Da liegt er nun, heulend auf dem Bett und sich selbst hassend.
Die Tränen verebben langsam und vertrocknen sein Gesicht mit Salz.
Mae liegt bestimmt in Thors Armen und genießt jeden Atemzug seines Geruchs.
Er hätte es wissen müssen. Sie war ihm bestimmt und das ist auch heute der Fall.
Er sollte sich langsam damit abfinden, dass er nie das bekommen wird, was er möchte.
Nach zehn weiteren Minuten rappelt er sich auf und sieht kurz in den Spiegel, bevor er wieder in das Wohnzimmer tritt.
Seine Augen sind ein wenig rot, aber das ist ihm egal.
Es ist leise. Im Wohnzimmer sitzt Banner alleine auf dem Sofa.
"Wo sind sie?" Er versucht seine Stimme normal zu halten, aber der Gedanke daran, wie die beiden in Thors Zimmer sind, macht ihn wütend.
"Wenn du Thor und Mary meinst, die holen ihre Sachen aus dem Appartement."
"Ihr Name lautet Mae. Was machen die beiden?"
"Sie zieht hierher. Ist alles schon mit Director Fury abgemacht. Ich meine, sie ist eben eine Göttin. Sie wird an unserer Seite kämpfen"
Mae zieht in den Stark-Tower?
Damit sie näher bei ihm ist. Hundertprozentig.
Banner wendet sich wieder seiner Zeitung zu und ignoriert Loki.
Er kommt mit den anderen Avengers aus, aber auch nur gezwungen. Immer mal wieder kocht die Stimmung über und es gibt Geschrei, aber die meiste Zeit ist es ruhig.
Er bemüht sich weniger, Freundschaften zu schließen.
Warum auch?
Sind doch alles nur mickrige Menschen.Was soll er jetzt machen?
Er muss sich im Klaren sein, wie es sein wird, wenn sie hier einzieht.
Jetzt, da Thor und Mae unabhängig sind, können Sie alles tun was sie wollen.
Daran will er gar nicht denken.
Ohne ein weiteres Wort zu Banner, zieht Loki sein Jacket an und tritt in den Aufzug.
Eigentlich benötigt er keine Jacke, er verspürt keine Wärme oder Kälte. Nicht nur weil er ein Gott ist, sondern eher weil er ein Eisriese ist.
Schnellen Schrittes schreitet er die Straßen hinunter zu seinem Lieblingskaffee. Er stellt sich in die lange Schlange und wartet.
Immer wieder schleicht sich der Gedanke, dass Thor mal wieder alles bekommt, was Loki glücklich machen würde, in den Vordergrund. Verzweifelt versucht er, den Fokus auf etwas anderes zu legen, vergeblich.
Es macht ihn wütend, dass er sich für ein Getränk anstellen muss. Er ist besser als alle anderen, er sollte alles als erstes bekommen.
Natürlich immer nach Thor.
Den würde man hier vorlassen. Er müsste auch nichts für den Kaffee bezahlen. Leute würden Fotos mit ihm machen wollen und heulen vor Glück.
Die Aussage, dass es Loki nichts ausmachen würde, dass die Menschen ihn nicht mögen, stimmt wohl doch nicht so ganz.
Manchmal wünscht er sich, auch mal begehrt zu werden, von wem auch immer. Sei es ein normaler Mensch, ein kleines Kind oder einer der Avengers.
Oder von Mae.
Ganz klar von Mae.
,,Entschuldigung?" Die Dame hinter dem Tresen reißt ihn aus den dunklen Gedanken. Völlig automatisch bestellt er einen Kaffee.
Den abschätzigen Blick der Dame ignoriert er. In der Regel wissen die meisten Leute, wer er ist. Die meisten schenken ihm einen bestimmten Gesichtausdruck, ein Mix aus Angst, Wut und Ekel. Daran hat sich mittlerweile daran gewöhnt und achtet gar nicht mehr darauf.
Das heiße Getränk strömt in seinen Körper, kann aber leider die schmerzenden Gedanken nicht vertreiben.Soll er wieder zurück in den Tower? Es macht keinen Unterschied, ob er sich hier oder in seinem Zimmerüber die Beiden Gedanken macht. Mit etwas zu viel Schwung schmeißt er den leeren Kaffeebecher in einen Mülleimer auf der Straße.
Ein Fußgänger dreht sich empört um. "Alter, sachte."
Selbst an einem guten Tag hätte Loki keine Toleranz für dieses unwürdige Verhalten ihm gegenüber gehabt. Heute ist ein sehr schlechter Tag. Ein ernster Killerblick genügt, um ihn verstummen zu lassen. Kurz überlegt er, etwas zu sagen oder ihn zu verfolgen. Er lächelt bei dem Gedanken an den letzten Typ, der ihn angemacht hatte. Loki war ihm in eine einsame Gasse gefolgt und hat ein wenig die Umgebung verändert. Dass er eine riesige Angst vor Schlangen hatte, war ein Glückstreffer. Eigentlich wurde es ihm verboten, Unschuldigen etwas anzutun, aber er hatte ihn ja auch nicht angefasst, also wen kümmert es schon? Bevor er schnellen Schrittes weitergeht, murmelt der Fußgänger noch ein leises Entschuldigung. An seinem Blick erkennt Loki, dass er erkannt hat, wer er war. Ein kleines Lächeln stehlt sich auf seine Lippen, welches so schnell es gekommen ist, auch wieder verschwindet, als er sich wieder daran erinnert, dass er auf dem Weg zum Tower ist. Zu Thor. Zu Mae.
Warum fällt ihm das alles so schwer? Sie ist nur eine Frau.
Sie bringt alles durcheinander.Wieder im Apartement des Towers angekommen, stehen Kisten und Möbel im Flur. Es passiert wirklich! Mae zieht ein! Er versucht seinen Gesichtsausdruch ernst werden zu lassen und gelangweilt zu wirken. Eine der Türen steht sperangelweit offen und lautes Gelächter dringt daraus in den Flur. Langsam bahnt er sich einen Weg durch das gefalltete Karton und einigen Pflanzen. An der offenen Tür angekommen, lehnt er sich lässig an den Türrahmen und wartet, bis er bemerkt wird. "Loki! Wo warst Du denn? Ich ziehe wirklich hier ein, kannst du das fassen?"
Als er nur mit den Schultern zuckt, zerfällt ihr glücklicher Gesichtsausdruck und ein besorgtes Stirnrunzeln macht sich breit.
Als keiner mehr etwas erwidert, dreht sich Loki weg und geht in Richtung seines Zimmers. Doch bevor er die Chance bekommt, die Tür zu öffnen, hält ihn eine Hand am Handgelenk fest. Ein kleines Lächeln umschmeichelt seine Lippen, als er sich umdreht. Aber anstatt Maes blonde Locken zu erblicken, erblickt er Thors. Sofort entzieht er sich seiner Berührung.
Auch wenn sich sein Verhältnis zu Thor gebessert hat, hat er keinen Lust auf seinen Bruder, nicht in dieser Situation.
"Auf ein Wort, Bruder!"
Er lässt keine Widerrede gelten. Thor packt wieder sein Handgelenk und zieht ihn in Lokis Zimmer. Er versucht sich mit allen Kräften des Griffes zu entwinden, vergeblich.
"Was soll das?!"
"Diese Frage könnte ich dir auch vorstellen."
Fragend schauen sie sich gegenseitig an.
"Wie Bitte? Ich hab doch gar nichts gemacht?" Um diese Wörter zu unterstreichen, setzt er ein leichtes Lächeln auf und zieht seine Augenbrauen nach oben.
"Bei Mutter hat dieser Gesichtsausdruck vielleicht gefruchtet, bei mir allerdings noch nie. Du verletzt Mae mit deiner Art, dessen bist du dir bewusst?"
Mae verletzen? Warum sollte irgendetwas, was Loki tut, sie verletzen? Thor bemerkt, dass er verwirrt ist und fährt fort:" Sie ist erst seit wenigen Stunden wieder in deinem Leben und du zeigst kein Interesse an ihr. Wir wissen beide, dass das schon immer ganz oben auf deiner Liste stand, zu wissen, was sie macht, wo und bei wem sie ist. "
Loki hört fast, wie die Mauer, die sowieso schon die ganze Zeit bröckelt bricht und alles was er schon immer angestaut hat, heraus lässt.
"Du hast recht, Bruder. Und doch kann es ihr egal sein. Sie hat dich endlich wieder! Nun könnt ihr heiraten, Kinder bekommen und glücklich bis an euer Lebensende sein. Herzlichen Glückwunsch Thor. Nein ehrlich. Und Danke, dass du mir das noch alles unter die Nase reibst. Dadurch fühle ich mich wieder wie der kleine komische Junge von damals, den keiner mochte, außer dieses tolle Mädchen, welche dir versprochen war. Wieder in deinem Schatten zu stehen ist toll, vorallem wenn du es geniest."
Plötzlich wird ihm klar, was er gerade gesagt hat. Er hat alles zugegeben. Nicht nur, dass er Mae schon immer geliebt hat, sondern auch, wie es ihm all die Jahre erging. Ein kleines Summen in seinem Brustkorb wird zu einem lauten Schrei und er möchte einfach nur weg. Verlegen sieht er zur Tür, doch dann fällt ihm ein, dass sie in seinem Zimmer sind. Wenn er durch diese Tür flüchtet, wohin soll er dann gehen? Im Wohnzimmer läuft er Gefahr auf einen anderen Bewohner des Apartments zu treffen. Er könnte sich noch einen Kaffee holen. Das Problem ist nur, dass seine ganze Welt zusammengebrochen ist und er einfach nur alleine sein möchte. Er spürt schon, wie sich die Tränen in seine Augen drängen. Heulen in Gegenwart von mickigen Menschen? Niemals. Sie würden es mit ihren kleinen gläsernen Kisten aufnehen und durch die Welt schicken.
Thor steht vor ihm wie bestellt und nicht abgeholt. Er hat sich nicht von der Stelle gerührt und sieht ihn weiterhin mit großen Augen an. Loki schluckt den fetten Kloß in seinem Hals herunter und will gerade etwas sagen, als der Ase ihm zuvorkommt. "Wir werden nicht heiraten. Ich liebe sie nicht, genauso wenig wie sie Gefühle für mich hegt." Er beißt sich auf die Innenseite seiner Wange, bis er Blut schmeckt. Ein kleiner Stein fällt von seinem Herzen. "Wir haben noch nie etwas für einander empfunden. Sie war schon immer in einen anderen verliebt, dass hat sie mir damals gestanden. Ich war so erleichtert. Wir wussten, wir müssen unsere Pflicht erfüllen und heiraten, auch wenn wir beide etwas anderes wollten."
Nie hatte sie Thor geliebt.
Sie hatte Thor noch nie geliebt.
Sie liebt Thor nicht.
Egal wie er den Satz dreht und wendet, er kann es einfach nicht fassen.
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648 Years (Loki FF)
Fanfiction[Loki - Fanfic] 》Doch auf dem Ball tauchte sie nicht auf, selbst viele Tage danach sah Loki sie nicht. Und niemand wart sie jeher wieder zu sehen.《