prolog

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e n d i n g

2020

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Harry Styles hatte Bühnen gegen Krankenhausbetten eingetauscht. An manchen Tagen fühlte er sich wie betäubt deswegen, an anderen Tagen konnte er dennoch lachen. Heute jedoch war es die reine Qual.

Raschelnd holte er Luft, spürte die Schmerzen in seinem Körper und konnte sich dennoch nicht darauf konzentrieren, zu übermächtig waren die Sorgen in seinen Gedanken. Nicht die Angst um sich selbst, die hatte er schon lange nicht mehr. Aber er würde nie aufhören sich um Lottie zu fürchten und in diesen ungewissen Stunden des immer weiter fortschreitenden Tages war es besonders schlimm.

Die Nacht hatte sich bereits an den Himmel gestohlen, dunkel und nur durch den Mond beleuchtet, der heute in all seiner Kraft erstrahlte, als wüsste er, welches Wunder heute passierte.

Harry Styles wusste nicht, wie lange es noch dauern würde. Vor Stunden, die auch bloße Minuten her sein konnten, hatte eine Krankenschwester ihm das letzte Update gegeben, doch die Zeit lief rückwärts in dieser Julinacht, während die Ungeduld und Sorge immer weiter in dem Jungen anstieg.

Sieben weitere, qualvolle Atemzüge in seinem Krankenbett brauchte es, bis sich die Zimmertüren endlich öffneten. Das leise Knatschen, das in den letzten Wochen seine ständige Begleitung geworden war, verriet die Eintretenden und Harry öffnete die Augenlider, die sich anfühlten wie die Unendlichkeit der Welt.

Charlotte Styles sah unendlich müde aus, als hätte sie den Kampf gegen die Welt verloren, aber ihre Augen funkelten, während sie ins Zimmer geschoben wurde, der Rollstuhl so ungewohnt für Harrys Augen, dass er kurz in Panik verfiel, bevor er sich beruhigte.

Dann fiel sein Blick schwerfällig auf das Bündel in ihren Armen und zum ersten Mal stockte ihm der Atem nicht, weil er keine Kraft mehr hatte, sondern weil er das Wunder nicht zwischen den Fingerspitzen festhalten konnte.

„Ich halte das wirklich für keine gute Idee, Miss Styles. Sie sollten sich erst ein wenig Ausruhen", meldete sich die Krankenschwester wispernd zu Wort, doch das Mädchen mit den dunkelblauen Augen, die Harry immer an den Sternenhimmel erinnerten, schüttelte stur den Kopf.

Er hätte gegrinst, wenn seine Gesichtsmuskeln ihm gehorcht hätten. Doch gerade musste Harry all seinen Kampf dafür aufwenden, sich mit den Fingerspitzen ein wenig im Bett aufzusetzen und sich am Kissen hochzuschieben. Es war mittlerweile Routine geworden, doch jeder Anlauf wurde schwerer, als würde er immer mehr scheitern je besser er die Regeln verstand.

„Du bist immer noch der größte Sturkopf, der mir je begegnet ist, Lottie."

Sie bedachte Harry mit einem erschöpften Lächeln und es sorgte dafür, dass die weißen Krankenhauswände in tausend Farben schillerten. Sie war sein Licht auf dieser Welt, sein Traum und seine Liebe.

„Du bist noch da", flüsterte Charlotte.

Ihre Worte waren wispernd wie der Nachtwind, der vor dem Fenster sein Unwesen trieb und die Welt daran erinnerte, dass bald ein neuer Tag folgen würde. So wahnsinnig unschuldig und leise, doch er verstand die Worte, denn Harry Styles verstand alles, was es über sie zu wissen gab.

Er kannte ihre zerstörten Träume, ihre Ängste und ihre Zahnbürstenfarbe. Er wusste, wie es sich anfühlte, von ihr geliebt zu werden und wie sie als einzige auf der Welt sein Herz mit einem Wort zerstören konnte. Er konnte blind all ihre Schönheit in die Luft zaubern, konnte ihre Kindheit, ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart. Bloß ihre Zukunft würde er nie erleben dürfen.

boy in the stars || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt