Kapitel 14

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Shayennes Sicht

"Die Achterbahn sieht gut aus", meinte Wincent. "Die sieht für mich eher steil und gefährlich aus" , erwiderte Amelie. "Das ist doch nichts", behauptete Wincent. "Also wer ist dabei?" "Ich bin dabei", sagte ich sofort. Außer uns wollte noch die komplette Band mitfahren. "Okay, dann warten Amelie und Sascha hier." Zum Glück war die Schlange relativ kurz, so dass wir direkt dran waren. Ich setzte mich neben Benni. "Warte, ich muss noch kurz eine Instagramstory machen", hörte ich Wincent von hinten rufen und hielt das Handy über unsere Köpfe. "Einmal bitte alle schreien. Super online." "Wincent pack das Handy weg, wir kennen dich doch alle." "Ja, ja, schon verschwunden." Die nächsten Minuten waren voller Adrenalin und Rumgekreische. "Mega", sagte ich und strahlte über beide Ohren. "Wir könnten doch gleich noch eine Runde fahren", stimmte Wincent zu. "Nein, bitte nicht", erwiderte Manuel. "Ich fahre noch eine Runde", rief ich begeistert. "Super, dann fahren wir beide und wir treffen uns gleich alle wieder." "Abgemacht!" "Vorne?", fragte Wincent. Ich nickte. Vorne bekam man den Fahrtwind direkt ins Gesicht gepustet und ich spürte, wie das Adrenalin durch meinen Körper schoss. "Ich könnte noch stundenlang fahren", schwärmte ich als die Achterbahn am Ausstieg hielt. "Wir sollte mal wieder öfters zusammen in Freizeitparks gehen, die Crew sind da wirklich Mimosen", sagte Wincent grinsend. "Lass uns mal die anderen suchen." Die Crew stand vor einem Pizzastand und war gerade am Bestellen. "Jetzt sagt nicht, dass ihr schon Hunger habt!" "Doch klar, wollt ihr auch was haben." "Nein, danke", meinte Wincent und schaute mich fragend an. "Nein, ich glaube, dann wird mir nach dem Achterbahn fahren wirklich schlecht." "Dann müsst ihr uns wohl beim Essen zuschauen." "Oder auch nicht", meinte Wincent und deutete auf zwei Mädchen, welche auf Wincent zusteuerten. "Solange ich in Ruhe essen kann", erwiderte Sascha. "Können wir ein Foto machen?", fragten die beiden. "Klar", hörte ich Wincent sagen. "Ich kann gerne das Foto machen", meinte ich. "Oh, super", bedankten sie sich und drückten mir ihre Handys in die Hand. "Alle lächeln", meinte ich und drückte auf den Auslöser. Während ich das Handy zurückgab, unterschrieb Wincent noch auf den T-shirts. Als die Mädchen sich verabschiedet hatten, war auch die Band mit dem Essen fertig. "Wir wollten auf die Wildwasserbahn. Kommt ihr alle mit?" Bis auf Amelie waren alle dabei. "Du musst mit Amelie, sonst bin ich mit den ganzen Chaoten alleine unterwegs und die Wildwasserbahn geht doch. Bitte, Amelie!" "Ich weiß nicht Shayenne. Das ist nicht so mein Ding." "Ach, komm schon Amelie. Das wird lustig. Versprochen!", hörte ich Wincent von hinten sagen. "Okay, okay, ist schon gut. Ich komme mit." An der Wildwasserbahn waren die Boote so groß, dass wir alle in ein Boot passten. "Alle bereit?", fragte Amelie. Ich nickte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob es die beste Idee war sich außen an den Rand zu setzen. Natürlich behielt ich Recht, nach der ersten Kurve war meine Sweatshirtjacke schon klitschenass. Amelie neben mir quietschte auf. "Super, der Sitz ist jetzt schon total nass." "Also ich bin noch trocken", erklang Wincents schadenfrohe Stimme, welcher in der Mitte saß. "Du hast dir auch den besten Platz ausgesucht", meinte Benni grinsend. In dem Moment schwappte von der Seite eine Welle so hoch, dass Wincent komplett nass wurde. Ich musste mir, dass Lachen verkneifen. "Vielleicht doch nicht der beste Platz", meinte ich schadenfreudig. "Mist", entfuhr es Wincent. "Mein Handy ist komplett nass." Sascha verdrehte die Augen. "Deswegen habe ich die Handys vorhin eingeschlossen, aber du wolltest ja nicht, selber schuld." "Vielleicht ist es noch zu retten", versuchte Amelie ihn zu beruhigen, während die Bahn wieder vor dem Ausstieg hielt. Super, dachte ich, als ich ausstieg. Mein komplettes T-shirt konnte ich erstmal auswringen und selbst in meinen Schuhen spürte ich die Wasserpfützen. Zum Glück sahen die anderen nicht besser aus. "Ich gehe mit Shayenne die Sanitäranlagen aufsuchen, vielleicht gibt es dort einen Föhn oder wenigstens Handtücher", meinte Amelie. "Gut, dann gehen wir die Herrentoiletten aufsuchen. In zehn Minuten treffen wir uns wieder." "Warum bin ich überhaupt auf diese Wasserbahn gegangen", schniefte Amelie. "Weil ich dich überredet habe", erwiderte ich neckend. "Aber hätte ich das geahnt, wäre ich auf die Wasserbahn als letztes gegangen." Auf den Sanitäranlagen entdeckten wir tatsächlich einen Föhn. Ich beschloss meine Haare erstmal aufzumachen und mit meinen Fingern durchzukämmen, während Amelie versuchte ihre Hose trocken zu föhnen. "Amelie kann ich dich mal was fragen?" "Ja, klar. Schieß los." "Du hast doch damals das Konzert für Eutin geplant oder?" "Ja, das stimmt. Das war die Konzertplanung, wo Wincent mir am meisten auf den Nerv gegangen ist. Er wollte, dass das Konzert in der Heimat unbedingt klappt. Deswegen bin ich unheimlich froh, dass das nach mehreren Gesprächen auch hingehauen hat. Wincent hätte mir wahrscheinlich sonst den Kopf abgerissen. Wieso fragst du? Du wolltest doch auch mit deiner Familie kommen. Jetzt fahren wir sowieso von hier unten durch, da bist du automatisch von Anfang an dabei." "Eigentlich wäre ich sonst gar nicht dabei", erwiderte ich bedrückt. "Mein Vater hat eine wichtige Konferenz in Berlin und meine Mutter musste dort jetzt kurzfristig hinfahren und ich sollte mit." "Wie?", hörte ich Amelie verwundert sagen. "Davon hat Wincent gar nichts erzählt." "Er weiß es noch nicht", antwortete ich. "Ich weiß es auch erst seit vorgestern und bin dann, überstürzt in den Zug gestiegen." "Warte, deswegen dein Auftauchen hier?" "Ja, aber ich weiß nicht, wie Wincent darauf reagieren wird und meine Mutter hat heute Morgen noch eine SMS geschrieben", sagte ich und reichte Amelie mein Handy. "Hey, Shayenne. Ich fahre heute Mittag nach Berlin. Dein Vater weiß zum Glück noch nicht, dass du nicht dabei bist. Ich versuche das wieder gerade zu biegen, aber du kennst deinen Vater. Es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Wir hätten an dem Abend nochmal dadrüber reden müssen. Vielleicht hätte wir eine andere Lösung gefunden. Das ändert aber nichts dadran, dass ich mir gestern extreme Sorgen gemacht habe und deine Idee einfach abzuhauen, katastrophal finde. Ich war nach dem Telefonat gestern ziemlich enttäuscht und verletzt. Aber genieß trotzdem die Zeit mit Wincent und bring es ihm mit dem Konzert in Eutin schonend bei. Mach dir um mich keine Sorgen. HDGDL Mom". "Wow", stieß Amelie verblüfft aus. "Euren Vater mochte ich noch nie. Du solltest wirklich mit Wincent reden, zumindest bevor das Konzert in Eutin ist. Ich kann dir auch gerne dabei helfen ihn in einer ruhigen Minute abzupassen." "Das wäre echt nett", meinte ich. "Gut, dann machen wir es so", sagte Amelie aufmunternd. "Wir sollten uns jetzt aber beeilen, sonst sind unsere Sachen gleich von alleine getrocknet. Bevor wir überhaupt mit föhnen angefangen haben."

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