Baby, It's Cold Outside - Lady Antebellum
✩✩✩
(Tut mir leid, die Version von Lady Antebellum hatte YouTube nicht — die gibt es nur auf Spotify. Das Video oben ist das gleiche Lied, nur von jemand anderem gesungen.)
✩✩✩Liebe Mrs. Perfect,
ich denke, dass ich in den wichtigsten Situation keine Stärke zeige. In Anbetracht meiner familiären Vorgeschichte würden mich manche Leute vielleicht als ›stark‹ bezeichnen. Doch entscheidende Situationen zeigen, dass ich es nicht bin.
Aber wem erzähle ich das? Du weißt das sicherlich besser als niemand sonst. Manchmal denke ich sogar, dass du noch bei mir wärest, wenn ich damals nicht so schwach gewesen wäre. Zumindest wäre der Unfall nie passiert. In dem Moment hätte ich für dich kämpfen sollen — Stärke beweisen.
Heute ist mir durch den Kopf gegangen, ob ich gestern vielleicht zu voreilig aufgegeben habe. Aus diesem Grund habe ich vorschnelle Entscheidungen getroffen, weil ich Stärke für den heutigen Tag zeigen wollte. Jetzt fühle ich mich noch viel ratloser als zuvor.
Sean, xo.
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Wow, klasse. Wie schlau du doch bist! Nur meinte ich das nicht mal. Nur meinte ich das nicht mal. Nur meinte ich das nicht mal.
Immer wieder hallten die Worte in meinem Kopf wieder, während ich darauf wartete, dass die Vorlesung endlich ein Ende fand. Was hatte sie damit gemeint und warum hatte ich in der Situation nicht nachgefragt? Was meinte sie denn dann?
Es dauerte nicht lange, da hatte ich beschlossen, sie nach der Veranstaltung zu fragen. Wahrscheinlich würde sie mich für einen verrückten Stalker halten, doch das war mir egal.
Als der Dozent endlich seine monotone Rede beendete, suchte ich die Reihen nach Sam ab. Schließlich entdeckte ich ihn einige Reihen rechts vor mir. Er war gerade dabei seine Sachen zusammen zu packen. Ich beschloss am Ende der Reihe auf ihn zu warten.
Sam erblickte mich sofort, nahm sich aber relativ viel Zeit, um durch die Reihen zu gehen. Ungeduldig tippelte ich mit einem Fuß auf den anderen. »Hey«, begrüßte er mich.
»Hey, weißt du zufällig, was deine Mitbewohnerin jetzt gerade hat?«, fuhr ich direkt mit der Tür ins Haus.
Er lachte. »Als ob ich ihren Stundenplan auswendig kenne. Aber warte — sie hat ihn mir mal als Foto geschickt, damit ich weiß, wann sie zuhause ist.« Er kramte in seiner Hosentasche und suchte anscheinend sein Handy nach jenem Foto ab. Während er durch seine Galerie wischte, fragte er mich: »Was ist das eigentlich zwischen euch? Stehst du auf sie?«
Vor Schreck wäre mir beinahe die Tasche aus der Hand gefallen. »So ein Unsinn! Du weißt doch, dass wir zusammen an diesem Ball arbeiten.«
Er hob den Blick von seinem Handy. Seine Augen formten sich zu Schlitzen. »Gestern meinte sie zu mir, dass du nicht mehr mitmachen würdest. Habt ihr euch irgendwie gestritten? Wegen der Sachen mit der-« Er senkte die Stimme. »Bulimie?«
»Deswegen muss ich mit ihr reden, also mach zu!«
In Kürze fand er tatsächlich, wonach er suchte. »Sie ist gerade in Humanbiologie — im großen Hörsaal im F-Gebäude. Das geht noch eine Viertelstunde. Wenn du dich beeilst, dann bist du noch vorher da.«
Ich rief ihm noch ein schnelles »Danke!« zu, dann war ich auch schon aus der Vorlesung gestürmt.
Glücklicherweise befand sich das F-Gebäude unmittelbar gegenüber von der Straßenseite, sodass ich nicht noch lange fahren musste. Ich schaute nur kurz nach links und rechts. Dann sprintete ich sofort über die Straßenseite. Die umstehenden Studenten mussten mich sicherlich für bescheuert halten, immerhin fingen die meisten Veranstaltungen erst wieder in einer guten halben Stunde an.
Schwer atmend erreichte ich pünktlich, fünf Minuten vor der Zeit, den Hörsaal F1. Ich lehnte mich lässig gegen die Steinmauer, um meinen Puls herunter zu fahren. Barbara musste ja nicht mitkriegen, wie schnell ich schlapp machte.
Menschenmassen strömten aus der Tür heraus und ich hatte echt Schwierigkeiten, die zierliche Barbara unter den vielen Leuten auszumachen. Schließlich entdeckte ich dann aber doch ihren blonden Bob in der Menge. »Entschuldigung, darf ich mal... Entschuldigung.« Ich bahnte mir einen Weg zu ihr, auch wenn das nicht so leicht war.
»Barbara!«, rief ich, als sie nur noch wenige Meter von mir entfernt war. Ihre Schritte verlangsamten sich, auch wenn sie sich noch nicht zu mir umdrehte. Ich holte auf, sodass ich ihr meine Hand auf die Schulter legen konnte. Daraufhin zuckte sie wieder zusammen, drehte sich aber trotzdem zu mir um.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie hauptsächlich verwundert, aber auch noch ein bisschen sauer.
»Wir müssen reden.«
Sie seufzte. »Ich muss ganz rüber zum X-Gebäude, also keine Zeit und Nerven mich jetzt mit dir zu unterhalten.«
Sie setzte sich in Bewegung, doch so leicht gab ich nicht auf und folgte ihr. »Kein Problem, dann begleite ich dich. Heute habe ich nämlich keine Veranstaltungen mehr.«
Plötzlich fuhr sie so schnell zu mir herum, dass ich fast das Gleichgewicht verloren hätte. »Wie soll ich es sagen, dass du es verstehst? Ich habe dir nichts mehr zu sagen!«
»Schön! Aber ich habe dir noch etwas zu sagen. Was hast du damit gemeint, als du sagtest ›Nur meinte ich das nicht mal‹?«
Sie setzte sich seufzend an den Tisch rechts von uns. »Ich dachte, du hättest es eilig?«
»Das war gelogen, um dich loszuwerden. Aber da du anscheinend nicht locker lässt, bitte.« Sie deutete auf den Platz gegenüber von sich, den ich dann auch in Anspruch nahm.
»Vielleicht ist es dir in dem Moment gar nicht eingefallen, aber es war nicht das erste Mal, dass du mich abgestempelt hast — als Mädchen wie du. Dabei kennst du mich doch gar nicht!« Ich versuchte mich an den genauen Wortlaut zu erinnern, den ich ihr an den Kopf geworfen hatte, doch es wollte mir nicht mehr gelingen. Wenn ich jedoch genauer darüber nachdachte, dann hielt ich es für durchaus wahrscheinlich. Sie hatte mich immer ziemlich stark an Abigail erinnert.
»Tut mir leid... Es ist nur so, dass ich mal ein Mädchen kannte, das ziemlich viele Ähnlichkeiten mit dir aufweist.«
Ihr harter Blick klärte sich jetzt auf, aber Lächeln tat sie trotzdem nicht. »Ich bin ein ziemlich verschlossener Mensch. Nur die wenigsten Menschen kennen mich wirklich.«
Etwas, was Abigail definitiv nicht war. Sie sagte manchmal zu gerne, das was ihr durch den Kopf ging. »Natürlich weiß ich, dass ihr zwei nicht dieselbe Person seid. Nur... manchmal da wünschte ich-« Ich brach ab, bevor ich Dinge aussprach, die lediglich in meinen Kopf gehörten.
»Du vermisst sie, nicht wahr?« Das plötzliche Mitgefühl in ihrer Stimme überraschte mich. So konnte ich gar nicht anders, als stumm zu nicken. Irgendwie war mir die Situation unangenehm. Schnell wand ich meinen Blick nach rechts, wo man den Schnee durch das Fenster beobachten konnte. Dass es nach all den Jahren mal nach weiße Weihnachten aussah, verwunderte mich noch immer.
Plötzlich spürte ich, wie Barbara nach meiner Hand griff und diese kurz drückte. Wie automatisch suchten meine Augen jetzt doch wieder die ihren. Ich wusste, dass sie das jetzt aus Mitleid tat. Nur brauchte ich sowas nicht! Schnell entzog ich mich ihrem Griff und verließ damit den Tisch. Es war gesagt, was gesagt werden musste.
Während ich aus dem Gebäude stürmte, spürte ich seltsamerweise immer noch ihre Hand auf der meinen.
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Dear Mrs. Perfect
Roman pour Adolescents24 Tage, 24 Tugenden, die Sean zu einem besseren Menschen werden lassen sollen. Diese teilt er mit seiner Mrs. Perfect, die ihn vor einiger Zeit verließ, weil er nicht perfekt genug war. Kann Sean in nur 24 Tagen eine völlig andere Person werden, di...