Q U A T T R OEINE BRAUNHAARIGE VIOLETTA MÖCHTE SICH NIEMAND VORSTELLEN
»WIE KANNST DU IN SOLCHEN SCHUHEN LAUFEN?«, fragte Oriana mich nach unserer kleinen Tour durch die Nachbarschaft und wunderte sich nach fast zwei Stunden, wie ich noch immer in meinen Pumps laufen konnte. Übung machte den Meister, hieß es immer. »Nach eineinhalb Stunden habe ich keine Kraft mehr auf hohen Schuhen laufen zu können.«, sagte sie und ließ die Einkäufe auf der Kücheninsel stehen. Die Einkäufe, die ich auf dem Rückweg getragen hatte, ließ ich ebenfalls dort stehen und setzte mich mit einem breiten Lächeln an die Kücheninsel. »Teil dein Geheimnis bitte mit mir, Mercedes.«, bat sie mich und wusste noch gar nicht, was für Geheimnisse ich mit mir herumtrug. Ihr Freund ist nun mein Mann. Das würde sie vermutlich nicht verkraften können.»Übung macht den Meister.«, antwortete ich ihr und zwinkerte sie an. »Ich komme aus einer Familie, die auf sowas achtet. Bei Familienveranstaltungen sollte sich keine Frau trauen nicht auf Pumps oder High Heels zu kommen, sofern sie nicht hochschwanger ist oder irgendwas am Bein hat. Ja, meine Familie ist komisch.«, erzählte ich ihr und spielte es mit einem Lachen herunter, obwohl ich unter dieser Familie sehr viel gelitten hatte.
»Hier bist du nicht auf einer Familienfeier. Warum ziehst du keine bequemeren Schuhe an?«, fragte sie mich und neigte ihren Kopf leicht verwirrt zur Seite.
»Über die Jahre sind High Heels mein Markenzeichen geworden und das will ich auch hier in Turin behalten.«, erklärte ich ihr. » Und wie du sicherlich schon bemerkt hast bin ich nicht gerade die größte Person auf Erden.«
Daraufhin mussten wir beide lachen und es fühlte sich echt schön an endlich wieder mit einer Person lachen zu können. Leider behielt ich weiterhin im Hinterkopf, dass sie mich nach dem Outing wohlmöglich hassen wird und nichts mehr wissen wollte. Eigentlich wollte ich mich nur mit ihr anfreunden, um Paulo um seinen Verstand zu bringen. Ich konnte ihm ansehen, dass er es in meiner Gegenwart nicht aushielt und mich am liebsten aus seinem Haus schmeißen wollte. Das alles konnte ich nachvollziehen, dennoch wollte ich ihm zu verstehen zu geben, dass er es ihr nicht länger verheimlichen konnte. Besonders dann nicht, wenn Violetta ihm ein Ultimatum gesetzt hatte.
Meine freie Zeit verbrachte ich anschließend weiter mit Oriana, die noch ihre Hausarbeiten zu erledigen hatte bis Paulo wieder nach Hause kam. Hausarbeiten hatte ich bei mir nicht wirklich übernommen, da Mateo auf ein Dienstmädchen bestand und nicht wollte, dass ich mir die Hände dreckig machte. Innerlich wollte ich kein Dienstmädchen haben, da ich nach meinem Auszug aus dem Haus meiner Eltern endlich einmal Verantwortung zeigen wollte. Aber mit Geld konnte man in der heutigen Zeit alles klären. Trotz allem half ich ihr bis Nachmittag und konnte mit ihr entspannt in der Küche kochen. In der Zeit lernten wir uns immer mehr kennen, was mir das Ganze noch mehr erschwerte.
»Paulo wollte nachher mit einem Teamkollegen kommen. Ist das in Ordnung mit dir? Du bleibst doch sicherlich noch bis zum Essen, oder?«, informierte sie mich und legte ihr Handy wieder auf die Insel.
»Warum fragst du mich das? Es ist immerhin dein Haus und ich bleibe bestimmt noch bis zum Essen. Sowas leckeres kann ich mir nicht entgehen lassen.«, antwortete ich ihr, während ich nebenbei Violetta schrieb, dass ich noch immer bei Oriana saß und ihr anbot vorbeizukommen. »Kann Vio vorbeikommen? Sie kommt nachher von der Arbeit und ich denke, dass wir für eine komplette Fußballmannschaft gekocht haben.«, fragte ich sie und deutete mit dem Finger auf das Essen, was noch etwas brauchte.
»Dann kann Paulo schon gleich seine komplette Mannschaft einladen.«, lachte sie und nickte anschließend mit dem Kopf. »Sicher kann Vio vorbeikommen. Das Essen hinterher in den Müll zu werfen wär eine echte Verschwendung!«
»Glaub mir. Violetta könnte ein ganzes Buffet essen!«, lachte nun ich und konnte nach Sekunden verschiedenen Stimmen im Hausflur vernehmen. Natürlich die von Paulo und anscheinend seinem Freund, der neben Paulo eine echt tief und raue Stimme hatte. Wenn er glaubte, dass ich in der Gegenwart seinen Freundes nicht auspacken konnte, so hatte er sich dermaßen geschnitten!
»Hoffentlich schmeckt dein Paella so wie es riecht.«, murmelte sie und zog noch einmal den Duft ein.
»Ein Familienrezept von meiner Urgroßmutter. Sie wird von Generation zu Generationen weitergereicht. Bis heute ist niemand an einer Lebensmittelvergiftung gestorben.«, erwiderte ich und blickte auch schon zu der Person, die die Küche betrat. »¡Hola!«, begrüßte ich den Schwarzhaarigen und mir fiel direkt auf, dass er viel sportlicher aussah als Paulo. »Oder auch ciao. Tut mir leid, aber ich versuche echt reinzukommen.«, entschuldigte ich mich lachend und stand auf, um ihm meine Hand zu reichen.
»Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass Violetta sich ihre Haare braun gefärbt hat.«, lächelte er mich an und schüttelte meine Hand. »Ich bin Sami.«, stellte er sich vor und obwohl sein Name nicht erstaunlich lang war, brauchte ich etwas um ihn mir zu merken.
»Eine braunhaarige Violetta möchte sich niemand vorstellen. Das hatten wir schon damals in unserer Schulzeit und ich kann bis heute noch behaupten, dass ich über diesen Schock nicht hinweg gekommen bin.«, konterte ich und lächelte ihn an. »Ich bin Mercedes.«, stellte auch ich mich vor und fand ihn auf dem ersten Blick sympathisch, was ich damals auch von Paulo gedacht hatte. Der Teufel höchstpersönlich stellte sich neben uns und grinste breit über eine Sache, die ich mir noch nicht erklären konnte.
Das Grinsen wollte ich ihm unbedingt aus dem Gesicht schlagen!
»Was gibt es da zu Grinsen, Polo?«, fragte ich ihn und hob eine Augenbraue hoch.
»Darf ich nicht? Es freut mich einfach zu sehen, dass ihr euch jetzt schon ausgezeichnet versteht.«, antwortete er und ich konnte aus seiner Stimme heraushören, dass er es nicht ernst meinte. Er versuchte es krampfhaft ernst rüberzubringen, doch ich erkannte sehr schnell, wenn man mich übers Ohr ziehen wollte! »Soweit ich gehört habe ist Sami Single und du–«, weiter kam er gar nicht, da Oriana ihn unterbrach und ihn um ein Gespräch unter vier Augen bat. Bevor er antworten konnte zog sie ihn aus der Küche und ließ mich mit Sami zurück.
Ich hatte ihr erzählt, dass mein Verlobter sich von mir getrennt hatte und ich selbst nach einem Monat Trennung noch immer den Schmerz spürte. Natürlich hatte ich ihr nicht erzählt, warum er sich von mir getrennt hatte.
»Paulo kann manchmal echt ein Arsch sein.«, sagte Sami und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
»Hab ich gemerkt. Und heute ist erst mein zweiter Tag hier.«, erwiderte ich leicht kichernd und lehnte mich an der Kücheninsel an. »Tut mir leid, dass ich frage, aber du kommst nicht aus Italien, oder?«
»Richtig. Ich komme aus Deutschland.«, beantwortete er meine Frage und erweckte somit mein Interesse. Mein Vater hatte auch ein paar Geschäftspartner in Deutschland, die öfters zum Geschäftsessen kamen und über Deutschland sprachen. Die Sprache gehörte zu den schwierigsten Sprachen überhaupt und ich wollte schon immer einmal eine schwierige Sprache erlernen. So lernte ich neben den Sprachen in der Schule mit einer Privatlehrerin Deutsch, was nun auch sehr viele Jahre zurücklag.
»Echt? Ist Deutschland immer noch das Land der Oktoberfeste und Bratwürsten?«, fragte ich ihn.
»Das ist nur ein Teil Deutschlands. Bayern, um genauer zu sein.«, erzählte er mir und schmunzelte leicht. »Und du kommst aus Spanien, nicht?«
»Ja.«, antwortete ich sicher auf Deutsch. »Aber ein bisschen Abwechslung tut jedem gut.«
»Sehe ich genauso.«, nickte er und schaute mir in die Augen.
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mrs dybala ►paulodybala
FanficEin Ausflug in die Staaten soll nun das Leben der Millionärstochter Mercedes Hernandez Ramos auf den Kopf stellen. Um wieder die Kurve in ihrem Leben zu bekommen, wendet sie sich an ihren neuen Mann, der nebenbei noch eine Beziehung führt und tägl...