In dieser Nacht hatte ich zum ersten Mal von Lukas geträumt. Es war einer der schönen Träume, der dann doch zu einem Albtraum wechselt. Ich hatte von dem Unfall seines Vaters geträumt. Lukas tat mir leid. Er hatte wirklich keine schöne Kindheit, aber ich mochte ihn, egal was andere von ihm dachten. Seit diesem Tag an saß ich in den Pausen bei Lukas. Auch viele Nachmittage verbrachten wir zusammen: Wir gingen ins Kino, spazierten im Park oder redeten stundenlang. Ich konnte mit ihm über alles reden und auch er vertraute mir Themen an, über die man nicht mit jedem reden würde. Meistens waren das allerdings nur Geschichten aus seiner Kindheit.
Auch an diesem Nachmittag, etwa zwei Wochen nach dem Geständnis von Lukas seiner Vergangenheit, liefen wir wieder im Park entlang. Wir trugen warme Mäntel, denn es war kälter geworden. Langsam verloren die Bäume ihre Blätter und bei jedem Schritt knisterten die Blätter unter unseren Füßen. Als wir da so schweigend entlangspazierten, verging die Zeit schnell. Wir waren bereits über 2 Stunden im Park einfach nur spaziert und hatten uns unterhalten. Das tat gut. Bald konnten wir das öfter machen, denn die Herbstferien begannen bereits übermorgen. Ich begann zu frieren, denn es kam ein leichter Wind auf und es begann zu nieseln. " Lass uns nach Hause gehen. Ich glaube es zieht ein Unwetter auf ", sagte Lukas und so gingen wir also zu Fuß nach Hause. Wir hatten damit nicht gerechnet und hatten so also noch einen weiten Fußmarsch vor uns. Ich wusste immer noch nicht wo Lukas wohnte, aber ich hatte noch mindestens 20 Minuten zu laufen. Als ich Lukas gerade nach seinem Wohnort fragen wollte sagte er:
"Magst du noch mit zu mir kommen? Ich wohne hier in der Nähe und ich weiß ja nicht wann der Regen anfängt..." Ich stimmte zu und rief noch meinen Eltern an, die sich sonst sicher Sorgen machen würden. Nach wenigen Minuten kamen wir an einer großen Straße an. Es begann schon zu dämmern und kaum jemand war mehr auf den Straßen unterwegs. Wir liefen auf dem Gehweg die Straße entlang, als wir plötzlich lautes Motorengehäul hörten. Reifen quietschten und das Motorengeräusch wurde immer lauter. Lukas und ich fuhren herum. Da rasten zwei schwarze Porsche direkt auf uns zu. Panisch schrie ich auf. Passanten waren keine zu sehen, nur noch Lukas und ich waren da und irgendwo bellte ein Hund. Lukas rief, um den Lärm zu übertönen: "Schnell weg hier!!!" Wir rannten. Rannten, so schnell wir konnten. Lukas war viel schneller als ich, aber er drehte sich immer wieder zu mir um und motivierte mich. Ich rannte, so schnell war ich noch nie gerannt. Nach wenigen Metern war ich schon vollkommen außer Atem. Wieso hatte ich im Sportunterricht nicht besser mitgemacht. Wieso?? Ich dachte immer Sport wäre unnötig. Aber das hatte sich jetzt schlagartig geändert. Ich konnte jetzt aber nicht aufgeben, ich musste es schaffen. Die Raser würden uns wahrscheinlich in der Dunkelheit weder hören noch sehen. Erstens weil sie selbst so laute Geräusche machen, zweitens waren sie viel zu schnell als, dass Bremsen dann noch was ändern würde und drittens...nein ich durfte jetzt nicht zu viel denken. Ich musste rennen, um mein Leben rennen. Ich musste jetzt so schnell rennen wie ich konnte, für Mama, für Dad und meine Freunde. Ich durfte nicht aufgeben. Wir rannten auf die nächste Wiese zu. Dort würden wir vor den Autos sicher sein. Also sprintete ich. So schnell war ich mein ganzes Leben noch nicht gerannt. Lukas rannte immer noch mit so einer Leichtigkeit vor mir her. Ich hechelte und schniefte. Meine Lunge brannte und meine Beine wollten nicht mehr. Ich drehte mich um und sah die Autos immer näherkommen. Sie mussten uns doch sehen, das mussten sie einfach! Die Wiese war nun nur noch weniger Meter von uns entfernt, vielleicht 20 Meter. Da quietschten die Reifen des vorderen Porsches laut. Er hatte uns offensichtlich gesehen. Oh Gott danke! Danke! Lukas und ich waren mittlerweile fast auf der Wiese angelangt nur noch 10 Meter....Die Reifen quietschten, doch dann krachte es. Das war so laut, dass Lukas und ich zusammenzuckten. Wir vergaßen zu rennen und machten uns ganz klein. Immer noch schnappte ich nach Luft und mir war übel von dem Rennen. Doch dann realisierte ich, was da eben passiert war. Die Autos waren kollidiert! Ich blickte auf. Wenige Meter vor mir waren die Rennwägen stehen geblieben. Das eine Auto war dem anderen aufgefahren. Das hintere Auto hatte das andere gerammt. Allerdings war es, soweit ich das beurteilen konnte, nur wenig zu Schaden gekommen. Jetzt schien auch Lukas begriffen zu haben, denn er erstarrte. Wahrscheinlich dachte er gerade an seinen Vater. Ich ließ Lukas einfach stehen und rannte zu den Autos. Die Scheiben waren getönt. Im Inneren konnte ich nur die Umrisse eines Mannes erkennen. Er bewegte sich nicht. Ist...ist er tot? Ich bekam Panik und klopfte wild gegen die Fensterscheibe. Langsam drehe sich der Kopf zu mir. Puh... Er lebt! Ich schrei Lukas an: "Lukas, schnell ruf den Notarzt!" Keine Reaktion. Lukas starrte immer noch entgeistert auf den Wagen. Vermutlich spielte sich die ganze Szene, wo sein Vater starb gerade in seinem inneren Auge ab. "Lukas bitte! Das ist wichtig. Hier geht es um zwei Menschen! Bitte!" Meine Stimme brach bei dem Letzten Wort ab. Langsam schaute Lukas zu mir und dann wieder zurück zu dem Wagen. Dann griff er immer noch versteinert in seine Hosentasche, holte sein Handy hervor und wählte die Nummer des Notarztes. Mehr bekam ich nicht mehr mit, denn ich rannte schon zum nächsten Wagen. Doch dieser bewegte sich plötzlich und fuhr in meine Richtung los. Ich konnte ihm gerade noch ausweichen und mir das Kennzeichen merken. Sicherheitshalber schaute ich mich zu dem anderen Wagen um, doch der hatte kein Nummernschild. Ich sah dem anderen Auto nach, wie es in der Dunkelheit verschwand. Ein weiteres Mal klopfte ich gegen die Scheibe, doch diesmal passierte nichts. Keine Bewegung des Mannes. Keine Drehung des Kopfes so wie vorhin. Ich hatte Angst. Ich hatte Angst davor einen Mann sterben zu sehen. Vor meinen Augen!! Ich musste an die Angehörigen denken. Wenn er welche hätte. Das müsste doch so schlimm für sie sein, sie liebten ihn doch sicher. Ich wollte mir ein Leben ohne meine Eltern nicht vorstellen. Die Familie des Mannes würde aber genau das erleben, wenn nicht rechtzeitig Rettung nahte! Hilfe!
DU LIEST GERADE
Die Einzigartige Freundschaft
RomanceEin neuer Schüler, doch was ist mit ihm? Sophie ist gefangen in ihrem Alltag als ein neuer Schüler an ihre Schule kommt. Er weckt sofort ihr Interesse, doch irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Können die beiden zueinander finden? Genaueres erfahrt...