2 | canopus

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c a n o p u s

juli 2021

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Das ist mein Eis, Lottie."
„Jetzt ist es aber meins."

Gestern Nacht starb Charlotte, heute wachte sie auf. Während die Sterne am Himmelzelt leuchteten und sich Noah in ihre Arme kuschelte, da waren es Harrys Worte, die sie lebendig fühlen ließen. Es war bloß eine Illusion, das wusste sie, aber dennoch war der Brief in ihren Händen unendlich kostbar. So viel mehr wert als all die Millionen Pfund, die auf ihrem Konto schlummerten.


Liebster Noah,

Du wirst dich nicht an mich erinnern, aber vielleicht helfen dir diese Briefe dabei, ein wenig über deinen Dad zu erfahren.

Wahrscheinlich wirst du irgendwann herausfinden, dass du mich auch einfach googeln könntest (wenn es das überhaupt noch geben wird zu dieser Zeit), aber ich verspreche dir, dass die wirklich wichtigen Dinge über mich nicht im Internet zu finden sein werden. Sie sind privat und nur für deine Ohren bestimmt.

Die Welt glaubt mich zu kennen, doch sie kennen bloß eine Hülle von mir selbst. Du jedoch wirst alles über mich erfahren, was es zu wissen gibt. Das wird alleine dir gehören, Noah.


Charlottes Augen glitten über die Wörter, sie wisperte sie in die Luft und lies sie durch den Nachthimmel tanzen. Lächelnd sah sie zu ihrem Sohn herunter, der sie mit grünen Augen anstarrte, die linke Hand leicht um den Brief geschlungen, sodass das Papier unter seinen Fingern knisterte. Doch er zerriss ihn nicht, als wüsste er wie wertvoll diese Zeilen waren.

Das Mädchen mit den Sternenaugen wusste, was Harry mit diesen Sätzen ausdrücken wollte. Sie hatte ihn immer schon blind verstanden und das hatte sich selbst nach all den Monaten der Stille nicht geändert.

Sie war dabei gewesen, als Harry an den Himmel stieg und die Welt sich eine Meinung bildete. Eine Meinung, die manchmal grausam war. Sie zum Weinen brachte, wenn wieder einmal jemand behauptete, dass der Womanizer Harry Styles fremdgegangen war. Nicht, weil sie die Worte glaubte, sondern weil sie wusste, wie sehr sie sich in sein Herz bohrten.

Sie war dabei gewesen, wenn er ins Blitzlichtergewitter stürmte, ihre Hand fest in seiner und der Welt ein Lächeln vorspielen musste.

Charlotte verstand, was Harry insgeheim hoffte. Er wollte, dass Noah die richtige Version von ihm kennenlernte. Nicht die glitzernde, die unnahbare der Welt. Sondern die private.

Den Harry Styles, der nachts mit ihr in Unterwäsche durch die Küche tanzte.

Den Harry Styles, der Kuchenteig naschte, bevor sie die Chance hatte, ihn wirklich in den Ofen zu schieben.

Den Harry Styles, der sie jedes Jahr wieder zu ihrem Point Zero mitnahm, dort auf die Wiese in Holmes Chapel. Umgeben von tausend Blumen im Sommer und der kalten Luft im Winter, die ihrem Ort dennoch nie den Zauber nehmen konnte.

Charlotte verstand all dies, denn wie konnte sie auch nicht, hatten sie beide doch die meiste Zeit die Gedanken des anderen lesen können.

Sie verstand, wie sie alles über Harry Styles verstand, weswegen sie Noah nun einen sanften Kuss auf die Stirn gab.

„Ich werde dir all diese Kleinigkeiten über deinen Daddy erzählen", flüsterte sie. „Das verspreche ich dir."

Die Finger des Jungen mit den grünen Augen schlossen sich fester um das Briefpapier.

boy in the stars || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt