Kapitel 2 - Die Entscheidung

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Nachdem Luzifer den Palast Gottes verlassen hatte streifte dieser ein wenig umher und dachte über das, was sein Vater ihm gesagt hatte nach. Konnte er wirklich seinen Worten vertrauen?

Er musste noch einmal zum Garten Eden. Die Sache ließ ihn einfach nicht los. So sehr er es auch versuchte, es blieb ihm nichts anderes übrig als sich selbst davon überzeugen.

Im Garten Eden hielt er nach dem Baum der Erkenntnis Ausschau. Die Bäume sahen leider nur alle so ziemlich gleich aus. Also schloss Luzifer die Augen und konzentrierte sich auf seine Umgebung. Nach einer Weile spürte er eine starke Präsenz von etwas Mächtigem und Reinem. Als er seine Augen wieder geöffnet hatte, folgte er dieser, bis er an eine Art Barriere stieß. Diese wollte ihn daran hindern sich dem Baum weiter zu nähern. Es war als würden lautlose Stimmen ihn anschreien keinen Schritt weiterzugehen und sich zu entfernen. Es brachte ihn fast zu Knien, so intensiv war es.

Er machte einen Schritt von der Barriere zurück, denn Luzifer wusste, würde er mit Gewalt die Barriere durchbrechen, würde sein Vater sofort davon erfahren.

Dies konnte er sich aber nicht leisten, eine solche offene Rebellion würde nämlich drastische Konsequenzen haben. Dessen war er sich gewiss.

Zum Glück hatte er sich heimlich ohne das Wissen seines Vaters einige nützliche Fähigkeiten antrainiert. Eine von diesen nutze er nun. Dabei schloss er wieder seine Augen und konzentrierte seine Energie darauf seine Anwesenheit zu verschleiern. Als er damit abgeschlossen hatte, schritt er zur Barriere und übertrat diese schließlich. Was ihn aber einiges an Kraft kostete. Nun konnte er endlich den Baum der Erkenntnis sehen. Es war ein sehr schöner und kräftiger Baum mit reichen Früchten. Um genau zu sein blutrote Äpfel. Wie sollten die Menschenkinder je von seinen Früchten essen können? Nur starke Engel oder Wesen mit ähnlichen Kräften konnten die Barriere durchdringen, geschweige denn den Baum finden. Selbst wenn sie nach dessen Früchten streben würden. Enttäuscht entfernte sich Luzifer vom Baum der Erkenntnis und trat wieder hinter die Barriere. Nachdem er diese überschritten hatte, beendete er die Verschleierung seiner Anwesenheit. Nach einer Weile setzte er sich auf eine Wiese in der Nähe der Menschenkinder Adam und Eva und beobachtete diese. Was sollte er tun? Er wusste, dass, wenn nichts geschah, die Menschen niemals frei wären, niemals fühlen würden. Aber könnte er gegen den Willen Gottes handeln? Durfte er das? Wenn Gott herausfinden würde was er zu tun gedenkt, was wären die Konsequenzen? Würde er seinem Sohn verzeihen können? Was würde mit ihm geschehen? Doch unabhängig der möglichen Konsequenzen, konnte er nicht einfach nur dasitzen und nichts tun, das war einfach gegen seine Natur. Er konnte es einfach nicht länger ertragen. Er musste etwas tun, was diese bedauernswerten Geschöpfe aus ihrer Monotonie befreien würde. Wenn die Menschen nicht zum Baum der Erkenntnis gelangen konnten, musste er eben dessen Frucht heimlich zu Ihnen bringen.

Nach diesem Entschluss kehrte er ins Himmelsreich zurück, er schlenderte ein wenig herum, um sich von den anderen Engeln sehen zu lassen. Nach einer Weile begab er sich in einen abgelegeneren Teil und legte sich auf eine Wiese. Langsam schloss er seine Augen und konzentrierte seine Energie, um ein Trugbild von sich zu erzeugen. Dass würde eine Weile von seiner Abwesenheit ablenken. Daraufhin verschleierte er seine Präsenz und lenkte diese auf sein Abbild, das ihn jedoch einiges an Energie kosten würde, wenn es lange genug halten sollte.

Nun brach er wieder nach Eden auf. Seine Anwesenheit weiterhin verschleiert machte er sich auf den Weg zum Baum der Erkenntnis. Wieder die Barriere, ohne Alarm zu schlagen, überschreitend, nahm er einen Apfel vom Baum und hielt ihn nach oben, so dass die Sonne den Apfel glänzen ließ. Er betrachtete den Apfel eine Weile. Sollte er diesen Plan wirklich durchziehen? Noch war Zeit das Ganze abzublasen. Aber dies würde nicht passieren, das wusste er selbst am besten.

Durch seine Fähigkeit der Gedankenmanipulaltion näherte er sich der Menschenfrau Eva in der Erscheinung einer Schlange. Um ohne ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, die Frucht der Erkenntnis zu den gewöhnlichen Äpfeln, von denen sie gerade aß, zu legen. Als sie gerade nicht hinschaute positionierte er den Apfel so, dass es der nächste in ihrer Reichweite war.

Ohne etwas von dessen Tragweite zu ahnen, nahm sie schließlich diesen besonderen Apfel in die Hand, führte ihn zu ihrem Mund und biss kräftig hinein. Es war es wäre ein Schalter umgelegt wurden. Denn plötzlich hielt sie inne und ihre Augen schienen klarer zu werden. Als würde sich ein Schleier von ihren Augen lösen. Wie erstarrt ließ sie den Apfel fallen. Sie war verängstigt und verunsichert, weil sie plötzlich alles um sie herum anders wahrnahm und dutzende von Gefühlen auf sie einstürmten. Zum ersten Mal nahm sie ihre Umgebung bewusst wahr.

Auf einmal fiel ihr Blick auf ein Rehkitz und sein Muttertier, welche das neugeborene liebevoll versorgte und dem kleinen auf die Beine half. Zwar war es noch wackelig auf seinen kleinen Hufen, fühlte sich aber dank der Ermutigung seiner Mutter immer sicherer. Bis es fröhlich begann kleine Sprünge zumachen. Und da geschah es, dass das aller erste Mal ein Lächeln über Evas Gesicht huschte. Erschrocken fuhr sie mit ihrer Hand über ihren Mund die Linie ihres Lächelns nach. Gleichzeitig fühlte sie in ihrem Innersten ein solch warmes Gefühl, das sie erneut zu Lächeln begann. Da merkte sie, dass die Veränderungen die sie durchmachte nichts Schlechtes sein konnte, denn es fühlte sich einfach zu gut an und sie wollte es teilen.

Also nahm sie den abgebissenen Apfel und machte sich auf der Suche nach Adam, ihrem Partner. Nach einer kurzen Weile fand sie ihn schließlich auch. Zunächst beobachte sie ihn ein paar Minuten. Dann ging sie langsam auf ihren Adam zu und reichte ihm, mit einem Lächeln, den Apfel.

Langsam zog sich Luzifer zurück. Außer Sichtweite teleportierte er sich wieder in das Himmelsreich zu seinem Abbild zurück. Sichtlich geschwächt, aber zufrieden mit sich selbst, ließ er sich auf die Wiese fallen. Er hoffte inständig, dass es ihm gelungen war Gott zu täuschen. Zu mindestens für eine Weile.

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