Blut, überall Blut!

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Chuckys POV:

Ich lag in Violets Armen und hörte ihr gleichmäßiges Atmen in meinem Ohr. Es hatte lange gebraucht, bis sie endlich eingeschlafen war, da sie ziemlich aufgewühlt war. Sie hatte heute Mitgefühl in mir erweckt, wovon ich dachte, ich besäße keines. Aber ich hatte eben doch ein Herz, auch wenn ich bisher dachte, es wäre es aus Stein. Violet hatte eine besondere Wirkung auf mich, die mich dazu brachten, meine Pläne umzuwerfen. Ich war sogar bereit, sie zu einer echten Rebellin zu machen. Ich wollte ihr Leben besser machen. Ich wollte nicht mehr, dass sie litt und das machte mir Angst.

Wieso tue ich das? Was ist an diesem Mädchen so besonders?

Diese zwei Fragen stellte ich mir immer wieder im Kopf, doch ich konnte mir einfach keinen Reim daraus machen. Und dann immer dieses nervige Bauchkribbeln, als hätte ich Käfer gegessen.

Doch bevor ich Violet zu einer von mir machen konnte, mussten ihre Eltern weg! Und darum würde ich mich kümmern! Ich durfte doch nicht aus der Übung kommen!

Ich schlich mich lautlos, was ich inzwischen schon im Schlaf beherrschte, aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir wieder. Ich lief den Gang entlang und kurz darauf drang lautes Schnarchen an meine Ohren. Es kam aus einem Zimmer, dessen Tür nur angelehnt war. Ich schob sie noch ein Stück weiter auf und grinste schief, als ich den Körper von Violets Vater auf dem Bett liegen sah. Aber für ihn hatte ich mir etwas viel besseres ausgedacht! Ich stieg Stufe für Stufe die Treppe hinab und durchquerte das Wohnzimmer, um in die Küche zu gelangen. Im Türrahmen blieb ich überrascht stehen. Die Person, die ich gesucht hatte, saß nun am Esstisch mit dem Rücken zu mir. Violets Mutter saß dort am Tisch, hatte eine 1 Liter Weinflasche vor sich stehen und rauchte.  Ich ging auf leisen Sohlen hinüber zur Küchenschublade und zog ein silbernes scharfes Messer heraus, das ich in meine Hosentasche steckte. Ich schlich mich zum Tisch hinüber und beobachtete Violets Mutter eine ganze Weile, wie sie ein Glas Wein nach dem Anderen hinunterkippte und eine Schachtel Zigaretten wegrauchte. Sie war eine schöne Frau mit langen blonden Haaren und heller flacher Haut. Ihre Augen waren diesselben wie Violets.

Von ihr hatte sie ihre Schönheit!

Ich grinste bis über beide Ohren.

Was wird Violet erfreut sein, wenn es niemanden mehr gibt, der ihr Vorschriften macht!

Ich wollte mich gerade in Bewegung setzen, da stand ihre Mutter auf, um das leere Glas in die Spüle zu stellen und die leere Weinflasche zu verstecken. Doch sie war mittlerweile so betrunken, dass sie keinen einzigen Schritt mehr geradeaus laufen konnte. Ich riss die Augen auf. Erst jetzt erkannte ich, wer Violets Mutter wirklich war. Es war Sarah Summer - meine erste große Liebe in der Highschool. Wir waren die besten Freunde damals und auch immer nebeneinander gesessen. Bis ich mich in sie verliebte. Doch sie war nicht auf diese Weise an mir interessiert gewesen und hatte mich deswegen einfach so in den Wind geschossen. Dieses verdammte Miststück! An dieser Schlampe wollte ich mich sowieso noch rächen! Was für ein Zufall, dass das Schicksal uns ein weiteres Mal auf den Weg zueinander geführt hatte!

Ich stellte mich ihr in den Weg, ließ mein unheimliches Lachen erklingen und hob das Messer in meiner Hand hoch in die Luft.

"Na Mutti, schon fertig mit Saufen? Das gibt morgen nen fetten Kater!", sagte ich höhnisch und grinste Sarah an, die vor Schreck ihre Augen aufgerissen hatte und schreiend nun nach hinten wich. Dabei ließ sie das Glas fallen, das in Millionen kleine Scherben zersplitterte. Ich lief brüllend mit dem Messer auf sie zu und sie wich noch weiter zurück. Als sie jedoch in den Scherben ausrutschte und nach hinten fiel, blieb ich völlig baff stehen. Sie war mit ihren Genick voraus auf die Küchenplatte gefallen und das Knacken würde ich aus hundert Geräuschen wiedererkennen. Ich musste laut loslachen, als ich vor ihrem reglosen Körper stand und sie mich mit ihren blauen Augen, die ich damals schon so an ihr geliebt hatte, anstarrte. Ich beugte mich zur ihr hinunter, da ich von dem Anblick fasziniert war. Ich liebte den Anblick toter Menschen und ganz besonders leblose Augen. Ich konnte mich in der Iris der Augen widerspiegeln, doch als ich mich gerade in den Anblick vertiefte, bewegten sich die Augenlider. Ich stieß erschrocken einen Laut aus und Sarah schrie wie am Spieß.

"Na Sarah, noch nicht im Jenseits! Das kann ich schnell ändern! Ich werde dich grausam töten, damit du das fühlst, was ich gefühlt habe, als du mir das Herz herausgerissen hast!", rief ich grölend.

"Charles?", flüsterte sie mit weit aufgerissenen Augen.

"Ich bevorzuge inzwischen Chucky! Und jetzt spielen wir eine kleine Runde "Mord in der Disko" und weißt du was? Du bist diesmal das Opfer!", kicherte ich und stieß fest mit dem Messer in ihre Brust.
Schon nach kurzer Zeit röchelte sie nur noch und atmete zum letzten Mal aus. Ich bekam schon wieder einen Lachanfall, als ich das viel Blut am Boden sah. Doch dann hörte ich Schritte auf der Treppe.

"Mum?", ertönte Violets Stimme und ihr Ton klang misstrauisch.

Ich bekam Panik.

Sie durfte mich nicht mit der Leiche und der Mordwaffe sehen!

Ich versteckte mich schnell unter dem Küchentisch, nachdem ich das Messer in ihre Brust gesteckt hatte. Von dort aus gelangte ich unbemerkt zur Treppe, die ich schnell nach oben sprintete. Ich setzte mich auf ihr Bett und wenn sie zurückkam, würde es so sein, als wäre ich nur eine harmlose Good-Guy Puppe.




Violets POV:

Laute Schreie rissen mich unsanft aus dem Schlaf. Dabei hatte ich gerade so einen schönen Traum gehabt. Es klang nach meiner Mutter, die unten wie am Spieß schrie. Ich schlug meine Bettdecke beiseite und stand auf. Als ich die Tür öffnete, war der Gang dunkel, nur unten in der Küche brannte Licht. Ich wurde misstrauisch.

Was machte meine Mutter um drei Uhr morgens noch unten in der Küche?

Langsam und mit weichen Knien stieg ich die Treppe hinunter.

"Mum?", rief ich immer wieder, doch ich bekam keine Antwort.

"Mum?", rief ich erneut, diesmal lauter. Doch wieder keine Antwort.

Ich durchquerte jetzt das Wohnzimmer, wo mir ein unangenehmer fauliger Geruch in die Nase stieg.

Uähhhh! Hatte Mum etwa den Müll nicht rausgebracht?

Doch das, was ich dann sah,ließ mir buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren. Ich merkte, wie mir mein Abendessen hockkam, so stolperte ich also zum Waschbecken und übergab mich, bis nichts weiter als Galle mehr herauskam. Als sich mein Magen endlich beruhigt hatte, kniete ich mich neben die Leiche meiner Mutter. Tränen schossen mir in die Augen.

"Mum!", flüsterte ich leise, obwohl ich wusste, dass das nichts brachte. Sie war tot! Das Messer steckte noch tief in ihrer Brust und ihre leblosen Augen starrten weit aufgerissen zur Decke hinauf. Ich kniete in einer riesigen Blutlache, aus der ich schreiend heraussprang.

Omg! Da war so viel Blut! Viel zu viel Blut! Wer hatte das meiner Mutter angetan?

"Was hast du getan?", schrie mein Vater hysterisch. Ich sah erschrocken zu ihm, der mich mit vor Hass blitzenden Augen anstarrte, "deine Mutter hat in letzter Zeit ziemlich viele Fehler gemacht. Deswegen hättest du sie nicht gleich töten müssen!"

Ich erwachte jetzt erst aus meiner Starre und kapierte, dass mein Vater mich dafür beschuldigte.

Wie konnte er das nur? Ich würde niemals meine eigene Mutter töten! Ich würde überhaupt niemanden töten!

"Ich war das nicht Dad! Bitte glaub mir!", schluchzte ich und ging auf ihn zu, doch er wich vor mir zurück, was mir im Herzen wehtat.

"Bleib weg von mir! Violet, du hast eindeutig zu viele Mordfilme gesehen!", rief er wütend und lief aus der Küche. Die Tür schlug hart und fest hinter ihm zu.

Und ich blieb mit tränennassem Gesicht und blutverschmierten Händen bei Mums Leiche zurück.

The Lover of a Doll [Chucky FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt