Einsamkeit

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Ich lag hellwach in meinem Bett und starrte zur Decke hinauf. Es war bereits nach Mitternacht vorbei und ich konnte einfach nicht einschlafen, obwohl morgen Schule war. Meine Eltern stritten sich mal wieder lautstark, was durch unsere dünnen Wände nicht zu überhören war. Ich konnte jedes einzelne Wort von ihnen verstehen. Sie stritten sich über mich. Wenn sie sich scheiden lassen würden, bei wem sollte ich dann leben? Es machte mich unglaublich traurig. Sie fragten mich nicht mal, was ich wollte. Es interessierte sie überhaupt nicht. Im Grunde interessierte es niemanden, was ich machte. Denn ich war jedem egal. Mir wurde allein schon ganz schlecht bei dem Gedanken daran, morgen wieder in die Schule und in meine behinderte Klasse zu müssen, die mit hirnlosen Idioten vollgestopft war. Ich drehte und wendete mich im Bett hin und her, bevor ich es schlussendlich doch aufgab und die Füße aus dem Bett schwang.

Dann würde ich wohl doch wieder durchmachen! So wie fast jede Nacht!

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und klappte meinen Laptop auf. Ich stopfte mir meine Kopfhörer in die Ohren und rief Spotify auf. Als die laute Rockmusik in meine Ohren dröhnte und das Geschrei meiner Eltern nicht mehr zu mir durchdrang, fühlte ich mich sofort besser. Ich fühlte mich leichter. Musik war alles für mich. Musik war meine Welt. Ich öffnete mein Tagebuch, das ich auf meinem Laptop führte und schrieb all meine Gedanken auf, die mir gerade so durch den Kopf schwirrten und mich wie jede Nacht wach hielten. Sie formten sich wie von selbst zu Songtexten und inzwischen hatte ich schon eine Menge davon. Doch ich hatte sie bisher noch niemandem gezeigt. Ich schnappte mir meine Gitarre und spielte ein paar Töne zu der Melodie. Und so verbrachte ich jede Nacht. Nun ja, bis sich schließlich etwas Entscheidendes in meinem Leben ändern sollte...................

aber dazu komme ich später!!!

















*Am nächsten Tag*

Ich haute die Tür hinter mir fest zu, ohne mich von meiner Mum zu verabschieden. Mein Vater brach jeden Tag schon ganz früh auf, um zur Arbeit zu fahren, sodass ich ihn fast nie zu sehen bekam. Ich war ehrlich gesagt richtig froh drum. Mir ging meine Mutter schon so wahnsinnig auf die Nerven. Ich lief an der Straße entlang zur Bushaltestelle und stellte mich etwas abseits von den anderen Jungs und Mädchen auf, die ebenfalls warteten. Heute war Montag und passend zu meiner absolut miesen Stimmung, regnete es im Überfluss auch noch in Strömen. Ich hasste Montage! Als der Bus kam, mischte ich mich in die Schlange. Es dauerte etwas, da ich erst als einer der letzten in den Bus kam. Ganz hinten war noch eine freie Bank, auf der ich mich niederließ. Es wollte sowieso niemand neben mir sitzen, deswegen setzte ich mich gleich in die hinterste Ecke, um mich zu verkriechen und vor den anderen zu verstecken. Ich schob mir meine Kapuze über den Kopf tief ins Gesicht und meine Kopfhörer in die Ohren. Mich nervten die anderen Jugendlichen, die fröhlich und laut quatschend um mich herum saßen und über Schminke, Kleidung und andere gequirlte Scheiße redeten. Etwas, über das ich nicht mitreden konnte. Ich war nicht die Allerschönste. Ich hatte platte braune Haare, eine kleine krumme Nase, Schmolllippen und blaue Augen. Mein Kleidungsstil war ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Es lief eher in die Richtung "Grufti". Heute hatte ich eine schwarze Leggins, darüber einen schwarzen Rock und weinrotes Top an. Darüber hatte ich mir eine schwarze Kapuzenjacke geworfen. Schwarz war eben meine absolute Lieblingsfarbe. Ich hatte inzwischen die Musik auf volle Lautstärke gedreht, damit ich die lästernden und tuschelnden Bitches nicht mehr hören musste. Ich merkte jedoch ihre stechenden Blicke im Rücken, doch ich versuchte es so gut es ging, zu ignorieren. Ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster und beobachtete die Regentropfen, die an der Scheibe herunterliefen. Jedes Mal, wenn es regnete, stellte ich mir vor, dass der Himmel weinte. Mir war auch zum Heulen zumute, doch ich verdrängte, wie jeden Tag, die aufsteigenden Tränen.



Ich hatte 6 qualvolle Stunden voller Biologie, Mathe, Englisch und Französisch hinter mich gebracht und konnte nun endlich in die Mittagspause. Es war die einzige Zeit, wo ich mich ein wenig zurückziehen konnte und normalerweise von allen in Ruhe gelassen wurde, nachdem man mich im Unterricht hundert mal mit Papierkügelchen beworfen und bösen Nachrichten auf meinem Block unter der Schulbank geärgert hatte. Doch heute war dem nicht so. Ich war gerade mit meinem Sandwich auf dem Weg zur Bibliothek, weil das der einzige ruhige Rückzugsort der Schule war, als ich plötzlich stolperte. Ich knallte hart auf den Boden und all meine Schulbücher flogen aus meiner Tasche. Lautes Gelächter drang zu mir durch und mir stiegen wieder Tränen in die Augen. Schnell hob ich alles auf und stopfte es zurück in die Tasche. Dabei versuchte ich den stechenden Schmerz in meinem rechten Arm zu ignorieren, mit dem ich mich aufgefangen hatte. Hoffentlich hatte ich mir nichts in der Schulter getan! Als ich aufstand, sah ich sogleich in das fies grinsende Gesicht von Brian, dem - wer hätte es gedacht - beliebtesten Jungen der Schule und obendrein Footballkapitän. Ungefähr die Hälfte der Schüler standen um mich herum und lachten mich aus.

"Oh sieh mal an, wen wir hier haben! Wenn das nicht unser kleines graues Mäuschen ist! Na, du Freak, schon mal mit nem richtigen Typen geknutscht?", meinte er grinsend und kam mir dabei unheimlich nah. Viel zu nah. Viel zu viel nah. Zuerst war ich starr vor Schreck, doch als er kurz davor war, seine Lippen fest auf meine zu pressen, löste ich mich aus meiner Starre. Ich schubste ihn so fest ich konnte von mir weg, sodass er nach hinten stolperte und gegen andere knallte. Davon war er so geschockt, dass er mich nur fassungslos anstarren konnte. Doch in mir brodelte es und ich musste endlich die aufsteigende Wut herauslassen. Er hatte mich schon zu lange gequält und er sollte jetzt endlich etwas zurückbekommen! Ich holte mit der Hand aus und knallte ihm so fest eine, dass sogar seine Nase blutete. Er sah mich mit einer Mischung aus Hass und tiefer Wut an.

"Oh das wirst du noch bereuen, du verdammtes dreckiges Miststück!", schrie er mich an und schubste mich so fest nach hinten, dass ich mit dem Kopf auf die Fliesen knallte. Ein unglaublicher Schmerz durchfuhr meinen Kopf und als ich vorsichtig nach hinten fasste, klebte heißes frisches Blut daran.

"Fühlt sich nicht so toll an oder?", lachte er und kniete sich neben mich. Ich wollte aufstehen, doch alles um mich herum drehte sich so sehr, dass ich nicht mal Brian neben mir richtig erkennen konnte. Er war total verschwommen. Ich spürte einen Schlag in meinem Gesicht und hörte ein Knacken. Ein weiterer Schmerz fuhr durch meine Nase.

Verdammt, er hatte mir die Nase gebrochen!

Wieder ein Schlag. Diesmal in meinen Magen. Ich krümmte mich schmerzvoll, doch anstatt zu schreien, wimmerte ich nur leise vor mich hin. Endlich ließ Brian von mir ab.

"Das nächste Mal überlegst du dir genau, wem du ein Schlag in die Fresse verpasst, du hässlicher Freak!", flüsterte er mir ins Ohr und ließ mich allein auf dem Schulflur zurück.

Alles tat mir weh. Jede einzelne Faser meines Körpers. Schritte, die sich entfernten, drangen zu meinen Ohren durch. Alle Schüler liefen zurück in ihre Unterrichtsräume, da es gerade geklingelt hatte. Kein einziger blieb bei mir, um mir zu helfen! Eine einzelne Träne lief aus meinem Auge. Ich war allein! Ich war ein Freak ohne Freunde! Ich stemmte mich so gut es ging nach oben auf meine wackligen Beine.

Ich würde es alleine schaffen! Ich brauchte dazu niemanden!

Auch wenn mir speiübel war, schleppte ich mich auf meinen Beinen aus dem Gebäude hinaus und stieg in mein Auto. Ich musste wegen meiner Nase ins Krankenhaus. Und dazu brauchte ich niemanden!

The Lover of a Doll [Chucky FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt