10: Schlaf

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,,Lisa?", fragt Paul. ,,Guten Morgen", sage ich. ,,Komm, ich fahre dich nach Hause. Bis Cem kommt, kann es noch länger dauern", meint Yule und wir laufen an den verdutzten Beamten einfach vorbei. Yule fährt mich nach Hause. Ich bedanke mich und gehe in mein Zimmer. Dort lege ich mich erstmal schlafen. Später gehe ich nach unten und finde Cem, zusammen mit Phil und Paula am Tisch sitzend. ,,Na, hast du doch noch geschlafen?", fragt Cem. Ich nicke und setze mich zu ihnen. ,,Geht es dir wirklich gut?", fragt Paula. Ich nicke. ,,Wollen wir später noch alle zusammen etwas machen?", fragt Cem. ,,Shoppen", lacht Julia. ,,Jap, warum nicht", sage ich. ,,Da komme ich aber nicht mit", sagen die Männer sofort und alle lachen los. „Dann machen wir uns einen schönen Nachmittag in der Stadt", sagt Paula begeistert. Ich nicke und schaue auf mein Handy. Ich habe eine SMS von meinem Vater bekommen. Komisch, was will er denn noch von mir? „Ist alles in Ordnung, Lisa?", fragt Cem. „Ja, alles bestens", sage ich und schalte mein Handy aus. Ich werde nicht zu meinem Vater gehen. Nie mehr. Das, was er mir angetan hat, lasse ich mir nicht gefallen. „Wollen wir dann los?", fragt Julia. Ich nicke und hole meine Tasche und Geld. Mein Handy werfe ich auch hinein und ziehe meine Schuhe an. Dann nehme ich meine Jacke und folge den beiden zum Auto. Wir fahren in die Innenstadt und parken das Auto. Dann gehen wir in einige Läden und kaufen neue Klamotten ein. Danach essen wir etwas. Ich möchte noch kurz auf Toilette gehen, während Julia und Paula draußen warten. Als ich fertig bin, laufe ich nach draußen.

Auf einmal drückt mir jemand von hinten ein Taschentuch ins Gesicht und ich kippe weg, bevor ich mich überhaupt wehren kann. Alles um mich herum ist schwarz. Ich habe keine Orientierung mehr.
Als ich wieder zu mir komme, liege ich auf einem kalten Boden und alles ist kalt. „Hört mich wer?" rufe ich laut und verzweifelt. „Lisa?", kommt es aus einer Ecke. „Paula?", frage ich und  schaue in die Richtung, aus der es kam. Ich rappele mich auf und will in die Richtung laufen aber etwas hält mich auf. Ich greife danach und ertaste Eisenketten. „Wo sind wir hier?", frage ich. „Ich weiß es nicht", sagt sie und ich kauere mich auf dem Boden zusammen. Paula kommt zu mir rüber und nimmt mich in den Arm. Ich lehne mich an sie. ,,Wo ist Julia eigentlich?", frage ich. ,,Die konnte entkommen", sagt sie leise und ich merke, wie ihre Stimme zittert. ,,Ist dir kalt?", frage ich. ,,Ja, ein bisschen. Aber es geht noch", meint sie und ich brumme vor mich hin. Ich atme ein und aus und hoffe, dass das hier alles nur ein furchtbarer Alptraum ist. Ich döse vor mich hin, als plötzlich ein lautes Geräusch mich zusammenzucken lässt. Die Tür öffnet sich und das Licht geht an. Ich bin an die Wand gekettet. Eine maskierte Gestalt nähert sich uns. Paula ist völlig weggetreten und jammert unruhig vor sich hin. Diese Gestalt zerrt mich auf und löst die schwere Eisenkette. ,,Lass mich los, bitte. Lass uns gehen", jammere ich. Aber ohne etwas zu sagen, zieht er mich mit. Wir gehen eine Treppe nach oben und in ein anderes Zimmer. ,,Lass mich in Ruhe", brülle ich. Ohne Vorwarnung wird mir ein Taschentuch in den Mund gestopft. Als ich mich in dem Raum näher umschaue, sehe ich ein Bett. In diesem verdammten Raum ist nur ein Bett. Er schmeißt mich darauf und ich wehre mich und will wieder aufstehen. Aber die Gestalt (vermutlich ein Mann), zerrt mich wieder aufs Bett zurück. Damit ich nicht abhauen kann, kettet der Typ mich an Händen und Beinen am Bett fest. Ich wehre mich aber es nutzt nichts. Ich lasse es einfach über mich ergehen und bin froh, als es vorbei ist. Dann bringt der Mann mich zurück in den dunklen und kalten Raum. Das Licht ist noch an und Paula vegetiert in der Selben Ecke vor sich hin. Ich werde geschubst und falle hin. Hinter mir stellt der Typ zwei Flaschen Wasser und ein Brot ab und geht. Die Tür schließt er natürlich ab und ich kauere mich weinend zusammen und ziehe das dreckige Taschentuch aus meinem Mund. Das Essen und Trinken rühre ich nicht an. Ich möchte nur noch nach Hause.

Immerhin ist das Licht noch an und ich bin diese Eisenkette los. Ich schaue mir Paula genauer an und sehe, dass sie ein Veilchen hat. Also muss der Mann sie wohl geschlagen haben. Dieser Mistkerl. Ich will das Geschehene einfach nur vergessen. Verdrängen und vergessen. Nie mehr daran denken. „Süße, was ist los? Warum weinst du denn so sehr?", fragt Paula mit sanfter Stimme. „Er ... er ... hat mich ... v ... verge ...", stammele ich weinend. „Oh mein Gott. Komm her", sagt Paula einfühlsam und nimmt mich in den Arm. „Denkst du, dass sie uns suchen?", frage ich. „Bestimmt", meint Paula beruhigend und streichelt mir über die Haare. „Ich bin do froh, dass ich hier nicht alleine bin", sage ich und schließe meine Augen. „Ich auch", meint sie und lässt mich in Ruhe.

Der Typ kommt nach einer Weile wieder. Ich weiß nicht, wie lange er nicht da war. Aber zu unserem Entsetzen hat er eine Waffe in der Hand und zielt auf uns. „Mach keine Dummheiten. Bitte", flehen wir aber es lässt ihn völlig kalt. Ich weine mittlerweile und Paula zittert am ganzen Körper. Dann drückt er ab und Paula bricht neben mir vollends zusammen. „Nein. Paula", rufe ich und rüttele an ihr. Aber nichts mehr zu machen. Er zielt auf mich und drückt ab. Mehrmals. Ein Schuss ins Bein, einer in den Arm und der letzte im Magazin geht in den Bauch. Alles nicht tödlich, dennoch werde ich verbluten. Ich jammere vor Schmerzen aber niemand ist mehr da. Paulas lebloser Körper liegt neben mir. Und ich sterbe auch. Ich höre mehrere Stimmen um mich herum. „Lisa. Schön bei uns bleiben", sagt eine sehr bekannte. Es sind Julia und Franco, eindeutig. Franco hält mich in den Armen. „Tut mir leid", sage ich. Mein Blick wandert zu Cem, der Tränen in den Augen hat. Dann schließe ich meine Augen und gleite in Schwärze ab. Ich sehe ein Licht. Paula und meine Mutter warten dort auf mich und ich gehe mit ihnen zusammen weiter.

Died in your ArmsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt