Kapitel 5 - Du entkommst uns nicht

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Michael und Uriel, sowie seine Männer, hatten bislang einige Dörfer durchkämmt. Jedoch konnten sie bis jetzt noch nicht den entscheidenden Hinweis finden. Das musste Michael seinem kleinen Bruder lassen. Luzifer war sehr gerissen, dieser verstand sich wie kein zweiter darin seine Anwesenheit zu verschleiern und andere zu manipulieren. Doch dann hörten sie einige Dorfbewohner über ein Nachbardorf sprechen, das vor einiger Zeit, wüst zerstört worden war. Wundersamer Weise häuften sich in letzter Zeit die Gerüchte von unerklärbaren Genesungen in diesem Dorf. Doch bislang traute sich niemand dem genauer nachzugehen, da sie in dieser Gegend bislang immer um ihr Leben fürchten mussten.

Das klang nach genau der heißen Spur, nach der sie so lange gesucht hatten. Diesem kleinen Dörfchen sollten wir mal einen Besuch abstatten, dachte Michael.

Nach diesem kleinen Spektakel, das mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte als Luzifer lieb war, half er zusammen mit den Dorfbewohnern die Flammen die die Häuser ergriffen hatten zu löschen. Gemeinsam beerdigten sie die unzähligen Leichen und bauten Stück für Stück die zerstörten Behausungen wieder auf. Als nächstes streuten sie neue Saat, denn die Menschen hier hungerten und lange würden sie nicht mehr durchhalten. Eigentlich wollte er so wenig wie möglich seiner Kräfte anwenden, denn so mehr er davon Gebrauch machte, desto größer war die Gefahr dass seine Brüder ihn aufspürten. Aber bis die Saat auf natürliche Weise Früchte tragen würde, wären die Bewohner längst verhungert. Ihm blieb nichts anderes übrig als dieses Risiko auf sich zu nehmen. Luzifer wartete bis es Nacht wurde und alle außer Reichweite des Feldes waren. Dann schlich er sich zu den Ackerfeldern und beugte er sich hinunter. Der Lichtbringer ließ einen Teil seiner Energie in den Boden, in dem das Saatgut schlummerte, fließen. Nun sollte es nur noch wenige Tage dauern bis die Früchte reif wären. Natürlich hätte er sie auch sofort reifen lassen können, aber so war es etwas weniger auffällig und er musste nicht so viel Energie aufwenden.

Michael und seine Männer durchsuchten währenddessen die umliegenden Nachbardörfer nach seinem rebellischen Bruder. Leider waren es unzählige winzige Dörfchen. Es war wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen, das Hütchen wechsle dich spielt. Doch auf einmal spürte Michael einen raschen Anstieg von Energie. Aber so plötzlich wie es erschienen war, war es auch genauso schnell wieder erloschen. Jedoch konnte er in diesen kurzen Moment die ungefähre Richtung des Ursprungs dieser Energiespitze ausmachen. Der Erzengel konnte sich auch schon denken wer der Verursacher war. Mit etwas Glück würde er ihn bald ausfindig machen können.

Nachdem ein paar Tage ins Land gestrichen waren, trugen die ersten Pflanzen tatsächlich reife Früchte. Die ausgehungerten Dorfbewohner waren außer sich vor Freude. Zwar verwundert, aber sie waren viel zu hungrig, um sich darüber Gedanken zu machen wie dies so schnell möglich war. Gierig schlugen sie sich die Bäuche voll. Nach all den Strapazen war es als würde eine riesige Last von ihnen abfallen. Die Menschen konnten sogar wieder lachen. Langsam aber sicher begann sich diese kleine Gemeinde zu erholen. Es sollte nicht mehr lange dauern bis sie wieder alleine zu recht kämen und er das Dorf wieder verlassen konnte. Denn so länger er hier verweilte, umso wahrscheinlicher wäre es das ihn jemand entdeckte.

Endlich erreichten Uriel, Michael und sein Gefolge das Dorf, welches der Ursprungsort der Energiequelle sein musste. Vorerst würden sie nur versuchen ihn hier aufzuspüren. Sobald sie das geschafft hätten, würden sie sich eine Falle für Luzifer einfallen lassen. Denn dieser war zu schlau und mächtig um ihn einfach so zu überwältigen. Luzifers größte Schwäche war, dass er sich für das Schicksal der Menschen verantwortlich fühlte. Ihr kleiner Bruder hatte schon immer sehr emotional und impulsiv gehandelt. Sein Mitgefühl für die Menschen würde noch sein Verderben sein.

Nach kürzester Zeit entdeckten sie Luzifer, wie er dabei war zusammen mit einer Menschenfrau und einem Menschenkind ein Feld ab zu ernten. Es stimmte also er war tatsächlich in diesem Dorf. Nun mussten sie nur noch eine passende Falle für ihn aufstellen, die ihm eine schmerzliche Lektion erteilen würde. Also bestachen Michaels Männer einige der Dorfbewohner, damit sie dabei halfen Luzifer in eine Falle zu locken. Auf die Gier der Menschen konnte man sich immer verlassen. Der Plan war es, dass diese als Banditen verkleidet einige Bewohner des Dorfes entführen. Darunter die Frau und ihr Kind, zu denen Luzifer offenbar ein besonderes Band geknüpft hatte. Das Kind wollten sie absichtlich nach einer Weile entkommen lassen, damit das kleine Mädchen Luzifer von der Entführung, vermutlich unter Tränen, glaubwürdig berichten konnte. Kaum war dieser Plan geschmiedet, setzten sie diesen auch schon in die Tat um. Die bestochenen Männer überfielen schwerbewaffnet wie geplant, als Banditen verkleidet, eine Gruppe von Frauen und Kindern. Diese waren gerade dabei gemeinsam Früchte und Kräuter zu sammeln. Eilig verließen sie durch den Wald das Dorf. Amalia und Laila hatten fürchterliche Angst. Was würde mit ihnen geschehen? Verängstigt sprach die kleine ihre Mutter flüsternd an:

„Mama, wo gehen wir hin? Wer sind diese bösen Männer? Die machen mir Angst."

Daraufhin antwortete die besorgte Mutter ebenfalls flüsternd „Ich weiß es nicht mein Schatz. Du musst mir versprechen, dass sobald sich für dich eine Gelegenheit zur Flucht ergibt, du so schnell du kannst zum Dorf zurück rennst. Du musst dich sehr gut verstecken bis dich keiner mehr verfolgt und du in Sicherheit bist. Wenn die Luft wieder rein ist sag den Männern im Dorf Bescheid dass wir Hilfe brauchen. Hast du das verstanden?"

Ihre Tochter antwortet jedoch unter Tränen protestierend: „Aber Mama ich will nicht von dir trennen, ich will ..."

Doch ihre Mutter unterbrach sie bevor sie weitersprechen konnte. „Mein Schatz, wir haben keine Zeit zum Diskutieren. Ich werde die Männer ablenken und das wirst du nutzen, um zu fliehen. Ich weiß du hast große Angst, aber ich weiß du schaffst das."

Zur Ermutigung drückte sie sanft die kleine Hand ihrer Tochter. Diese nickte nur als Zeichen das sie verstanden hatte. Nachdem sie eine Weile weitergelaufen waren ließ sich die Mutter plötzlich schreiend fallen. Sie tat so als wäre sie über einen Stein gestolpert, hätte sich dabei verletzt und gab vor fürchterliche Schmerzen zu haben. Dieser Tumult zog einiges an Aufmerksamkeit auf sich. Wie abgesprochen nutzte das Kind diese Gelegenheit und schlich sich unauffällig von der Gruppe weg. Als sie den Waldrand erreicht hatte, rannte sie so schnell sie konnte in den schützenden Wald hinein. Mittlerweile war die Flucht des kleinen Mädchens auch ihren Entführern aufgefallen. Ein paar der Männer rannten hinter ihr her, doch zum Glück fand sie in einem Felsvorsprung das von Gras überwachsen war ein gutes Versteck. Nach einiger Zeit erfolglosen Suchens gaben ihre Verfolger auf und kehrten zu ihrer Gruppe zurück. Sobald es schien als wäre die Luft rein, lief das Mädchen so schnell sie konnte zum Dorf zurück. Glücklicherweise kannte sie den Wald wie ihre Westentasche, da sie zum Ärger und Besorgnis ihrer Mutter, gerne und regelmäßig im Wald spielte und auf Entdeckungstour ging. Nach einer guten halben Stunde war sie wieder im Dorf angelangt. Aufgelöst eilte die Kleine zu den Männern des Dorfes und erzählte ihnen unter Tränen was geschehen war. Da sie ständig schluchzen musste, hatten die Dorfbewohner zum Teil Schwierigkeiten sie zu verstehen. Deswegen musste sie des Öfteren von vorn ansetzen. Als sie endlich mit ihrer Geschichte fertig war, bat sie die Männer darum ihre Mutter und die anderen Frauen zu retten. Doch diese schüttelten nur traurig und resigniert die Köpfe und sagten: „Es tut uns leid mein Kind, aber leider sind wir nicht in der Lage gegen diese Banditen irgendetwas auszurichten. Durch die letzten Strapazen haben wir schon zu viele von uns verloren. Wir sind nur noch sehr wenige und können es nicht riskieren noch mehr zu verlieren. Wir können nur hoffen und beten, dass wenigstens ein paar fliehen können und überleben werden. Ansonsten können wir leider nichts für sie tun meine kleine. Aber wir werden bestimmt eine nette Familie für dich finden die dich aufnehmen wird." Beruhigend drückte einer der Männer die Schulter des kleinen Mädchens. Doch diese rannte schockiert und zu tiefst traurig unter Tränen davon. Was sollte sie nur tun? Niemand aus dem Dorf konnte oder wollte ihr helfen. Sie konnten ihre Mutter und die anderen Frauen doch nicht einfach im Stich lassen. Doch was konnte sie alleine schon ausrichten? Da fiel ihr der junge Mann Luzifer wieder ein. Er hatte ihr doch schon einmal geholfen und was hatte sie auch zu verlieren. Amalia wusste, dass er das Dorf bald verlassen wollte, wenn er nicht schon längst dabei war. Sie musste sich beeilen, wenn sie ihn noch rechtzeitig erreichen wollte.

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