My Only Wish (This Year) - Britney Spears
✩✩✩Liebe Mrs. Perfect,
ich erinnere mich immer noch schmunzelnd an all die Male, an denen du mir quasi an den Kopf geworfen hast, ich solle mich mäßigen. Insbesondere denke ich da an die Situation auf dem Schulhof, wo du mir eine Standpauke gehalten hast, wie schlecht Rauchen doch sei.
Doch obwohl mir das natürlich klar ist, fällt mir Mäßigung immer noch ziemlich schwer. Ich weiß, dass du dich fragst, warum dem so ist, wenn ich mir doch fest vorgenommen habe, damit aufzuhören.
Vielleicht verstehst du es ja, warum ich damit angefangen habe. Lange Zeit fühlte ich mich dafür verantwortlich, hinter meinem Vater her zu räumen, um den Schein nach außen zu wahren. Insbesondere Mum fand es immer ungeheuer wichtig, dass wir als Familie gut dastanden. Für diesen Stress brauchte ich ein Ventil. So ein Ventil sieht bei jeder Person anders aus und ich hasse es, dass ich vermutlich zu viel von meinem Vater habe, dass mein Ventil ausgerechnet die Drogen waren.
Nichtsdestotrotz habe ich bereits vor dir versucht, mir meine schlechte Gewohnheit abzugewöhnen. Auch nach dir werde ich das nicht aufgeben. Heute war wieder so ein Tag.
Sean, xo.
✩✩✩
Eigentlich musste ich nur auf den grünen Hörer drücken. Das war nun wirklich nicht schwer. Trotzdem glitt mein Finger immer wieder zurück, kurz bevor er sein Ziel erreichte. Wie war das noch mit der Tugend von gestern? Stärke? Jetzt sei kein Weichei und ruf sie an!, befahl mir mein Unterbewusstsein.
Augen zu und- Schnell hielt ich mir das Handy ans Ohr und wartete, bis jemand am anderen Ende der Leitung abnahm. »Sean?«, hörte ich ihre piepsige Stimme. Anscheinend hatte sie meine Nummer also noch nicht gelöscht.
Mir fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. »Äh, Hi. Ich wollte fragen... also ich wusste nicht, ob nach gestern... ob ich jetzt wieder beim Winterball mithelfe oder nicht?«
Eine ganze Weile war es ruhig. Fast vermutete ich schon, sie hätte aufgelegt, wenn man durchs Telefon nicht ihren lauten Atem vernehmen konnte. »Barbara?«
»Bist du gerade in der Uni?«, erkundigte sie sich schließlich.
»Ne, ich habe Freitags immer frei.« Schnell fügte ich hinzu, weil ich ahnte, worauf sie hinaus wollte: »Aber ich kann selbstverständlich dort hinkommen. Ist ja überhaupt kein Weg.«
»Okay, dann treffen wir uns in einer halben Stunde vorm S-Gebäude.«
»Alles klar, bis dann.« Doch sie hatte schon aufgelegt.
✩✩✩
Nach dem Telefonat war ich so schnell nach draußen gesprintet, dass mir gar nicht einfiel, von mir bis zur Uni nur fünfzehn Minuten zu Fuß zu brauchen. Jetzt stand ich hier noch weitere fünfzehn Minuten in der Kälte und musste ungeduldig darauf warten, was Barbara mir sagen würde.
Wie immer, wenn mir langweilig war, zündete ich mir eine Zigarette an. Es tat einfach gut. Außerdem lenkte es mich von den Gedanken und Ängsten ab, die mir andernfalls durch den Kopf gegangen wären.
Plötzlich hörte ich eine bekannte Stimme hinter mir. »Hey.«
Verwirrt drehte ich mich um. Was machte Barbara denn schon hier? Ich war doch viel zu früh dran. Schnell trat ich die Zigarette auf dem Boden aus. Auch wenn sie jetzt bereits gesehen hatte, dass ich rauchte, wollte ich nicht, dass sie mich wieder für einen Draufgänger hielt. Wem machte ich was vor? Jetzt war es eh zu spät. »Sorry, ich rauche nur ab und zu, wenn ich gerade viel Stress habe.«
Sie fing zu lachen an. »Hast du die Zigarette gerade wegen mir ausgetreten?«
Auch wenn es die Wahrheit war, wenn ich jetzt ›Ja‹ sagen würde, dann machte ich mich bei ihr zum kompletten Vollidioten. Also beschönigte ich die Wahrheit ein bisschen. »Nein, ich rauche nie lange und auch nicht oft. Ich weiß ja, wie schlecht Rauchen ist.«
Auch wenn Barbara mir das nicht ganz abzunehmen schien, zuckte sie lediglich mit den Schultern. »Ich finde, es gibt schlimmere Ticks als das Rauchen von Zigaretten.«
Wow, das kam überraschend. Und irgendwie war es genau das, was ich im Moment hören musste.
Bis mir schließlich klar wurde, dass sie damit vermutlich auf ihren eigenen Ordnungstick anspielte — im schlimmsten Fall vielleicht sogar auf ihre Magersucht. Ansprechen würde ich es auf jeden Fall kein zweites Mal mehr. Aus diesem Fehler hatte ich gelernt und wartete somit, in der Hoffnung sie würde es von sich aus ansprechen.
Doch das tat sie nicht wirklich. »Na siehst du! Wir alle haben so unsere schlechten Angewohnheiten. Du ja anscheinend auch. Warum sollten wir also Alkoholiker verurteilen? Ihre Sucht macht sie nicht zu schlechteren Menschen.« Das sah ich wieder einmal anders. Ich wollte ja gar nicht bestreiten, dass ich deswegen nicht auch ein schlechter Mensch war, denn das war ich definitiv, aber zum Diskutieren war ich nicht hier.
Meiner Meinung nach kam es immer darauf an, was für schlechte Angewohnheiten man hatte. Ihr Ordnungsdrang zum Beispiel war einfach nur liebenswürdig.
»Denkst du, dass du das akzeptieren kannst?«
»Hm?«
»Denn ich kann dich nur mitarbeiten lassen, wenn ich mir sicher sein kann, dass du keinen meiner Gäste verbal oder vielleicht sogar körperlich attackierst.« Da konnte sie sich echt nicht sicher sein. Natürlich sagte ich das nicht laut. Dafür war mir der Winterball inzwischen zu wichtig geworden.
»Okay, am besten, ich rede jetzt Klartext mit dir. Ich würde wirklich gerne beim Winterball helfen, weil es eine gute Sache ist — für all die armen Kinder, die sich nicht aussuchen konnten, in welche Familie sie geboren werden. Aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, den Alkoholikern dort mit Freude Wein einzuschenken. Am Ende landen sie nämlich irgendwo betrunken im Straßengraben und der Sohn des Alkoholikers darf sich dann anschließend darum kümmern. Glaub mir, ich kenne das nur zu gut.«
Eigentlich hatte ich nicht beabsichtigt, so viel von mir Preis zu geben. Es ist einfach so passiert. Ich konnte es ihr deshalb nicht mal verübeln, dass sie jetzt schwieg. An ihrer Stelle wäre es mir sicher genauso ergangen.
Erst nach einer ganzen Weile brach sie das Schweigen. »Du kannst wieder mitmachen, wenn du willst. Aber versprich mir, dass du meine Worte im Hinterkopf behältst, sollte dich jemand auf dem Ball provozieren.«
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Dear Mrs. Perfect
Novela Juvenil24 Tage, 24 Tugenden, die Sean zu einem besseren Menschen werden lassen sollen. Diese teilt er mit seiner Mrs. Perfect, die ihn vor einiger Zeit verließ, weil er nicht perfekt genug war. Kann Sean in nur 24 Tagen eine völlig andere Person werden, di...