Quer Feld ein stolperte sie durch den Wald. Sie wollte nur schnell weg von dem Karren, sowie der Wölfe. Das Heulen des Rudels und die Schmipftirade des Kutschers drang tief in ihre Ohren. ›Nur weiter, nicht stehen bleiben‹, hämmerte es in ihrem Kopf. Sie rannte bis ihr die Lungen brannten. Immer tiefer in den Wald bewegten sich ihre Füße. Sie musste so schnell wie möglich zum Bachlauf kommen. Wenn sie es schaffte ihn zu überqueren, war das Moor, in dem ihre Großmutter lebte, nicht mehr weit.
So in ihren Gedanken vertieft, erkannte sie die Gefahr direkt vor ihr zu spät. Ein riesiger Wolf hatte ihr den Weg versperrt und sich direkt vor ihr aufgebaut. Jonata blieb wie angewurzelt stehen. Alle Luft entwich aus ihren Lungen. Sie hielt die Luft an.
Zwei leuchtend grüne Augen fixierten sie. Das gesträubte Fell wirkte bedrohlich auf Jonata. Die Rute hatte der Wolf, steil nach oben aufgerichtet. Seine weiße Spitze wurde vom Mondlicht angeleuchtet.
Instinktiv drehte sich Jonata um. Sie wollte ihm ausweichen. Er war nicht allein. Das Rudel hatte ihre Witterung aufgenommen. Sie roch den Pferdemist, der an ihrem ganzen Körper haftete. Sie griff nach dem Ersten, was ihr zwischen die Finger kam. Einen krummen Ast in beiden Händen haltend, schlug sie wild um sich. »Geht weg«, rief sie. »Last mich in Ruhe.«
Panik erfasste sie. Sie roch förmlich ihren eigenen Angstschweiß, der in Schüben über ihren Körper lief. Der Kreis um sie herum wurde immer enger. Die Wölfe schlichen in geduckter Haltung auf sie zu. Der Hintergrund verschwand vor ihren Augen. Die Wölfe standen plötzlich im Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung. Sie sah, wie sie als Beute komplett umkreist, im Zentrum der Raubtiere stand. Das Knacken des Unterholzes klang bedrohlich laut in ihren Ohren. Die Gefahr war zum Greifen nah und erfasste ihre Sinne. Jeder logische Gedanke erstarb und die Intuition gewann die Oberhand.
Um ihre eigene Achse drehend versuchte sie, die wilde Schar in Schach zu halten. Sie griff nach dem erstbesten Stock. Damit fuchtelte sie heftig vor ihrem Körper. Ihre Hände zitterten und der Ast landete auf dem Boden. Sofort sprang einer der Wölfe nach vorn, um sie Anzugreifen. »Nein«, schrie sie vor Angst und hob ihre Arme schützend vor ihr Gesicht.
In diesem Moment versperrte der Rudelführer, den anderen den Weg und baute sich direkt vor Jonata auf. Er hielt die hungrige Meute auf gebührenden Abstand. Jonata bewegte sich langsam rückwärts. Aber die raue Rinde eines Baumes hinderte sie am weiteren Rückzug. Mit dem Rücken am Stamm stand sie atemlos hinter dem riesigen Tier, welches seine Artgenossen in Schach hielt. Ihre Lungen drohten zu platzen, da sie sich nicht traute zu atmen.
Der große Wolf, blieb wie angewurzelt vor ihr als Schutzschild stehen. Knurrend hob er seine Lefzen und gab seine Zähne frei. Unmissverständlich signalisierte er den Anspruch auf seine Beute. Das Rudel zog sich heulend zurück.
Jonatas Knie gaben nach. Sie sackte auf dem Boden. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie das Schauspiel, welches sich direkt vor ihren Augen abspielte.
Die Wölfe gaben sich nicht geschlagen. Sie wollten nicht weichen. Ein Wolf sprang vor, um den riesigen Konkurrenten anzugreifen. Ein hohes Jaulen gefolgt von einem tiefen Knurren sprang der große Wolf auf den Angreifer zu. Beide verbissen sich ineinander und rollten über den Waldboden. Der Angreifer landete auf dem Rücken und untergab sich dem riesigen Tier. Sofort kamen zwei andere auf Jonata zu. Der Riesige war sofort zur Stelle und zog die Lefzen nach oben und zeigte dabei seine Zähne. Das alles geschah so schnell, dass Jonata nur zuschauen konnte. Sie fühlte sich an den Baum gebunden, unfähig zu reagieren. Endlich gab das Rudel sich geschlagen und überließ die Beute dem Gewinner.
Das Rudel Wölfe zog sich ins Dickicht zurück. Nur der Große blieb direkt vor ihr stehen.
Misstrauisch schaute sie, wie sich das Tier langsam zu ihr umdrehte. Er fixierte sie mit seinen leuchtend grünen Augen. Sein Schweif senkte sich langsam und das Fell legte sich. Seine bedrohliche Haltung wandelte sich. Er leckte sich mit der Zunge über seine Lefze. Dann drehte er sich um und verschwand aus ihrem Blickfeld.

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Die Runenträgerin 1. Platz aroundtheworldaward+ 2. Platz obsidianaward
FantasyIn einer düsteren Zeit, dem Mittelalter, in denen der Alltag aus harter Arbeit, Krieg und Völkerwanderung besteht verliert Jonata bei einem Brand des Dorfes ihre Familie. Es bleibt ihr nur das Amulett ihrer Mutter. Den ständigen Demütigungen durch R...