Kapitel 8: Auf dem Revier...

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Die Lichter brannten noch und durch die Fenster sah ich einige Gesichter, die telefonierten, schrieben oder miteinander sprachen. Dafür, dass es schon so spät war, arbeiteten hier noch sehr viele Polizisten. Von Herr Carter und seinem Kollegen wurden wir in einen Raum geführt. Es war das Büro des kleinen, grauhaarigen Polizisten. „Setzen sie sich bitte Frau Ebbens und Herr Simons. Mein Kollege und ich werden in wenigen Minuten wieder hier sein.“ Wir gehorchten dem Polizisten und nahmen Platz. Ich sah mich in dem Raum um. Er war nicht allzu groß und vor uns standen zwei Schreibtische. Also war es wohl auch das Büro seines Kollegen. Auf beiden Schreibtischen standen zwei hochmoderne Computer und einige Papiere lagen verstreut herum. Dann trafen auch wieder die beiden Kollegen ein. „Guten Tag beziehungsweise gute Nacht. Ich bin Oberkommissar Manuel Wenner und leite mit Herrn Carter die Ermittlungen.“ Der Polizist, der sich Herr Wenner nannte, war deutlich größer als sein Kollege und hatte aber ebenfalls graue Haare. Seine gingen jedoch schon in das Weiße über…Er hatte auch einen gleichfarbigen Bart. Ich schätzte ihn etwa auf 50 Jahre, denn er hatte schon einige Falten.
Dann begann die Befragung. Die Kommissare wollten wissen, wieso wir so spät noch außer Haus gewesen waren, wie wir die Wagen entdeckt hatten und er wollte ausführlich wissen, wie der Unfall aus unserer Sicht abgelaufen war. Schließlich fragte er noch, wie das zweite Auto aussah und ich nannte ihm auch das Kennzeichen. Dieses gab er in seinen Computer ein und erhielt sofort ein Ergebnis. „Ja, dieser Wagen ist auf einen uns bereits bekannten Namen gemeldet. Er wurde bereits zu einer Geldstrafe verurteilt, da er vor etwa zwei Jahren bereits ein illegales Autorennen gefahren ist. Bei diesem Unfall ist ein Mann ums Leben gekommen.“, teilte uns der Polizist, Herr Wenner, uns mit. „W…Wa…Was? ...bei...bei einem Autorennen?“, Stotterte Lukas und bei den letzten Worten überschlug sich seine Stimme fast. Wiederbegannen ihm Tränen über die Wange zu laufen. „Dieser Mistkerl!!! Bitte finden sie ihn. Er soll in das Gefängnis. Für IMMER!!!“ jetzt schrie Lukas fast. „Erst mein Vater und jetzt der…Ins Gefängnis soll er!!!“ Lukas sprach mit so einer verachteten Stimme, das hatte ich bei ihm noch nie erlebt. Plötzlich klingelte das Reviertelefon. „Oberkommissar Wenner am Apparat, ja hallo? Ah sehr gut…JA ich gebe es weiter…Ich verstehe! In Ordnung. Auf Wiederhören.“ Er legte auf und sagte zu seinem Kollegen und uns: „Der Flüchtende wurde gefasst. Er war dabei zuhause das Wichtigste einzupacken. Er wollte über die Grenze flüchten.“ Da hellte sich Lukas sein Gesicht auf und er sagte zu mir: „Weißt du Sophie. Nach zwei Jahren war ich endlich über den Tod meines Vaters hinweg. Aber die Tatsache, dass der Verursacher noch auf freiem Fuß war hat mich Kirre gemacht! Ich bin so froh, dass er nun gefasst wurde.“ Das kam wirklich von Herzen, das spürte ich.
Auf dem Revier wurden wir noch ein bisschen weiter befragt, da klingelte noch einmal das Telefon. Wieder ging der Oberkommissar heran und ich lehnte mich vor, um besser mithören zu können. Nachdem der Kommissar aufgelegt hatte, sagte er zu Lukas: „Zu dem Flüchtigen, der jetzt gefasst wurde… Er hat zugegeben, die Bremsen des Wagens deines Vaters sabotiert zu haben…  Sein Motiv war laut ihm, dass ihr Vater in allem besser war, was sie machten. Es war ein alter Schulfreund ihres Vaters. Auch schon in Jugendzeiten war ihr Vater besser gewesen. In der Schule, in einfach allem. Und als dann er auch noch in allen illegalen Autorennen gewann, brachte dies das Fass zum überlaufen… Der Täter stand bei allem im Schatten ihres Vaters und das hatte ihn sehr wütend gemacht. Er behauptete auch sie immer beobachtet zu haben, da er befürchtete ihr Vater würde betrügen. Zusätzlich erhoffte er sich die Schwächen ihres Vaters herausfinden zu können. So beobachtete er sie mit seiner Gang zusammen und lies sie verfolgen, egal wohin sie gingen.“ Je länger Lukas zugehört hatte, desto wütender wurde er: „Dieser Kerl hat nur wegen Eifersucht meinen Vater getötet?! Geht es dem noch gut? Wie kann jemand so etwas machen???“, entrüstet und empört stand Lukas auf und ging aus dem Raum. Ich warf den Polizisten einen entschuldigenden Blick zu, gab ihnen für den Fall von Nachfragen meine Nummer und versprach erreichbar zu bleiben. Dann lief ich Lukas hinterher. Er stand vor der Tür und schaute zu Boden. Langsam ging ich auf ihn zu und umarmte ihn. Er umgriff mich mit seinen Armen und legte sein Kinn vorsichtig auf meinen Kopf. Ich konnte spüren, wie sein Brustkorb sich schnell hob und senkte, ich hörte sein Herz schlagen und spürte seine Wärme. Diese Nähe war mir vorher nicht bewusst gewesen und mir wurde warm ums Herz. Ich wollte mich nie wieder von ihm lösen. Doch das musste ich irgendwann. Leise sagte ich: „Sie haben ihn. Das ist sehr gut. Er wird für sein Verbrechen belangt werden. Er wird seine gerechte Strafe bekommen. Den Rest schaffen wir auch noch. GEMEINSAM!“ Leise murmelte Lukas: „Danke Sophie. Für alles!“ Dann gab mir Lukas einen Kuss auf die Stirn. Jetzt spielten meine Gefühle endgültig verrückt. Diese kurze Berührung seiner Lippen, diese kleine Geste, lies mein Herz schneller Schlagen. Mein Herz klopfte wild, mein Atem wurde unregelmäßig. Ich dachte gar nicht daran ihn loszulassen. Ich wollte ihn nicht verlieren. Nie wieder wollte ich von ihm lösen. Für immer wollte ich diesen Moment leben. In seinen Armen, die mich vor allem beschützen würden und könnten. In den Armen, die mich warmhielten. Ich schloss meine Augen. Nie wieder wollte ich ihn loslassen. Doch dann hörte ich eine hysterisch klingende Stimme und alles änderte sich. Widerwillig löste ich mich aus der behütenden Umarmung von Lukas. „Sophie Schätzchen. Wo bist du nur da wieder hineingeraten?“ Das konnte natürlich nur meine Mutter sein. Ich grinste Lukas vielsagend an, doch dieser sagte nur: „Auch wenn sie dir oft auf die Nerven geht… denk immer daran, sie liebt dich und du liebst sie. Ihr seid für immer Mutter und Tochter, das wird sich nie ändern. Sei froh, dass du sie hast!“ da hatte er natürlich recht. Ich liebte sie und dass, trotz allem. Doch das konnte ich auch noch ein anders mal überlegen. Also suchte ich den Parkplatz nach meiner Mutter ab. Da kam sie auch schon von ihrem Auto aus auf mich zu gerannt, naja, soweit das eben mit ihren hohen Schuhen ging. Sie war wirklich direkt von dem Meeting zu mir gefahren. Ich schloss sie in meine Arme. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Komm wir fahren jetzt schnell nachhause und ihr wärmt euch schleunigst auf. Ok? Lukas sollen wir dich auch heimfahren?“ Lukas nickte nur, aber die Farbe war wieder in sein Gesicht zurückgekehrt. Offensichtlich war er allerdings noch sehr erschöpft und müde.
Auf dem Heimweg hörte meine Mum gar nicht mehr auf andauernd zu sagen, wie knapp das für uns war und ich musste ihr beteuern, dass ich ihr nie wieder so einen Schrecken einjagen würde. Lukas hingegen saß schweigend da. Er sah nicht traurig aus, sondern wirklich nur erschöpft und das freute mich. Einige Zeit sah ich ihn an doch dann richtete ich meinen Blick wieder aus dem Fenster. Dann brach Lukas das Schweigen: „Ich glaube, ich schlafe morgen aus und gehe nicht in die Schule. Dann habe ich einen Tag früher Ferien…“ Das fand meine Mutter sehr gut und so würde auch ich morgen vom Unterricht befreit werden. Nachdem wir Lukas abgesetzt hatten, fuhren wir endlich nach Hause. Ich war erschöpft vom Tag und freute mich schon auf mein Bett. Es war schon weit nach Mitternacht, als ich endlich bettfertig mein Zimmer betrat. Die Heimfahrt war schnell vorbei gewesen, die Straßen leer. Aber ich war jetzt so müde, dass ich mich in mein Bett legte und kurz darauf auch schon eingeschlafen war. Ich schlief gut, ich wachte Nachts nicht auf und konnte ruhig schlafen.

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