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a c r u x

april 2025

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„Alle Bühnen der Welt können mich nie so glücklich machen wie du es kannst, Lottie."

„Und ich brauche keine einzige Bühne der Welt, solange ich dich habe."

Eine einsame Kerze brannte auf dem bereits angeschlagenen Schokoladenkuchen, der mit Liebe zubereitet worden war. Die Schokoladenglasur glänzte an einigen Ecken viel zu dick, an anderen fehlte sie gänzlich und das Innere war ein wenig zu trocken geraten, dennoch hätte sich Charlotte keinen besseren Kuchen wünschen können.

Die rotgoldene Flamme ließ die Schokoladenglasur glitzern, während die Kerze erfolgreich der Dunkelheit des hereinbrechenden Abends trotzte. Doch die einzelne, einsame Kerze war nicht genug, natürlich nicht, denn alleine schaffte man so viel weniger, egal wie sehr man auch für seine Ziele kämpfte.

Also brachte Charlotte Styles seufzend das Deckenlicht zum Leuchten, bevor sie sich wieder auf den Stuhl am Esstisch fallen ließ. Früher einmal war dies Harrys Platz gewesen und auch wenn er ihn schon seit so vielen Jahren nicht mehr genutzt hatte, fühlte es sich dennoch merkwürdig an, dort zu sitzen. Das Mädchen mit den Sternenaugen rutschte einen Augenblick unsicher über das ebene Holz, debattierend ob sie nicht dennoch wieder auf ihren eigenen Stuhl wechseln sollte, doch letztendlich hatte sie gar keine richtige Wahl. Letztendlich war die Wahl schon gefallen, seitdem sie den Umschlag leicht knisternd aus der Kiste im Wohnzimmer gezogen hatte.

Es fühlte sich richtig an, den Brief genau an diesem Ort zu öffnen, begannen Geburtstage bei den Styles doch immer morgens in der Küche, mit hellleuchtenden Kerzen, liebevoll gebackenen Kuchen und sorgfältig ausgesuchten Geschenken.

Unzählige Erinnerungen an Geburtstage mit ihrem Sternenjungen hatte Charlotte gesammelt und wenn sie die Augen schloss, dann konnte sie sich vorstellen, wie Harry ihr mit seiner dunklen Stimme euphorisch Happy Birthday sang. Er hatte es geliebt, voller Überzeugung den Song zum Besten zu geben und es waren diese Augenblicke, die Charlotte immer in ihrem Herzen behalten würde.

Doch Harry war nicht mehr und ihr Geburtstag bereits wieder erloschen, erobert von dem folgenden Tag, der wieder Realität und Resignation mit sich brachte.

Sie hatte sich den Brief des Sternenjungen für den Tag nach ihrem Geburtstag gespart, um einen Grund zu haben, sich auch in dieser neuen Realität weitere vierundzwanzig Stunden ein wenig einfacher aus dem Bett quälen zu können.

Charlottes Knochen fühlten sich schwer an, als sie sich zur Seite streckte, um sich zu versichern, dass sich ihr Sohn immer noch im Wohnzimmer aufhielt. Noah Styles robbte auf seinem Spielteppich mit der aufgedruckten Stadt, während er seine geliebten Spielzeugautos über die Fasern schob.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen sah das Mädchen mit den Sternenaugen ihm einen Augenblick lang zu, bevor sie den Rücken durchstreckte und mit zittrigen Fingern den Umschlag öffnete, auf dem Harry ihren Namen in Schönschrift angebracht hatte. Egal wie viele Briefe sie nun bereits von ihm gelesen, egal wie viele Worte des Sternenjungen sie bereits aufnehmen durfte, jeder neue Brief fühlte sich an wie das allererste Abenteuer voller Risiko und Glück.

Auch heute pochte ihr Herz unwahrscheinlich laut, als würde es spüren, wie besonders dieser Moment war. Es schlug immer noch, selbst nach all den Jahren voller Schmerz und ohne ihren Sternenjungen und es würde auch heute keine Ausnahme machen, kämpfte es doch mit jeder Stunde, jeder Sekunde und der ganzen Welt. Es kämpfte, schrie und gewann. Denn Charlotte Styles verlor keine Schlacht, nicht heute und auch nicht morgen.

boy in the stars || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt