5. Kapitel Das Ritual

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Nach der kleinen Stärkung fragte sich Jonata, was ihre Großmutter meinte. Welcher große Tag war heute? Und warum kam er so spät?

Sie stand vom Tisch auf und ging nach draußen. Sie brauchte jetzt erst mal frische Luft, die ihre Gedanken etwas sortieren sollten. Dafür streckte sie ihr Gesicht der aufgehenden Sonne entgegen und nahm die Wärme der Strahlen in ihrem Körper auf. Die innere Unruhe legte sich etwas.

»Komm her und schau was ich hier vorbereitet habe«, rief Ällin vom Garten her, ihr zu. Jonata drehte unwillig ihren Kopf und lief in die Richtung, aus der sie ihre Großmutter gehört hatte. Ällin hatte mitten in ihrem Beet eine Runde Fläche von allen Pflanzen befreit. In der Mitte lag ein großer Stein, den Jonata noch nie zuvor gesehen hatte. Als Kind war sie so oft zu ihr gelaufen, aber an diesen Stein konnte sie sich nicht erinnern. Hatte ihn Ällin bewusst zuwachsen lassen, damit sie ihn nicht sah? Mit kleinen Schritten näherte sie sich den Kreis direkt vor ihr.

»Zieh deine Sachen aus. Ich habe da hinten über die Holzbank ein Kleid gelegt. Das möchte ich, dass du es anziehst«, wies die alte Frau sie an. »Was soll ich », entrüstete sich Jonata. »Vertrau mir, ich weiß wovon ich rede«, sagte sie sanft. Auf der Bank sah Jonata ein schlichtes weißes Kleid. Es reichte ihr bis zum Boden und bedeckte sogar ihre Knöchel. Der Ausschnitt war großzügig geschnitten und gab ihr gesamtes Brustbein preis. Nachdem sie es gegen den alten Kittel eingetauscht hatte, betrachtete sie sich ratlos. Sie spürte den Stoff weich und angenehm auf ihrer Haut. So ein edles Gewand hatte sie noch nie gesehen. Plötzlich fühlte sie sich als etwas ganz besonderes. Als sie gerade nach der Kette mit dem Amulett griff unterbrach sie Ällin: »Nein das lässt du um. Es gehört dir und soll ein Teil von dir werden.«

Langsam glitten Jonatas Hände an ihrem Körper herunter. Sie schämte sich. Viel zu edel war das Kleidungsstück für sie. »Muss das so sein«, fragte sie ihre Großmutter unbehaglich.

»Ja«, war die knappe Antwort. »Nur Mut mein Kind. Tritt in das Zentrum », ermunterte sie die alte Frau.

Eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus, als sie am Rand des Kreises stand. Sie blickte auf den Boden erkannte viele kleine Symbole. Diese schlossen die innere Mitte in sich ein.

»Was ist das, was du hier in die Erde gemalt hast«, fragte Jonata.

»Runen mein Kind. Es sind die Zeichen der alten Götter. Sie benutzten sie, um sich vor Unheil zu schützen«, erklärte ihr Ällin.

»Welches Unheil bedroht mich denn, wenn ich in den Kreis hineintrete«, fragte Jonata unschlüssig. Sie hatte sich selbst, durch die Flucht von der Burg Finsterwald, befreit. Die Gefahr bestand nun nicht mehr, durch den Burgherren geschändet zu werden. Eine andere Bedrohung sah sie jetzt nicht. Sie schloss die Augen und trat entschlossen, ihrer Großmutter vertrauend, über die Schwelle in den Kreis.

Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht der alten Frau. Aufmunternd nickte sie ihr zu. Mit der rechten Hand deutete sie auf die Mitte. Jonata folgte ihrem Wunsch und setzte sich auf den Stein im Zentrum. Ihr Herz schlug vor Aufregung, da sie nicht wusste, was sie als Nächstes erwartete.

"Du bleibst jetzt so lange im Zentrum, bis der Mond aufgeht", wies Ällin sie an. »Aber.«, wollte Jonata protestieren.

»Es gibt kein Aber!! Vergiss, dass ich hier bin, vergiss die Zeit. Schließe die Augen und höre, was die Natur um dich herum, dir zu sagen hat. Vertraue auf deine innere Stimme, sie wird dir den Weg weisen und einen Teil deiner Fragen beantworten. Du kannst es aber nur hören, wenn du ganz bei dir selbst bist. Vergiss deine Zweifel und bleibe im Geist rein, so wie du bist«, versuchte Ällin sie in das vor ihr stehende Ritual einzuweisen.

Langsam schloss Jonata die Lider um sie gleich wieder auf zu machen. »Ich kann das nicht! Ich habe Angst«, flehte sie ihre Großmutter an. »Deine Angst ist völlig normal. Aber du musst mir jetzt vertrauen«, beschwichitgte sie ihre Enkelin ein erneutes Mal.

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