8. Kapitel Die neue Gefährtin Ursel

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8. Kapitel Die neue Gefährtin Ursel

Langsam und ganz in Gedanken noch bei ihrem Freund Kaspar, ging Jonata zurück zu ihrem Schlafplatz. Ursel war inzwischen wach geworden und schaute ihre Retterin verschlafen mit halb geöffneten Augen an. Vorsichtshalber hatte Jonata ihren Tonkrug mitgenommen und der kleinen Quelle gefüllt. 

„Ich habe uns etwas Wasser besorgt", sagte sie mit aufgesetzter Leichtigkeit. Ursel hatte sich inzwischen aufgesetzt und nahm ihren kleinen Sohn auf den Arm. Zum Glück hatte er die Nacht ruhig geschlafen. Jetzt hatte er Hunger und wurde liebevoll von seiner Mutter gestillt. Durch die Aufregungen des letzten Tages hatte sie heute früh nicht viel Milch, aber es reichte um den kleinen gierigen Burschen zu beruhigen.

Jonata reichte den Krug Ursel und ließ sie trinken. Sie hatte sich an der Quelle gelabt. Dann hob sie ihren Beutel auf und kontrollierte ihre wenigen Habseligkeiten. Das kleine Messer befestigte sie sich am Gürtel. Schließlich hüllte sie sich in ihrem Mantel ein und gab Ursel das Zeichen aufzubrechen. Sie hatten einen langen ungewissen Marsch vor sich. Der Wald war ruhig und die Vögel hatten sich an diesem Morgen viel zu erzählen. Begleitet vom Gezwitscher liefen sie schweigend nebeneinander her. 

„Wo kommst du her", unterbrach Ursel die Stille. Jonata schwieg eine ganze Weile, da sie nicht wusste was sie ihr antworten sollte. Mit gerunzelter Stirn schaute sie jetzt ihre Begleiterin direkt in die Augen. 

„Ich bin im Dorf von Burg Felsenberg aufgewachsen. Aber mein zu Hause gibt es nicht mehr, daher bin ich von dort weggegangen", beendete sie die kurze Einführung von ihrem bisherigen Leben.

Ihre Zuhörerin hatte sie dabei sehr genau beobachtet. Sie fühlte dabei, dass ihr Jonata bei weitem nicht alles erzählt hatte und ließ es erst mal auf sich beruhen. 

Der Pfad wurde schmaler und Ursel lief nun hinter Jonata und beobachtete ihre Begleiterin, während diese vor ihr ging. Ihr Umhang war ihr viel zu groß und schliff bei jeder Bewegung über den Boden. Sie sah, wie Jonata sich aus dem Mantel schälte und über den Arm legte. Das abgetragene Kleid war an vielen Stellen eingerissen. Am Rücken sah man, dass sie sich oft damit an den Bäumen angelehnt hatte. Dort war der Stoff aufgeraut und dünn. Der Beutel, den sie sich quer über den Rücken gebunden hatte, war klein.

Beim Zusammenpacken war ein kleines Messer zum Vorschein gekommen, welches sie aber nun direkt am Körper trug. Einige Kräuter waren noch darin verstaut. Sie wirkte wie ein großes Rätsel auf Ursel, aber sie hatte das Gefühl in ihrer Nähe sicher zu sein. Ihre Schritte waren sicher und der Wald wirkte auf sie vertraut. Das Unterholz machte ihr nichts aus, sie stieg mit geübten Bewegungen darüber. Das Tageslicht drang durch die Zweige und ließ den Wald weniger bedrohlich erscheinen. Die Zeit schlich dahin, erfüllt vom Laufen.

Ursel trug nur ihr Baby und hatte Schwierigkeiten, das Tempo zu halten. 

„Warte bitte, ich brauche eine kurze Pause", rief Ursel außer Atem ihr zu. 

Jonata zuckte zusammen, da sie so in ihrem Rhythmus, ihre Begleitung ganz vergessen hatte. Die einsame Wanderung steckte noch tief in ihr.

„Da vorn sehe ich eine kleine Lichtung, lass uns bis dahin gehen und schauen wo wir sind", antwortete sie endlich. 

Am freien Platz angekommen hockte sie sich hin, bevor sie aus der Deckung heraustrat. Mit zusammengekniffenen Augen suchte sie die Lichtung ab. Dabei berührte sie  ihr Amulett, welches direkt am Körper lag. Dieses Ritual hatte sie schon so verinnerlicht, dass ihr gar nicht auffiel, wie Ursel sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Was machst du..."

„Schsch...", kam ein kurzes Geräusch von Jonata. Dabei hob sie ihre freie Hand, ohne sich nach Ursel umzudrehen. 

Immer noch in der Lauerstellung verharrend, lauschte Jonata in die Umgebung. Dabei drehte sie den Kopf in alle Richtungen, wobei ihr geübter Blick den Horizont abtastete und ihre Ohren auf die Geräusche ihrer Umgebung horchten. 

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