Fakt 75: Seelentod

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Um mich herum war alles dunkel. Nicht ein winziger Schein des Mondes schien durch mein Fenster. Nicht eine entfernte, künstliche Lichtquelle gab mir das Wissen, dass ich nicht alleine war. Das immer noch jemand bei mir war und mich hätte beschützen können, wenn etwas passiert wäre, doch nein.... Es war alles dunkel. Mein gesamtes Zimmer war von dieser düsteren Finsternis umhüllt, die mir (unter normalen Umständen) keine Ängste bereitet hätte, wäre da nicht dieses kribbelnde Gefühl von unwohltuender Vorahnung, das mir den Atem nahm und die Möglichkeit, mich von der Stelle zu bewegen, zu verschwinden, bevor es zu spät ist....

Dennoch war mein Korpus nicht ein einziges Mal in der Lage, seine Gliedmaßen zu bewegen, mich zum Gehen aufzufordern.... stumm lag ich da, regte mich nicht, atmete nicht, schlief nicht. Ich war mir zeitweise nicht einmal bewusst, ob ich überhaupt lebte, jedoch konnte das stetig schlimmer werdende Brennen in meinen Augen und mein langsam schlagendes Herz bestätigten, dass ich (zumindest) körperlich anwesend war, seelisch hingegen fühlte ich schon lange nichts mehr: Nicht ein Funken Hoffnung, nicht ein Funken Freude - sie war Tod. Zerfetzt, zerrissen, verbrannt, missbraucht. Ich weiß nicht, welcher dieser Bezeichnungen den Zustand meines Geistes hätten besser beschreiben können: Alle? Andere? Wenige? Mehr? Das Einzige, was mir in dieser Nacht jedoch bewusst wurde, war die Tatsache, dass es bei diesen Taten, die meine Seele bereits vor allzu langer Zeit wortwörtlich ermordet hatten, nicht bleiben würde.

Ohne dass ich es mir je gewünscht hätte, würde sie ein noch viel schlimmeres Schicksal erleiden, sodass ich förmlich drum bettele, mich sterben zu lassen, denn als er kam, hatte er dafür gesorgt, dass ich betteln würde. Er wollte mich leiden sehen. Schlimmer noch: Er wollte mich mit allen Mitteln brechen! Jedoch benötigte es nur ein einziges Mittel, um mir den Rest zu geben, und dabei fing es anders und harmloser an, als ich mir je erträumt hatte.

Als er in mein Zimmer trat, war die Zeit, in der ich sein Gesicht durch das schwache künstliche Licht des Flures erkannte, zu kurz gewesen. Denn ein Teil seines Gesichtes schien immer noch von der Dunkelheit verschlungen zu sein, während der andere nur schemenhaft seine markanten Gesichtszüge erkennen ließ. Leise ließ er die Tür ins Schloss fallen, derweil er sich langsam auf mich zu bewegte, bis er am anderen Ende meines Bettes stand, sich zu mir herabbeugte und begann mich um küssen. Seine warmen Hände strichen liebevoll an meinen Handgelenken, ehe er seine Hände um meine klammerte.

Zärtlich, leidenschaftlich und mit Hingabe küsste er mich für eine schier nie enden wollende Ewigkeit - eben so, wie man es von einem Liebenden erwarten würde. Doch ehe ich mich versah, legte er seinen schweren muskulösen Körper auf mich und fing an, seinen Griff um meine eiskalten Arme zu festigen. Fester, als es mir lieb gewesen wäre....
In dem Moment, als seine Küsse stürmischer und in gewisser Art und Weise schmerzhaft auf meiner Haut brannten, als bestünden seine Lippen aus brennend heißer Lava und würden sich mit jeder stetig werdenden Intensität auf meiner Haut für immer einbrennen, spürte ich zudem, wie sich etwas Hartes an ihm regte. In meinem Kopf flehte ich um Gnade, konnte die Worte doch um keinen Willen aus mir herauskommen. Die Pein, als er in mich eindrang, ließ meine Schreie in der Kehle stecken und meine Augen weiten. Endlich sah ich ihn in vollkommenster Pracht. Mir war nicht bewusst wie, vielleicht war es nur bloße Einbildung, doch ich sah ihn, ich sah seine Augen, hörte sein widerwärtiges Stöhnen, welches sich ferner wie das vergnügte Grunzen eines Schweines anhörte, wenn es zu fressen bekam (er bekam zu fressen, denn ich war sein Fressen) und roch seinen undefinierbaren, fauligen Atem. Seine Sehorgane hatten die kristallklare Farbe von Eisblau, doch in ihnen loderte das nahezu unbändige Feuer der Lust und der bitteren Schmerzen, die er mir - mit jedem Mal - zufügte. Dennoch merkte ich mit jeder schneller werdenden Bewegung seines Körpers, wie meine Seele Stück für Stück in sich zusammenbrach; ein verdammtes Merkmal hinterließ, wie eine Wunde, die nie wieder heilen würde. Nach einer gefühlten Unendlichkeit hörte ich mich auch schreien. Vor Schmerz, vor Angst, vor Erlösung, jedoch waren meine Schreie schon lange nicht mehr als das leise Krächzen einer womöglich erkälteten Person. Für ihn muss es sich sicher so angehört haben, als würde ich Gefallen an der Pein und seiner Unachtsamkeit mir gegenüber finden, denn ich sah, wie er lächelte. Wie sehr er sich an meinem Leid ergötzte. Mit dieser einfachen Pein, wie er es nennen würde, nicht genug, fing er an, mich zu schlagen. Jeder einzelne Schlag traf mein Gesicht, meine Brust, meine Beine, und jeder schmerzende Knall, der entstand, wenn seine rauen Handfläche auf meine nackte, blasse Haut traf und jene rötlich färbte, erregte ihn immer mehr, immer stärker, bis er mit einem lauten Aufschrei der Befriedigung in mir kam.... dennoch schien mir das Ende dieser Qual bis heute unbegreiflich. Das gesamte Szenario ist wie ein böser Traum, den man hat und schnell wieder vergisst. Doch kann ich nicht vergessen. Ich habe nie vergessen. Bis heute nicht. Denn als er anfing, mich zu schlagen und seine widerwärtige Lust in mir auszuleben, habe ich weggesehen.

Ich habe in die Dunkelheit gestarrt und die heiligen Minuten bis zum Ende erwartet, in der Hoffnung irgendjemand würde mich beschützen, doch.... als ich von der Vergewaltigung träumte, hatte mich jemand gerettet.

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