SEI | Was hast du nur gegessen?

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S E I
WAS HAST DU NUR GEGESSEN?

»ICH FÜHLE MICH KOMPLETT ZURÜCKGELASSEN!«, schmollte ich leicht und klemmte mir das Handy zwischen mein Ohr und meine Schulter

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»ICH FÜHLE MICH KOMPLETT ZURÜCKGELASSEN!«, schmollte ich leicht und klemmte mir das Handy zwischen mein Ohr und meine Schulter. »Sonst bin ich immer zu dir gegangen, aber da du selbst nicht in der Stadt bist, muss ich wohl mit fremden Menschen agieren.«, sagte ich und suchte nach meiner schwarzen Lederjacke im Kleiderschrank meiner Freundin, die öfters meine Kleider klaute. »Du? Soll ich lieber die rote Lederjacke anziehen oder doch lieber die Jacke in schwarz?«, fragte ich sie und zog die zwei Jacken aus ihrem Schrank.

»Du solltest lieber die schwarze Jacke anziehen. Rot steht dir nicht wirklich, wenn ich ehrlich sein darf.«, antwortete sie lachend und ließ mich leicht beleidigt in den Spiegel schauen, der neben Vio's Schrank stand.

»Wann wolltest du mir das bitte beichten?«, fragte ich sie und nahm die schwarze Jacke.

»Gar nicht, aber du hast mich nach meiner Meinung gefragt und ich hab dir eine ehrliche Antwort gegeben. Dafür sind Freundinnen da, nicht?«, fragte sie und ließ mich in Sekunden schlecht fühlen.

Es vergingen einige Wochen und ich hatte Oriana viel mehr ins Herz geschlossen als ich eigentlich wollte. Immer mehr verstand ich mich mit ihr und ich fand es nun schwerer ihr davon zu erzählen, was Paulo bemerkte. Immer wieder schenkte er mir ein unauffälliges Grinsen, wenn ich in seiner Küche saß und Oriana gerade am Herd oder Kühlschrank stand. Da Violetta für ein paar Wochen im Ausland arbeiten musste, konnte sie es Oriana nicht persönlich sagen und ließ Paulo nun denken, dass sich die Sache nun erledigt hatte. Und auch als Oriana die Stadt wegen beruflichen Gründen kurz verlassen musste, hatte ich nun niemanden mehr. Vielleicht noch Paulo, doch mal sah ich ihn morgens das Haus verlassen und drei Tage später wieder betreten. Auf ihn kann ich mich wahrscheinlich nicht verlassen.

Daher fasste ich den Entschluss Turin mir alleine anzuschauen, obwohl Violetta mir ihre Wahlheimat genauer zeigen wollte, wenn sie wieder zurückkam und frei bekam.

»Immerhin.«, zuckte ich mit meinen Schultern und zog die Jacke an. »Sollte ich einmal eine ehrliche Meinung brauchen, wende ich mich sofort an dich.«, lachte ich leicht und warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich das Zimmer verließ. »Hoffentlich sind Italiener nett.«

»Glaub mir! Das sind sie.«, bestätigte sie und räusperte sich kurz. »Hey, könntest du mal schauen, ob Violetta noch meine Zeitschriften und die Gießkanne hat? Ich hab sich schon danach gefragt und sie meinte, dass die Zeitschriften bei ihr im Wohnzimmer sind und die Gießkanne müsste sie noch suchen.«, fragte sie mich und ich ich fragte mich innerlich, warum sie Zeitschriften wieder zurück wollte. Eine Gießkanne konnte ich sehr gut verstehen, da sie im Wohnzimmer sehr viele Pflanzen stehen hatten.

»Klar. Soll ich sie dann noch rüberbringen?«, fragte ich und lief die Treppe runter und fand die Gießkanne im unterem Badezimmer. Sie sah echt stylisch aus für eine Gießkanne!

»Bitte. Und könntest du schauen, ob es dem Haus gut geht?«

»Dem Haus oder eher Paulo?«, fragte ich mit einem Grinsen nach und nahm auf die Zeitschriften im Wohnzimmer, bevor ich mir noch den Schlüssel schnappte und mir dabei anhörte, warum Oriana und Paulo sich wieder gestritten hatte. Dabei ging es um Paulos Überfürsorge, die Oriana schon gar nicht mehr aushielt und ihn darauf ansprach. Paulo, wie er leibt und lebt, bekam es irgendwie in den falschen Hals und schon passierte es auch schon. Jetzt sollte ich ein Auge auf ihn werfen und ihn vor Dummheiten bewahren. Sie nannte mir auch, wo ich den Ersatzschlüssel finden konnte und schon gewährte ich mir den Zugang ins Haus.

Schon als ich an der Haustür stand und sie öffnete, hörte ich mehrere Stimmen. Stimmen, die lachten oder sogar fluchten. Es ging ihm wohl sehr gut, wenn er nicht gerade in der Ecke saß und weinte.

»Er hat gerade Männerbesuch.«, entwarnte ich sie und schloss die Haustür hinter mir. »Sollte ich dennoch eine Frau neben ihm sitzen sehen, zeige ich ihm, dass ich noch immer den schwarzen Gürtel in Jiu Jitsu habe.«

»Danke.«, lachte sie und bat mich noch kurz in der Küche vorbeizuschauen. Anschließend verabschiedete sie sich von mir und ließ mich nun alleine. Obwohl ich mir denken konnte, dass die Männer im Wohnzimmer liiert oder verheiratet waren, schaute ich noch einmal in den Spiegel und checkte mein Outfit: Eine hellblaue, enge High Waist Jeans, ein schwarzer Body mit Spitze, die schwarze Lederjacke und noch Sandaletten mit einem breiten Absatz und Schnüren. Meine Haare fielen mir geglättet über die Schulter und meine Lippen schimmerten in einem Rotton.

Mit gehobenen Kopf stolzierte ich einfach in das Wohnzimmer und stellte die Sachen auf den Tisch, der gerade für alles mögliche genutzt wurde. Als ich dann komplett vor dem Fernseher stand, stöhnten sie auf und beschwerten sich darüber, dass sie das Tor nicht mehr sehen konnten. Auch Paulo beschwerte sich und es kam mir gerade sehr gelegen, dass er sich beschwerte.

»Schön, dass du noch lebst. Wie ich sehe liegst du in keiner Ecke und weinst. Das ist schon einmal ein Fortschritt.«, sprach ich zu ihm und stemmte meine Hände in die Hüfte. »Ich sollte nur schauen, ob es dir gut geht und das Haus noch steht. Du bist mich auch schon gleich los.«, erklärte ich ihm und ignorierte die Blicke seiner Freunde. Unter ihnen entdeckte ich auch Sami, dem ich kurz ein Lächeln schenkte, ehe ich in die Küche lief.

Schon seit Tagen ging es mir Morgens schlecht und ich fand mich ab, dass ich nicht mehr allzu viel Fast Food vertrug. Aber irgendwann wurde es schlimmer und ich habe angefangen mich zu übergeben. Ungefähr seit zwei Tagen hatte ich mich nicht mehr übergeben, aber als ich dann die Küche betrat, drehte sich alles in meinem Magen und schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Mülleimer und ließ den restlichen Mageninhalt aus. Ich hasste das Gefühl und auch den Geruch, der mich wieder zum übergeben zwang.
Irgendwann merkte ich nur noch, wie mir einer die Haare hielt und ich fluchte innerlich, als es unbedingt Paulo sein musste.

»Was hast du nur gegessen?«, fragte er mich, nachdem ich mich am Mülleimer festhielt und mich gerade noch auf den Beinen halten konnte. Ich spürte nur noch, wie meine Hände zitterten und am liebsten wär ich nun in Tränen ausgebrochen.

»Gar nichts.«, murmelte ich und hatte meinen Kopf weiterhin zum Mülleimer gerichtet. »Ich habe g–«, wollte ich ihm in einem ganzen Satz antworten und merkte, wie alles wieder hoch kam. Doch diesmal kam nicht mein Essen von vor drei Tagen raus, sondern Blut. Wobei es nicht wirklich rot aussah, sondern schon echt dunkel. Geschockt schaute ich es an und konnte nicht glauben, dass ich tatsächlich Blut ausgespuckt hatte. Auch Paulo schien es gesehen zu haben, da er mich leicht vom Mülleimer zog.

»Ist das–«

»Blut.«, nickte ich langsam mit dem Kopf. In meinem Kopf fing alles an sich zu drehen und ich hatte das Gefühl gleich zu fallen. So krallte ich mich an Paulos T-Shirt und merkte immer mehr, wie ich das Bewusstsein verlor. Er sprach mich immer weiter an und schlug mir ein paar Mal leicht gegen die Wange, was nicht wirklich half. Meine Augenlider wurden immer schwerer bis ich sie gar nicht mehr aufhalten konnte und ich praktisch in ein schwarzes Loch fiel.

mrs dybala ►paulodybalaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt