KAPITEL X: Das Ende naht

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Mein Schwert war in Orkblut getränkt, genau wie die Ärmel meines Flanellhemds. Das würde ich nie wieder waschen. ,,Ich zähle 40", sagte Legolas gerade zu Gimli, als mich zu ihnen gesellte. ,,Ha, 41!", meinte Gimli triumphierend. Legolas legte daraufhin nur einen Pfeil in seinen Bogen und schoss auf einen der Orks, die unter Gimlis Hintern lagen. ,,$1, wir sind quitt", sagte er dazu nur. ,,Zählt nicht, der war schon tot." ,,Er hat noch gezuckt." ,,Aber doch nur, weil ich ihm meine Axt noch tiefer in den Kopf getrieben habe!", empörte sich Gimli und wackelte mit seiner Axt, woraufhin auch der Ork wackelte. ,,Jungs, ihr braucht euch gar nicht zu streiten, wer von euch jetzt mehr hat", mischte ich mich dann ein, ,,Ich hab nämlich 42 auf meinem Konto." Damit gab ich Legolas einen Kuss auf die Wange und folgte den anderen hinauf in die weiße Stadt. Sie war wunderschön. Viel schöner, als sie im Film ohnehin schon war. Ehrfürchtig legte ich meine Hand auf den toten weißen Baum, dann ging ich jedoch weiter in den Palast, wo sich so langsam alle im Thronsaal einfanden. 

,,Ich vermag Frodo in der Ferne nicht mehr zu erblicken", grummelte Gandalf vor sich hin, ,,Die Dunkelheit nimmt immer mehr zu." ,,Wenn Sauron den Ring hätte, dann wüssten wir es", meinte dazu jedoch Aragorn. ,,Genau", bestätigte ich, ,,Ich kann euch versichern, Frodo ist sehr nah dran. Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist er sogar schon in Mordor. Aber kann auch sein, dass ich mal wieder eine Szene verwechsle." ,,Wenn Sauron in Mordor ist, dann soll er da bleiben und verfaulen", warf Gimli dazwischen, ,,Was kümmert uns das?" ,,Es stehen 10.000 Orks zwischen Frodo und dem Schicksalsberg", gab ich zurück und war so langsam von diesem Pessimismus überall genervt, ,,Er braucht nur einen sicheren Weg über die Ebene von Gorgoroth und dazu können wir ihm verhelfen. Wir müssen Saurons Blick nur so lange auf uns ziehen, bis der Ring im Feuer liegt." ,,Ich stimme ihr zu", sagte dann Aragorn, ,,Wir werden nach Mordor reiten und Sauron so lange wie nötig ablenken."

Natürlich, wie das in Filmen so üblich war, waren unsere Pferde, die uns am Gebirgspfad verlassen hatten, wieder aufgetaucht. Und so ritten wir noch einmal hinaus, um in die Schlacht zu ziehen. Der Herr der Ringe, die Rückkehr des Königs bestand halt zu einem Großteil nur noch aus Schlachten. Ich ritt wieder neben Legolas her. Wir Gefährten führten die Armeen Rohans und Gondors an. Das war echt ein krasses Feeling. 

Am schwarzen Tor angekommen, ritten Aragorn, Gandalf, Legolas und ich nach vorne und Aragorn sagte im Befehlston: ,,Lasst den Herrn des schwarzen Landes heraus kommen! Er soll seine gerechte Strafe erhalten." Nach einer Weile gespenstischer Stille öffnete sich das schwarze Tor und ein schwarzer Reiter kam heraus. ,,Mein Gebieter heißt euch willkommen", fing der dann an, zu labern, ,,Ist hier wer bemächtigt, mit mir zu verhandeln?" ,,Wir sind nicht zum verhandeln hier", regte sich Gandalf auf, ,,Sag deinem Herrn, er soll dieses Land verlassen und nie mehr wieder kommen." ,,Der alte Graubart", meinte dann dieser Typ verächtlich, ,,Ich habe einen Gegenstand, den zu zeigen mir befohlen wurde." Und schon warf er Gandalf Mithril zu. Ich hatte genug von diesem A...gesicht, ritt nach vorne und schlug diesem Mistkerl mit meinem Sternenlichtschwert den Kopf ab. ,,Frodo ist nicht tot", wandte ich mich dann an die anderen, ,,Er kämpft immer noch und wir müssen ihn in diesem Kampf unterstützen!" Die Orkarmee marschierte nach und nach aus dem Tor. ,,Zieht euch zurück", befahl Aragorn und wir ritten zurück zu den anderen Soldaten.  ,,Haltet eure Stellung! Haltet eure Stellung! Söhne Gondors und Rohans, meine Brüder! In euren Augen sehe ich dieselbe Furcht, die auch mich verzagen ließe", fing Aragorn dann an, die Armee zu motivieren, ,,Der Tag mag kommen, da der Mut der Menschen erlischt, da wir unsere Gefährten im Stich lassen und aller Freundschaft Bande bricht. Doch dieser Tag ist noch fern. Die Stunde der Wölfe und zerschmetterter Schilde, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht, doch dieser Tag ist noch fern! Denn heute kämpfen wir! Bei allem, was euch teuer ist auf dieser Erde, sage ich: Haltet stand, Menschen des Westens!" Alle zogen wir unsere Waffen, während die Orks uns umzingelt hatten. ,,Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Seite an Seite mit einem Elb sterbe", hörte ich Gimli zu Legolas sagen. Ich liebte diese Szene. ,,Wie wäre es Seite an Seite mit einem Freund?", fragte dann nämlich Legolas. ,,Ja", gab darauf Gimli zurück, ,,Das hört sich schön an." ,,Für Frodo", sagte Aragorn und dann war es auch schon so weit: Wir zogen das letzte mal gemeinsam in die Schlacht.

Ich kämpfte verbissen gegen die Orks. Das Sternenlichtschwert führte mich. Dann sah ich aus dem Augenwinkel etwas, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: Legolas lag am Boden und ein Ork über ihm hatte seine Waffe auf seine Kehle gerichtet. Ich zog schnell meinen Bogen und einen Pfeil und schoss den Ork ab. Ich rief den Pfeil zurück und drehte mich noch im selben Moment um. Genau rechtzeitig, denn da stand ein Ork und rammte mir seine Waffe ins Bein, bevor ich überhaupt reagieren konnte. Ich sank schreiend vor Schmerz auf die Knie, hörte aber nicht auf, zu kämpfen. Ich schnitt dem Ork erst mit einer schwerfälligen Bewegung in die Beine und als er wie ich auf den Boden fiel, rammte ich ihm das Schwert einmal durch den Brustkorb. Ich nahm meine Hand von der Wunde und erst da bemerkte ich, wie viel Blut ich verlor. Aber ich musste weiter kämpfen. Ich hatte mich gerade hochgekämpft, da griff mich auch schon der nächste Ork an. Die linke Hand auf meinen Oberschenkel gepresst, mit der rechten hielt ich das Schwert und schaffte es, den Ork zu töten, als ich plötzlich Legolas hinter mir spürte. ,,Was hast du eigentlich vor, wenn das hier vorbei ist?", fragte er mich und schoss dabei einen Ork ab. ,,Ich gehe zurück in die andere Welt", antwortete ich und schnitt einem Ork die Kehle durch, obwohl ich lieber vor Schmerz geschrien hätte. ,,Eigentlich hatte ich gehofft, du würdest bei mir bleiben", kam es darauf von Legolas, ,,Und du würdest mit mir den ewigen Bund eingehen." Mir wurde so langsam schummerig. Ich sah, wie Sauron explodierte und sagte zu Legolas: ,,Hört sich schön an." Dann verließ mich endgültig die Kraft und ich fiel in mir zusammen, wie ein Kartenhaus. 

Ich dachte, jetzt wäre ich wirklich gestorben. Doch ich wachte wieder auf und sah Legolas an meiner Seite sitzen. ,,Ich lebe noch",, stieß ich triumphierend aus, woraufhin mich Legolas ansah und eine Träne zu vergießen schien, ,,So schnell bin ich wohl nicht tot zu kriegen." Während er sich zu mir runter beugte, um mich zu küssen, fiel mir der Armreif auf, den ich plötzlich am Handgelenk hatte. Es war ein Edelstein, der geformt war, wie ein Weinblatt. Es sah elbisch aus. ,,Was ist das?", fragte ich Legolas. ,,Ein Geschenk", erklärte er es mir, ,,Es verbindet mein Leben mit dem deinen. Wenn du in deiner Welt eines Tages nicht mehr lebst, dann will auch ich nicht mehr leben." ,,Du bist doch verrückt", schniefte ich und konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. Weil erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich schon bald in die andere Welt gehen würde. Ich würde nicht zurück nach Hause gehen, ich würde mein zu Hause verlassen. 

Trotz der Tatsache das ich bald gehen würde, ging ich mit Legolas noch den ewigen Bund ein. Also ja, wir heirateten. Und zwar im Zimmer vom schlafenden Frodo, damit er wenigstens dabei sein konnte. Ich kann mich noch genau an die Worte erinnern, die das Eheversprechen bildeten: Freien Willens gehe ich mit dir den ewigen Bund der Liebe ein und will dies mit einem Kusse besiegeln. Mein Herz machte einen Hüpfer, als ich ihn dann küsste. Frodo wachte einen Tag später auf. Legolas und ich betraten das Zimmer Hand in Hand. Das war der glücklichste Morgen meines Lebens. Natürlich blieb ich noch zu Aragorns Krönung. Und natürlich noch, bis er und Arwen sich knutschend in den Armen lagen. Auch noch, bis wir alle uns vor dem Mut der Hobbits verneigt hatten. ,,Es wird Zeit für mich zu gehen", verkündete ich und zog die Hobbits alle vier in meine Arme. Sie erwiderten die Umarmung und Frodo meinte: ,,Es ist schade, dass du gehst Sansa." ,,Find ich auch", gab ich zurück, ,,Ihr seid wirklich die mutigsten Lebewesen, die ich kenne." Darauf wurden sie ein bisschen rot. Auch von Aragorn und Arwen verabschiedete ich mich mit Umarmungen. Und natürlich auch Gandalf und Gimli. Ich fing schon an, zu heulen, als ich Éowyn in meine Arme zog. Doch als ich mich dann Legolas zuwandte, wusste ich nicht, was ich tun sollte. ,,Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll", schniefte ich und wischte mir eine Träne weg. ,,Dann sag einfach gar nichts", gab Legolas zurück, zog mich fest an sich und küsste mich leidenschaftlich. Ich dachte schon meine Knochen hätten sich in Wackelpudding verwandelt. Als wir uns dann voneinander gelöst hatten, trat ich rückwärts an die Kante, winkte allen noch einmal zu und ließ mich dann fallen. Mir war klar geworden, dass der Wille zählte, in die andere Welt zu wollen. Und ich wollte Artax wieder sehen und mom. 

Ich tauchte wieder in meinem Bett auf und war erstaunt, als das Kettenhemd und meine Waffen nicht verloren gegangen waren. Ich trug beides über meinem Flanellhemd, als wäre es das normalste der Welt. Genau so trug ich meinen Ehering und den Armreif. Und seit Éowyn mir einmal meine Haare geflochten hatte, trug ich sie so und wagte es nicht, den Zopf zu öffnen. Ich war also nun in der anderen Welt. Doch mein Herz blieb in Mittelerde zurück.

The Lord of the Rings  Der eine RingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt