Schreckensmonster

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Es waren drei. Drei Mörder, Verwüster und Terroristen. Drei Verbrecher, nicht viel anders handelnd, als die Ungeheuer unter den Menschen, die ebenfalls solche Massen einfach so ermorden. Nur mit den Unterschied, dass diese drei hier unsterblich waren, zumindest bis ihnen jemand den Kopf abriss und verbrannte. Und dummerweise war ich, im Vergleich zu ihnen, nur ein zerbrechliches Mädchen. Außerdem waren sie drei. Ich war allein.
Ich versteckte mich hinter einer Mauerecke. Alle drei umgab eine, auf Menschen so verlockend wirkende Aura, geprägt von Anmut, Selbstsicherheit und perfektem Äußeren. Doch dieses unwiderstehliche und wortwörtlich übernatürliche Aussehen wurde gestört von dem Blut auf ihren Hemden. Denn es war nicht wenig rot, das an ihnen klebte, wie der Harz eines Baumes.
Meine einzige Chance war, ihnen nicht zu zeigen, was ich war.
Zunächst beobachtete ich die drei nur. Ich wollte herausfinden wer sie waren und was ihre Gaben waren. Doch ihr Verhalten ließ nichts vermuten. Entweder waren ihre Fähigkeiten so unspektakulär oder sie wussten sie geheim zu halten. Ich beobachtete sie von meinem Versteck aus noch eine Weile bei ihrem Gegröle. Als ich dann jedoch immer noch nichts erkannt hatte, wagte ich den Angriff. Aus meinem Versteck heraus tastete ich nach ihren Gedanken. Ihr grausames Weltbild stach aus den Gedanken, die ich sonst noch wahrnahm so heraus, dass es nicht schwer war, mich darauf zu konzentrieren. Ich visierte erst einen der drei an. Ich konzentrierte mich, denn ich durfte mir keinen Fehler erlauben. Und dann schoss ich, aus meinem Versteck heraus, einen Teil meines Bewusstseins, wie den Feil eines geübten Jägers, auf das Bewusstsein des einen Vampirmonsters. Als dann mein Kreischen in seinem Kopf verstärkt und tausendmal wiederholt ertönte, fiel der eigentlich so übernatürlich starke Vampir in sich zusammen. Im einen Moment hatte er noch verzweifelt versucht sich die Ohren zu zuhalten und sich so vor dem Kreischen zu schützen, im nächsten Moment gaben seine Muskeln nach und er kippte vornüber. Bewusstlos lag er auf dem Boden. Sofort fuhren die anderen zwei herum. Kurz lachten sie auf, die Augenbrauen spöttisch nach oben gezogen, und drehten dich wieder um. Sie nahmen die Lage wohl noch nicht so ganz ernst. Erneut konzentrierte ich mich, immer noch in dem Versteck. Kurz darauf fiel der nächste zu Boden. Schlaff lag er auf der Seite, der eine Arm noch in der Nähe seinen Ohres, das er sich hatte zuhalten wollen. Der dritte der drei Vampire hatte nun anscheinend endlich begriffen, dass etwas nicht stimmte, denn er sah sich mit zusammen gekniffenen Augen um. Jedoch zeigte er keine Angst. Ich hatte angenommen sie seinen so benebelt von ihrem Blutrausch, dass sie nicht mehr klar denken konnten. Er jedoch wirkte sehr gefasst. Ich wagte nicht mich zu bewegen, denn er lauschte. Ich verfluchte mein Herz, dass es so laut schlug, zumindest für Vampirohren. Mühsam konzentrierte ich mich, erschwert wurde dies deutlich durch die Angst, er würde mich finden, denn im direkten Kampf hatte ich keine Chance. Ich schoss einen Pfeil in seinen Geist wie zuvor bei den anderen, doch kurz vor seinem Ziel traf er auf heftigen Widerstand. Es war, als würde ihn eine Mauer vor unerwünschtem Eindringen schützen. Ich wusste nicht ob ich nun seine Fähigkeit gefunden hatte oder ob er einfach trainiert hatte, sich gegen Angriffe auf sein Bewusstsein zu schützen. Egal was es war. Ich brauchte einen neuen Plan und das schnell.
Der Vampir hatte meinen Angriff offenbar gespürt und war kurz zusammengezuckt. Er wirbelte zu mir herum. Er konnte mich hinter der Mauer nicht sehen, aber mein Herz verriet mich. Fast lautlos kam er Schritt für Schritt näher. Panik stieg in mir auf. Wenn er mich erreichte war es vorbei mit mir. Im direkten Kampf mit einem Vampir hatte ich nicht die geringste Chance. Ich war nur ein halber Vampir, so viel schwächer als er. Er könnte mich mit seinem kleinen Finger zerquetschen. 

Immer näher kamen die Schritte und wurden lauter. Es kam mir vor, als würde die Zeit stehen bleiben. Kalter Schweiß trat mir auf die Stirn und mein Herz pochte so stark, dass ich fürchtete es würde mir aus dem Brustkorb springen. Die Welt hielt an sich zu drehen und alles was noch existierte war der Vampir hinter der Ecke, der meinen Tod bedeuten würde und ich, zusammengekauert an der kalten Backsteinmauer. Eine Ruhe erfasste mich. Es war, als würde mein Kopf auf zehnfacher Leistung funktionieren und gleichzeitig fühlte ich mich wie in Watte gepackt. 

Dann trat der Vampir hinter der schützenden Wand hervor. Wie in Zeitlupe sah ich wie sich seine Mundwinkel zu einem sadistischen, verrückten Grinsen zogen. Ehe ich auch nur einen Finger rühren konnte, machte der Vampir einen Satz nach vorn und stürzte auf mich zu. Ich sah wie er die Zähne bleckte und seine Fangzähne zeigte. Wie seine Augen gierig aufblitzten und wie seine Hände nach vorn schnellten, bereit mich zu packen. Und ich bemerkte, dass genau in diesem Moment die Sonne hinter einer Wolke hervorlugte und seine Haut unter dem mit Blut bespritzten und hochgerutschtem Hemd wie tausend Diamanten zu glitzern begann. Und ich wunderte mich über diesen, fast lustigen Widerspruch.

Und dann erklang ein spitzer Schrei.

Ich sah wie etwas anderes in den Augen des Vampirs aufflackerte. Und da reagierte ich ohne nachzudenken. Ich schrie auch, und zwar in den Gedanken des Vampirs, der nur für einen kurzen Moment abgelenkt war und seine Schutzmauern fallen ließ. 

Und da stürzte dieses unsterbliche Wesen in eine unendliche Dunkelheit. 

Biss zur wiedervereinung [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt