmöglich.
"Ich hab dir schon mal gesagt, mach dir dein Essen selber.", er grinste auf meine Antwort hin und schnappte sich meinen Teller mit dem bereits angefangenen Sandwich. "Du bist wirklich unartig Kätz-", ich hielt ihm einen Finger vor dem Mund, "Du Arsch, ignorierst mich einen gesamten Tag und nun bin ich unartig?".
"Ach sei nicht so, es tut mir leid.", es klang unglaublich ironisch. Mit einer Hand schob er meine weg von seinem Gesicht und aß den Rest meines Sandwiches. "Dein Verhalten ist schlimmer als das eines kleinen Kindes und essen kannst du auch nicht...", mit einer Serviette wischte ich die Krümmel um seinen Mund einfach weg ohne darüber nach zu denken.
Viel zu nahe war ich ihm dabei gekommen, seine dunklen Augen starrte mich förmlich an und ich spürte wie mein Herz begann schneller zu werden. Mit hoch rotem Kopf ließ ich mich wieder auf den Stuhl fallen.
Ich hatte mir geschworen, dass ich ihm nicht verfallen werde.
Zum Glück, redeten wir beide nicht über das, was gerade passiert war, aber auch allgemein redeten wir kaum, bis er mich an der Schule abgesetzt hatte. Meine Freundinnen kamen auf uns zu gerannt, ehe Mino fast wieder gefahren wäre. Die beiden, aber vor allem Hyelin himmelten ihn an. "Mino, das sind Hyelin und Myoung. Myoung und Hyelin, das ist Mino.", fragend sah er zwischen mir und den anderen beiden hin und her, "Schön euch kennen zu lernen...?". "Noch viel schöner ist es dich endlich kennen zu lernen.", Hyelin ergriff nun voreilig das Wort, "Sag mal Oppa, hast du eine Freundin?".
Ich stieß sie für diese unhöfliche Frage mit dem Ellenbogen und warf ihr einen bösen Blick zu. "Nein, aber ich muss sagen...es gibt ein Mädchen, dass mir zurzeit den Kopf verdreht. Entschuldigt mich nun Mädels, ich muss los.", kurz darauf verschwand er auch schon und ich dachte bei seinem Satz an gestern Abend, wusste, dass es wohl schlecht, dieses Mädchen sein konnte.
"Als ob der eine ernsthafte Beziehung führen kann.", mein Satz schien den beiden egal zu sein, sie schmiedeten anscheinend bereits ihre eigenen Pläne.
Den gesamten Schultag tat ich mein bestes um den Unterricht zu folgen, doch mal wieder klappte das nicht so recht. Der Gong zum Schulende hin, erlöste mich jedoch und ich verließ so schnell ich konnte alleine das Gebäude und lief zum Cafe.
Bobby war heute wieder da und lenkte mich ein wenig ab. Ich blieb sogar etwas länger und half Bobby noch beim aufräumen, ich verließ den kleinen Laden erst als es bereits dunkel war.
Eine Hand, die mich plötzlich am Arm packte ließ mich zusammenzucken. Ich erkannte Mino, der mich wie immer angrinste, "Ich dachte schon du kommst nicht mehr.". Seine Hand ließ von meinem Arm ab und vereinigte sich stattdessen mit meiner Hand. Es fühlte sich so ungewohnt an, aber irgendwie ungewohnt gut.
"Lass uns Nachhause, Kitten.", er zog mich mit sich die nur von Laternen erleuchtete Straße entlang und ich hatte mehr und mehr das Gefühl, mein Plan würde wohl nicht aufgehen. An dem kleinen Parkplatz angekommen, ließ er meine Hand los und wir setzten uns beide auf das Motorrad.
Die kalte Luft zog an mir vorbei, als wir durch die mäßig beleuchteten Straßen Seouls fuhren. Meine Arme hatte ich fest um seinen Oberkörper gelegt und über uns konnte ich das Funkeln der Sterne des Nachthimmels sehen.
Ich wollte ihn hassen, doch je mehr ich es versuchte, desto mehr geschah das Gegenteil.
Wir kamen Zuhause an und betraten das Haus, "Sag mal, wäre es unpassend dich zu fragen, ob du mir hilfst?", ich deutete auf den Rucksack in meiner Hand.
"Gerne doch, aber nur wenn ich im Gegenzug auch etwas bekomme.", er wollte, dass ich die Treppe hoch und mit in sein Zimmer komme. Ich war misstrauisch, bei dem was er wollte. Sein Zimmer war nichts außergewöhnliches, ziemlich schlicht eingerichtet und ebene ein wenig Chaos hier und dort.
Wir betraten den Raum und er schloss die Tür hinter uns, er zog mich zu dem Schreibtisch, an welchen wir uns setzten und uns meinen Hausaufgaben widmeten.
"Dann wären wir wohl fertig.", mit einer Hand klappte er das Buch zu und mit der anderen stütze er seinen Kopf. Sein Blick lag auf mir und gab mir ein komisches Gefühl, "Was willst du denn nun?". "Tu was ich dir sage und stell mir für heute keine Fragen mehr.", er grinste und kam mir gefährlich nahe, ich erstarrte vor Schreck und ahnte bereits das Schlimmste.
Bevor er mir allerdings irgendetwas tun konnte, stand er auf und ging zu seinem Schrank, kramte ein Shirt hervor und warf es mir zu. Zwar hatte ich es gerade so gefangen, doch immer noch brachte ich kein Wort raus. "Du solltest dich umziehen.", er zeigte auf die Tür schräg gegenüber und ich tat auch was er sagte.
Vollkommen überfordert betrat ich das kleine Bad und schloss die Tür hinter mir. Ohne darüber nach zu denken zog ich meine Klamotten aus bis auf die Unterwäsche und warf mir schließlich sein Schirt über. "Was machst du hier eigentlich?", mein Spiegelbild konnte mir die Frage ebenso wenig beantworten wie ich selbst.
Tief atmete ich ein und aus ehe ich das Bad verließ. Mino saß bereits umgezogen auf seinem Bett und blickte erst von seinem Handy hoch als er merkte, wie ich die Tür zum Bad hinter mir wieder schloss.
Von oben bis unten sah er mich genau an und konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen, "Mein kleines Kätzchen...".
"Ich bin dir einiges schuldig, aber so viel nun auch nicht.", mit einem hochroten Kopf stand ich da vor ihm und wusste nicht weiter. Er lachte nun plötzlich, "Keine Sorge, ich möchte bloß, dass mein Kätzchen für eine Nacht mit mir kuschelt und mal nicht faucht und kratzt."
"Ich bin doch kein Teddybär!", empört schimpfte ich über seine Worte und wurde immer noch nicht schlau aus diesem Mann. "Bitte, sei nur für diese eine Nacht mein Teddybär...außerdem ist mein Bett um einiges bequemer als die Matratze da unten.", er stand auf und kam auf mich zu, wieder kam er mir so bedrohlich nahe. Ich bekam Gänsehaut, als er mir in Ohr flüsterte, "Bitte~".
Wieso fühlte ich mich plötzlich nur so schwach?
Ich konnte ihm doch nicht so einfach verfallen.
Ich würde so enden, wie das Mädchen heute Früh.
Aber als er seinen Arm um meine Taille legte, war es schon zu spät.
○
Nur ein weiteres kleines Mädchen, nur eine weitere Eroberung, nur ein weiteres Spielchen - mehr war sie nicht.
Doch ich wollte, dass Spiel noch nicht so schnell beenden.
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