Bei Jobana

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Manaki und ich sind auf dem Weg nach Huvarn. Wir müssen durch ein großes Waldstück laufen, um zu Jobana zu gelangen. Es ist immer so beruhigend hindurch zu laufen, ich könnte nicht darauf verzichten. Es duftet immer so schön nach frischem Morgentau und der Waldboden ist von warmen Sonnenstrahlen übersäht. Wenn man dort läuft, trifft Wärme und frische aufeinander, Sonne und Tau trifft sich, ein angenehmes Gefühl. Der Weg ist lang und in dem Wald gibt es viele schöne, ruhige Lichtungen auf denen manchmal Pinzer Völker leben.
Was Pinzer sind? Pinzer sind Pilze mit Armen, Beinen, Augen, eben wie wir Menschen. Sie haben sogar eine eigene, verrückte Sprache. Sie sind sonderbare, aber niedliche kleine verrückte Dinger.

Es ist doch immer wieder ein Spaß sie zu sehen, wie sie mit ihren Babys herum spazieren. Doch sie sind ungefährlich. Manaki und ich stehen momentan auf einem hohen Felsvorsprung von dem man das Dorf Huvarn sieht. Es ist schön anzusehen, man sieht ebenfalls Anju Man, Mikita und Sabado. Alles Dörfer umrandet von einem gigantischen Wald, voller magischer und außergewöhnlicher Lebewesen. Von hier aus sieht man sogar Anduija eine sehr große Stadt hier in Samaron, die größte die ich kenne. Früher war das die Hochburg der Ranakas und ihrer Drachen. Dort werden anscheinend immer noch Drachenreiter ausgebildet allerdings nur sehr wenige. So aber jetzt ist es nicht mehr so weit. Wir machen erstmal eine kurze Rast um uns für die Arbeit zu stärken.                         Und da kommen auch schon ein paar Pinzer, die ein bisschen was von unserem Essen wollen.

So nun aber weiter, wir haben genug gerastet. Wir gehen einen schmalen Trampelpfad an einem steilen Steinhang hinunter und treffen am Fuß des Hanges direkt auf die Hauptstraße. Hier fahren Wägen aller Art, die von Pferden, Eseln oder Ochsen gezogen werden. Wir gehen ein Stück am Straßenrand entlang und biegen zum Marktplatz ab, wo man Verkäufer schreien hört
„ Frische Fische! Frische Fische!!“ oder
„ Ganz frisches, selbstgebackenes Brot aus dem Ofen!!“
und vieles mehr. Wir huschen flink über den überfüllten Markt und kommen auch schon nach kurzer Zeit wieder an den Rand des kleinen Dorfes. Hier lebt Jobana in einem kleinen Häuschen, mit schiefem Dach, auf dem viel Moos wächst und einige Ziegel fehlen. Das ganze Haus ist verwildert und verwachsen. Es ist mit viel Efeu und Blumen bewachsen.
Sie reichen mir bis zur Hüfte und schauen so schön bunt aus. Seitlich an der Hauswand wachsen wunderschöne rote Rosen hoch, die sich an den Fensterläden festhalten.    

Die Fenster liegen tief und sind von Efeu und den Rosen umwachsen, man sieht das flackern des Feuers im Kamin durch die weiße, gehäkelte Blümchenmuster Gardine. Ich gehe weiter bis zu der großen, alten Eichentür und klopfe. Im Haus herrscht Todesstille. Man hört nur das leise knistern des Feuers. Auf einmal erklingen leise Schritte, sie steigen die alte, knarzende Holztreppe hinunter. Sie tippeln durch den Flur und verklingen vor der Tür. Sie öffnet sich und eine kleine, wohlgeformte Frau mit großem, liebem Grinsen wird sichtbar. „Hallo“, sagt sie. Ich fange auch an zu lächeln und Grüße zurück. Manaki lässt ein feurig freudiges jaulen los und stürmt zu Jobana und leckt ihre rechte Backe ab. Seine Augen leuchten freudig, gelb, wie Bernstein. Wir gehen hinein und ich fange an zu arbeiten. Jobana setzt sich wie immer in ihren alten, modrig riechenden, Ledersessel vor dem Kaminund trinkt ihren heißen Kamillentee mit etwas Honig ihrer Bienen aus dem Garten.

Manaki legt sich zufrieden an ihre Füße und döst vor sich hin.
Ich gehe in die Küche und fange an ihr Geschirr ab zu waschen. Es herrscht eine Weile Stille, das Feuer knistert vor sich hin und Manaki gibt ein verschlafenes und glückliches Grummeln von sich.              Irgendwann unterbreche ich die Stille und frage:
„Jobana, wären sie so lieb und würden mir wieder eine ihrer fantastischen Geschichten erzählen? Ich höre sie so gerne.“
Eine Weile kommt keine Antwort, dann höre ich ein leises Tassen klirren. Ich erschrecke mich fast zu Tode als Jobana plötzlich mit kräftiger, lauter Stimme zu erzählen beginnt.

Samaron und die eisblaue RetterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt