3.

43 2 7
                                    

Als ich wieder zurück in das Abteil kam, war Lucius ans Fenster gerutscht und beobachtete begeistert die, an uns vorbeiziehende Natur. Mir fiel jetzt erst auf, dass der Junge der Gleiche war wie am Bahngleis, er war der Gleiche, den ich beneidet hatte.
Ist es Schicksal, dass er ausgerechnet in mein Abteil gekommen ist?
„Hey Alex, hast du schon mal raus geschaut? Sieht das nicht wunderschön aus?", unterbrach der Blondhaarige meine Gedankengänge. "Alex?", verwundert schaute ich zu ihm, Lucius zuckte mit den Schulter und lächelte wieder: "Alexandra ist so lang und naja, Alex klingt doch irgendwie cool, findest du nicht?" Ich musste darüber leicht schmunzeln setzte mich ihm gegenüber hin und schaute auch raus.
Wir schwiegen.
Mein Blick wanderte wieder zu Lucius, sein Blick sah so fasziniert aus, so aufgeregt, aber auch irgendwie traurig. So als ob ihn die Landschaften an etwas erinnerte, etwas was er vermisst oder was er schon lange versucht hat zu verdrängen.
„Lucius? Du verbindest etwas mit der Natur oder? Etwas was dir sehr viel bedeutet?", fragte ich ihn vorsichtig, ich wollte dies eigentlich nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass es das richtige ist. Er blinzelte überrascht und schüttelte kurz den Kopf um mich dann anzulächeln, seine Augen waren glasig und trugen nicht gerade zur Überzeugung der Worte, welche aus seinem Mund kamen, bei: „Naja, nicht so direkt, es ist einfach, ach egal, ist nicht der Rede wert. Schau mal! Wir sind da!" Ich schaute raus, tatsächlich wir waren da. „Wenn du darüber reden willst, ich bin gut im Schweigen und Zuhören", meinte ich noch lächelnd an ihn gewandt, bevor der Zug hielt und wir das Abteil gemeinsam verließen.
Ja, im Schweigen war ich gut, sehr gut sogar.
Er nickte als Antwort nur, offenbar war es ein ernsteres Thema, vielleicht war sein Leben doch nicht so glücklich wie es aussah.

Draußen angekommen folgten wir einem großen Mann, welcher uns zu einem See brachte, welchen wir mit Booten überqueren sollten. Wohlgemerkt, hat er uns davor noch erzählt, dass in diesem See ein riesiger Krake lebt, der grundsätzlich ganz freundlich ist.
Ein Riesenkrake in einem dunkelgrünen See, so dunkel, dass es fast schwarz wirkt und da wir Abend hatten, war er so gut wie Schwarz. Und wir in unseren kleinen Booten, sollten dieses Wasser, aus dem jeden Moment ein einigermaßen freundliches oder gefährliches Monster auftauchen könnte, überqueren.
Allerdings hab ich mich dank Lucius Kommentar, der neben mir im Boot saß, gleich viel sicherer gefühlt: „Meine Schwester hat gewettet, dass der Kraken mit 3 Booten spielt. Ich hab gewettet mit 5. Ich bin gespannt wie viele zerstört werden. Vielleicht gibt's da unten ja fleischfressende Wasserlebewesen, also außer dem Kraken." Bei seinem letzten Satz sah er ins Wasser und grinste mich dann an, allerdings verstarb dieses Grinsen schnell wieder, da sich meine Augen zu Schlitzen verengt hatten und ich wohl zugleich auch ziemlich blass geworden bin. „Tschuldige Alex, ich, ähm, ich wollte dir keine Angst oder so einjagen, tut mir leid", er lachte verlegen auf und kratzte sich am Nacken. Ich lächelte ihn wieder an: „Du hast einen interessanten Humor, ist mir sympathisch. Aber mach sowas nie wieder." Unsicher lachte er auf und nickte mir dann als Bestätigung noch zu.
Ich weiß eigentlich nicht was ich an diesem Scherz so schlimm fand. Ich mein, ich würde eh sterben, wie wir alle. War es, weil er eine Wette darüber geschlossen hatte?
Grübelnd schaute ich in die dunkle Meerestiefe, von nahem sah man die dunkelgrüne Färbung, welche man im hellen Mondschein nun erkennen konnte.
Mein Blick wanderte über den See und blieb schließlich an dem Schloss, welches ich sofort als Hogwarts identifizierte, hängen. Es war riesig und seine Türme erstreckten sich hoch in den Himmel. Die Lichter der Kerzen ließen die Szenerie noch magischer und fantastischer wirken als eh schon. Es war wirklich unglaublich.

*Große Halle*
„Black, Alexandra Dahlia", rief die Professorin mich nach vorne. Ich atmete einmal kurz ein und aus, um mich zu beruhigen, richtete mich auf und ging stolz wie eine Black, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen, nach vorne auf den Stuhl zu. Mir wurde der Hut aufgesetzt, als ich Platz genommen hatte und ich hörte seine Stimme in meinem Kopf.

„Wie viele von euch Black's gibt es den noch? Ihr vermehrt euch ja ziemlich", gluckste er über seinen eigenen Witz, welcher nicht ganz so auf meinen Geschmack traf. „Du fandest ihn nicht gut, sagst aber nichts dazu, sehr charmant. Du hast auch ein sehr großes Herz. Eine große Schwester, die ihre Brüder mehr liebt als alles andere und ein Mädchen das sehr große Schmerzen mit sich rum trägt, wirklich tapfer. Aber du liebst es auch zu lesen und neues zu lernen, nicht wahr liebes? Zugleich besitzt du auch sehr viel Ehrgeiz, diesen brauchst du auch um deine Ziele zu erreichen. Hm, du hast Eigenschaften für jedes Haus. Jedoch unterliegen die Eigenschaften für Gryffindor, also bleiben noch die anderen drei. Hm, das ist schwierig, schwierig. Du würdest in allen drei Häusern glücklich werden, also was möchtest du, es ist deine Entscheidung." Die Ansprache des Hutes hatte mich etwas überrascht, ich war eigentlich nicht darauf vorbereitet, dies zu entscheiden. Um ehrlich zu sein war es mir auch im Prinzip egal, das einzige was im Moment meine Entscheidung etwas in Richtung Antwort trug, waren meine Eltern. Sowie ich dort auch vermutlich auf Lucius treffen würde. „Also hast du dich eigentlich dafür entschieden, oder? Ich gebe dir noch 5 Sekunden, wenn du in denen nichts anderes denkst, dann werde ich meine Entscheidung verkünden." Nein. Ich bin mir sicher. Ich möchte dort hin.
„Gut dann haben wir das jetzt hiermit gemeinsam entschieden: SLYTHERIN"

Der Tisch ganz links begann zu jubeln und zu klatschen, zufrieden mit meiner Entscheidung ging ich auf ihn zu und setzte mich neben eine ältere Slytherin Schülerin. Wenig später kam auch Lucius und ließ sich leicht grummelnd neben mich fallen: „Ich hab 3 Galleonen gegen meine Schwester verloren" „Du bist selbst Schuld, du hättest ja nicht mit ihr Wetten müssen." Lucius zuckte mit den Schultern: „Wenn ich sie anlügen könnte, wäre das ja kein Problem, aber nein, zu ihr bin ich ja immer ehrlich, so ein Mist. Naja, kann man nicht ändern", er lachte auf und schaute mich grinsend an.
Vielleicht würde diese Zeit hier ja doch nicht so schlimm werden wie ich befürchtet habe.

My wonderful, painful lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt