Kapitel 7 - Den Stier rotsehen lassen

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Als Uriel gegangen war, wandte sich Michael wieder seinem rebellischen Bruder zu.

„Nun wo waren wir nochmal stehen geblieben?", fragte er während er den Dolch zückte und in dessen Richtung schwang.

„Ach ja, jetzt ist es mir wieder eingefallen!", rief er freudig aus und setzte die Klinge wieder an Luzifers Oberkörper an. Dies wiederholte der Erzengel immer und immer wieder an zahllosen Stellen auf Luzifers Körper. Mit jedem Schnitt heilten die Wunden langsamer. Bis diese schlussendlich gar nicht mehr verheilten. Selbst dann hörte Michael nicht auf Luzifer weitere Schnittwunden zu zufügen.

Nach einiger Zeit war fast sein ganzer Körper mit blutenden Wunden übersät. Seine Atmung ging nur noch stockweise und es fiel ihm immer schwerer bei Bewusstsein zu bleiben. So langsam aber sicher musste er sich eine rettende Idee einfallen lassen. Oder es würde ihm, so wie er seinen Vater kannte, sicherlich schlecht ergehen. Sein Bruder war ein äußerst stolzer Soldat, im Dienste seines Vaters. Ihn zu provozieren, indem er sein Ego verletzte, sollte die gewünschte Wirkung erzielen. Zu seinem Glück wurde Michael je geschwächter er wurde, umso gelassener und weniger wachsam. Hätte Luzifer irgendwas zu Beginn seiner Folter versucht, wäre wohl jeglicher Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt gewesen. Zusätzlich dazu hätte Uriels Anwesenheit das Ganze auch nicht wirklich vereinfacht.

Dann wollen wir doch mal den Stier rotsehen lassen, dachte Luzifer während über sein Gesicht ein höhnisches Grinsen huschte als er Michael spottend anblickte. Schon allein diese simple Geste brachte seinen Bruder auf die Palme.

Genervt sprach dieser seinen geschundenen Bruder an:„Was soll das dämliche Grinsen?"

Belustigt beantwortete Luzifer bereitwillig die Frage seines Folterknechts.

„Ich finde es einfach höchst amüsant, wie du verzweifelt versuchst Vater zu gefallen. Du bist wahrlich Vaters kleines braves Schoßhündchen."

Als wutentbrannte Antwort folgte nur ein schmerzhafter Schnitt auf Luzifers rechter Wange durch Michaels Dolch. Dieser versuchte sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen und grinste nur noch breiter. Bis er schließlich anfing Michael auszulachen.

„Es ist ja fast schon mitleidserregend. Du versuchst mit aller Macht Vater zu beeindrucken. Bist jedoch aber nicht mal Manns genug um mich auf ein Duell Mann gegen Mann herauszufordern. Aber das ist nicht verwunderlich. Selbst mit Uriel an deiner Seite hattest du keine reelle Chance gegen mich. Vater wäre sicherlich zutiefst enttäuscht.", erwiderte Luzifer auf dessen Attacke. Nun war Michaels Gesicht völlig Wut verzerrt. Sich von seinem Zorn leitend, ließ er eine silberne Peitsche aus seiner rechten Hand erscheinen.

Autsch das würde wehtun, dachte Luzifer.

Nun folgte die Erwiderung auf Luzifers Provokation. Wie eine wild gewordene Furie ließ Michael unzählige Peitschenhiebe auf ihn niederrasseln. Der vor Wut blinde Engel griff sein Gegenüber mit einer solchen Wucht an, dass sich die Speere im Boden etwas lockerten. Jedoch leider nicht genug als das der Lichtbringer sich hätte befreien können.

So wie es aussieht muss ich mein Brüderchen wohl oder übel noch weiter reizen. Solange bis sich die vermaledeiten Speere endlich aus der Erde lösen. Das wird ein Spaß werden, sinnierte Luzifer.

Trotz der großen Schmerzen die der Lichtbringer, durch die zahlreichen Wunden an seinem Körper, erlitt, fuhr dieser fort seinen Bruder weiter anzustacheln. Und richtete eine Frage an ihn:

„Wozu machst du das ganze eigentlich? Du weißt doch genauso gut wie ich, dass Vater mich vielleicht tadeln, mich für meine kleinen Verfehlungen bestrafen wird. Aber im Endeffekt wird er mit mir früher oder später wie immer nachsichtig sein."

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