Kapitel 5: Hide and Seek - Teil 2

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,,Bleib du bei Sara! ", befahl ich Dean. Theo und ich liefen zur Tür, welche zum Raum der Party führte. Als Theo sie aufmachte, kam schwarzer Rauch in den Flur. Der ganze große Raum der Party war eingehüllt in Dunkelheit. Die Gäste hatten aufgehört zu schreien, jedoch waren alle am husten. ,,Oliver, du musst in den Raum rein leuchten, vielleicht schadet das dem Dämon!'', schlug Theo vor. Ich nickte und hielt meine Hand durch die Tür in den anderen Raum. Das Licht floss durch meinen Körper, ich konnte die Energie bis zu meiner Hand fühlen, bis ich sie dann gebündelt aus meiner Hand entweichen ließ. Der Raum wurde für eine Sekunde aufgehellt. Die Gäste hörten auf zu Husten, doch wieder hörte man einen Schrei, diesmal war es jedoch ein männlicher. Der Rauch verzog sich und man konnte wieder den Raum erkennen. Die meisten Jugendlichen hatten sich an der Wand abgestützt, einige lagen oder saßen auch auf dem Boden. Sie wirkten alle noch sehr benommen, ein paar von ihnen waren auch am weinen. ,,Wie sollen wir denn jetzt erkennen wer der Dämon ist?'', fragte ich Theo. Ich schaute ihn an, er war gerade am überlegen. ,,Man könnte wieder mit deiner Kraft arbeiten, leuchte nochmal in den Raum und dann sehen wir-'' Eine Tür auf der anderen Seite des Raumes ging zu. Langsam begannen sich alle Leute zu bewegen. ,,Verdammt, Theo, jemand hat den Raum verlassen. Was wenn das der Dämon war?'' ,,Okay, hier ist der Plan: Du versuchst zu allen Leuten hier zu gehen und testest, ob einer von ihnen der Dämon ist. Während dessen gehe ich das Haus ab und versuche die Person zu finden, die den Raum verlassen hat.'', schlug Theo vor und ich stimmte zu. ,,Aber sei bitte vorsichtig.'', bat ich den Jungen. Theo lächelte geschmeichelt und erwiderte: ,,Du aber auch. Wir schaffen das!'' ,,Dean, kommst du mit Sara klar?'', fragte ich den immer noch besorgten Dean. ,,Ja, ich kümmere mich um sie, tut ihr euer bestes um den Dämon zu besiegen.'', gab er zurück und wandte sich wieder der bewusstlosen Sara zu. ,,Na dann mal los.'' Wir gingen nacheinander durch die Tür und ich ging auf die ersten Jugendlichen zu. Theo ging gezielt auf die andere Tür zu und war kurz darauf schon durch sie verschwunden. Ich hielt einem nach dem anderen meine Hand vor das Gesicht und erzeugte nicht ganz so helle Lichtblitze, doch niemand zeigte eine abnormale Reaktion. Von manchen wurde ich als verrückt bezeichnet, aber nach den ersten paar Personen gab ich die Erklärungen auf, schließlich hatten wir Zeitdruck. Es konnten jederzeit Menschen sterben. Nachdem ich ungefähr die Hälfte der Leute geprüft hatte, ging die Tür links von mir auf und Theo kam mit einem Typ, etwas kleiner als er und grünen Augen, zurück. ,,Den habe ich gefunden, kannst du mal prüfen, ob er besessen ist? Ich schaue mich weiter hier um.'', sagte Theo und verzog sich zügig weiter zum anderen Ende des Raumes. Ich testete die Person, die Theo mir überreicht hatte. ,,Hey, was soll das, Alter?", sagte der Junge genervt und rieb sich die Augen. ,,Sorry Kumpel, musste sein." Er war also nicht der Dämon. Ich schaute mich im Raum um und suchte nach Theo. Er sah, dass ich ihn suchte und kam auf mich zu. ,,Der Typ war es nicht, Theo.",,Okay, dann müssen wir weiter suchen. Aber vorher ganz kurz: Mir ist eben beim Suchen etwas wichtiges eingefallen, was ich dir noch sagen muss, aber das sollte unter vier Augen sein. Können wir kurz in den anderen Flur gehen?", bekam ich von ihm zurück. Er wollte mir etwas sagen? Was war denn im Moment wichtiger als der Dämon? Verwirrt folgte ich Theo durch die Tür, welche er eben benutzt hatte um nach dem Dämon zu suchen. Die Tür führte zu einem anderen Teil des großen Flures, Sara und Dean waren jedoch von hier aus nicht zu sehen. ,,Schließ bitte die Tür hinter dir.", meinte Theo. Langsam begann ich nervös zu werden. ,,Okay, Oliver, wie fange ich am besten an...'', begann Theo nach einer kurzen Pause. Wir standen mitten im Flur, keiner war sonst hier. ,,Ich weiß es ist ziemlich überstürzt, da wir uns ja erst seit eben kennen, aber ich muss sagen, ich liebe dich. Wir sind einfach für einander geschaffen, wie Seelenverwandte, weißt du?'', erklärte er weiter. ,,Theo, ich...'', stotterte ich los. Theo liebte mich? Im Ernst? Wie übertrieben war das denn? Wir kannten uns gerade mal ungefähr eine Stunde und suchten grade nach einem... nach einem Dämon... langsam dämmerte es mir. Theo starrte mich an, als würde er eine Antwort von mir erwarten. ,,B-bist du das Theo?'', begann ich zögerlich zu fragen. ,,Denkst du etwa ich wäre der Dämon? Ich würde dich doch bezüglich meiner Liebe zu dir niemals anlügen! Denkst du das wirklich von mir? Das verletzt mich schon ein wenig... Ich meine wie kann man sich denn nicht in dich verlieben, du bist so wunderschön.'', erwiderte er hastig. Ich ging einen Schritt zurück. Theo kniff die Augen zusammen. ,,Soso, scheint als hätte ich am Ende ein wenig übertrieben. Habe ich die Show nicht gut gespielt?'', sagte Theo bevor er böse anfing zu kichern. Sein Blick wurde starr und er bewegte seinen Kopf in alle Richtungen, bis er anfing ungesund zu knacksen. ,,Hör sofort auf damit!'', schrie ich besorgt. ,,Oh, da ist der unsichtbare Junge wohl jemandem ziemlich wichtig, nicht wahr? Dem Jungen hier scheint auch etwas an dir zu liegen. Menschliche Gefühle sind mir zuwider.''  ,,Warum tust du so etwas? Was springt für dich dabei heraus?'', lenkte ich vom Thema ab. ,,Lichtjunge, ich bin Tenebris, der Dämon der Dunkelheit, denkst du ich habe eine größere Intention hinter meinem Handeln? Ich spiele mit den Leuten und töte sie weil es mir Spaß macht. Leider habe ich noch keinen Menschen ohne Kräfte hier gefunden.'', erklärte der Dämon. Ich hielt wieder meine Hand hoch. Theo begann bösartig zu grinsen. Ich wollte gerade wieder Licht erzeugen, um den Dämon endgültig zu besiegen, doch plötzlich war niemand mehr vor mir. Theo hatte sich schnell vor mir in Luft aufgelöst. Ich schaute mich wieder im Raum um. Niemand war zu sehen. Im Flur herrschte Stille. Mittlerweile waren auch von der Party keine Geräusche mehr zu hören, es schienen alle irgendwo anders hingegangen zu sein. Auf einmal hörte ich eine Stimme hinter mir flüstern: ,,Ich kann Kinder mit Kräften zwar nicht umbringen, aber ich kann ihre Fähigkeiten doch ganz gut nutzen.'' Ich drehte mich sofort um, doch hinter mir war niemand. Wieder schaute ich mich um, zum Kampf bereit, doch in dem Moment ging eine Tür neben mir auf. Dean kam rein und hinter ihm Sara, welche von ihm an der Hand gehalten wurde. ,,Ah Olli, da bist du ja, wir haben dich schon gesucht.'', fing Dean an. ,,Die Gäste sind alle schnell abgehauen nach dem was eben passiert ist. Mir ging es recht schnell wieder gut und Dean hat mir alles erklärt. Weißt du wo dieser verdammte Dämon ist? Ich würde ihn gerne eigenhändig umbringen.'', brachte Sara an. ,,Also Sara, erstens kann nur ich ihn mit Licht Schaden zufügen und zweitens ist grade Theo von ihm besessen und hat sich unsichtbar gemacht.'', gab ich als Antwort zurück. ,,Was?'', sagten beide gleichzeitig. ,,Es kann sein, dass er noch hier im Flur ist, er könnte aber auch schon längst woanders sein.'' ,,Na dann sollten wir uns aufteilen und ihn suchen.'', schlug Dean vor. Ich entgegnete: ,,Das ist keine so gute Idee, ich meine ihr könnt euch doch nicht wirklich gegen ihn wehren und vorallem du, Dean, solltest aufpassen, dass du nicht besessen wirst.'' ,,Da stimme ich dir voll und ganz zu Olli, aber haben wir denn eine andere Möglichkeit? Wir haben doch keine Zeit mehr.'', meinte Sara. Widerwillig stimmte ich zu. Also teilten wir uns auf. Ich ging schließlich die Treppe nach oben in einen weiteren Flur, der zu den Schlafzimmern führte. Ich war nervös, doch ich versuchte mich zu konzentrieren. Oben angekommen öffnete ich langsam die Tür zum ersten Zimmer. Es war kein Licht an, nur der Mond spendete durch ein großes Fenster Licht. Es regnete immer noch. Im Zimmer war nichts außer ein großer Schrank, ein Doppelbett und ein Schminktisch. Wahrscheinlich war dies das Zimmer von Dean's Eltern, welche gerade im Urlaub waren. Das Zimmer wirkte sehr monoton. Ich schaute mich um, doch niemand war im Raum zu sehen. Ich merkte wie mein Puls stieg. Ich verließ das Zimmer wieder und schloss leise die Tür. Das nächste Zimmer war nicht so monoton. Es schien das Zimmer von Dean zu sein, es war viel in blau, es hingen Plakate von verschiedenen Comicheften an der Wand und es waren einige Fitnessgeräte im Raum verteilt. Auch hier war Theo nicht zu sehen. Ich betrat wieder den Flur und wollte in das nächste Zimmer gehen als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich hatte noch nie so sehr gehofft, dass Sara jetzt hinter mir stehen würde. Ich drehte mich langsam um, und erkannte, dass es Theo war. Sobald ich mein Gesicht umgedreht hatte und ihn sah, schrie er: ,,Buh!'' Vor Schreck wich ich nach hinten aus, kam ins taumeln und fiel hin. Theo fing an zu lachen. ,,Haha, sehr lustig.'', gab ich zurück. Theo schloss seine Augen. Er viel auf die Knie und fing an seinen Kopf auf den Boden zu hauen. ,,Lass bitte Theo in Ruhe!'' Theo hörte auf und legte seinen Kopf schief. Wieder begann er bösartig zu grinsen. Ein Tropfen Blut lief ihm aus der Nase heraus. ,,Wie Sie wünschen.'', gab der Dämon zurück. Theo's Augen verdrehten sich und er schaute nach oben. Der schwarze Rauch begann seinen Körper zu verlassen. Ich war erleichtert. Doch viel Zeit der Freude blieb mir nicht, denn der Rauch kam auf mich zu. Ohne es kontrollieren zu können öffnete ich meinen Mund. Der Rauch gelang durch meinen Mund in meinen Körper. Mir wurde schlecht, mein Körper versuchte den Dämon abzustoßen, aber er war zu stark. Danach war alles schwarz. Es fühlte sich für mich nur wie eine Sekunde an, aber als ich meine Augen wieder öffnete, war ich draußen. Durch den Regen war ich schon vollkommen durchnässt. Der Mond schien auf die Wiese vor Dean's Anwesen. ,,Nein, Dean!'', hörte ich Sara schreien. ,,Lass in in Frieden, Dämon, nimm lieber wieder mich!'', rief Theo.  Langsam wurde mir bewusst was gerade los war. Der Dämon hatte meinen Körper verlassen. Ich schaute auf. Sara, Theo und Dean befanden sich einige Meter weiter weg auf der Wiese. Auch sie waren komplett durchnässt. Wir mussten wohl schon länger draußen sein. Ich sah zu Dean, welcher den Mund geöffnet hatte. Schwarzer Rauch war gerade dabei, in seinen Körper zu fahren. Ich brauchte eine Sekunde, um zu realisieren, dass Dean in großer Gefahr war. Ich sprang so schnell wie möglich auf und formte ein Schwert aus Licht in meiner Hand, um den Dämon über Dean zu töten, doch ich war zu spät. Der Dämon hatte schon von Dean Besitz ergriffen. Dean hatte seinen Kopf gesenkt. Langsam hob er ihn hoch und schaute uns mit einem teuflischen Grinsen an. Ich stand direkt vor ihm. ,,Ach ihr armen Kinder, so machtlos. Wie fühlt sich das an, zu wissen dass sein Freund stirbt, nur weil er keine Kräfte hat, so wie ihr drei Versager.'', sagte Dean spöttisch. Sara fing an zu weinen: ,,Das kannst du ihm nicht antun, bitte...'' Ich schaute zu Theo, welcher nur nachdenklich Dean anschaute. Auch er hatte Tränen in den Augen. Was sollten wir tun? Sollten wir alle einfach unserem besten Freund beim Sterben zusehen? Ich war ratlos. ,,Warte, irgendetwas ist mit diesem Jungen.'', sagte der Dämon verwundert. Dean fasste sich an den Bauch. ,,Hat er etwa...'' Dean fiel auf die Knie. ,,Sind das Heilkr-'' Dean hielt sich die Hand vor den Mund. ,,Heilkräfte!'', schrie der Dämon. Plötzlich öffnete Dean seinen Mund und der Rauch verließ seinen Körper. Diesmal sah es aber nicht so aus wie bei Sara und Theo als sie besessen waren, sondern bei ihm sah es eher so aus, als würde er sich übergeben. Dean brach zusammen und landete im nassen Rasen. Ich war zwar komplett verwirrt, aber diesmal handelte ich schnell. Ich nahm all meine Kraft zusammen und bündelte sie in meiner Hand. Ich rief den anderen zu: ,,Macht eure Augen zu!'' und schoß einen Lichtblitz auf die Rauchwolke ab. Der Treffer hatte gesessen. Der Rauch zersprang in kleine Fetzen und flog langsam wie Asche zu Boden. Ich konnte es nicht glauben, ich hatte den Dämon wirklich besiegt! ,,Dean!'', rief Theo und rannte zu ihm, Sara folgte ihm. Auch ich ging auf Dean zu. Langsam öffnete er die Augen. ,,Du lebst!'', kreischte Sara vor Freude. Theo schaute zu mir und lächelte mich an. Ich schaute zu ihm. Seine Haare waren komplett nass. ,,Gut gemacht.'', lobte er mich leise. ,,Danke.''

Zehn Minuten später waren wir wieder im Haus. Theo und ich hatten Dean beim Gehen gestützt. Nun lag er auf der Couch und ruhte sich aus. Sara saß neben ihm und beobachtete ihn. Theo und ich saßen an einem Tisch und redeten über die Ereignisse von dem Abend. ,,Sag mal, Oliver, habe ich eigentlich irgendetwas zu dir gesagt, als ich besessen war?'', fragte er mich nachdem wir noch einmal über die Liste und unseren großen Kampf gesprochen hatten. Ich musste daran denken, wie Theo, also der Dämon, gesagt hatte er würde mich lieben. ,,Nein, ganz und gar nicht.'', log ich, ,,Der Dämon hat nur von sich selbst und von seinem Drang zum Töten geredet.'' Theo wirkte kurz erleichtert. ,,Aber was hatte das mit Dean eben auf sich? Denkst du er hat wirklich Heilkräfte?'', fuhr Theo fort. ,,Das würde erklären, warum er nicht gestorben ist, aber ist das denn möglich?'', meinte ich. ,,Naja, es gab doch schon einige wenige Menschen, die ihre Kräfte erst später in ihrem Leben erhielten. Außerdem würden die Heilkräfte erklären, warum der Dämon auf diese Weise aus seinem Körper kam. Sein Körper hat den Dämon wegen den Heilkräften abgestoßen.'', vermutete Theo weiter. ,,Kann sein, aber am besten sollten wir uns jetzt auch erst einmal ausruhen, es war ein anstrengender Abend...'', schlug ich vor. ,,Da hast du recht. Übernachten du und Sara auch hier?'' ,,Ja, das war schon länger so geplant, meine Mutter weiß Bescheid.'', gab ich zurück. ,,Theo, ich muss sagen, ich finde du hast die Situation heute echt super gelöst.'', sagte ich, ohne größer darüber nachzudenken. ,,Aber ich war das doch gar nicht, du hast den Dämon doch besiegt.'' ,,Ja, aber du hast uns alle so gut geleitet und wusstest so viel  über Dämonen.'' Theo lächelte geschmeichelt und sagte dann: ,,Komm, lass uns nochmal nach Dean sehen und dann schlafen gehen.''


Doch was keiner der vier Jugendlichen mitbekommen hatte, spielte sich draußen ab, als der Dämon von Oliver besiegt wurde. Der Dämon wurde in Fetzen gerissen und war dem Tod sehr nahe, jedoch war er noch am Leben. Die Fetzen landeten in der Wiese, doch einer bahnte sich seinen Weg zu einer Person mit ozeanblauen Augen. Der Fetzen des Ungeheuers war so klein, dass er nicht gesehen wurde und unbemerkt auf der Zunge von Theo landete. Als dieser sich daraufhin räusperte, gelang der Dämon ein zweites Mal an diesem Abend in seinen Körper. Doch der Dämon war viel zu schwach, da er nur noch einen winzig kleinen Teil seiner Macht besaß. Er würde Zeit brauchen, bis er seine volle Macht wieder entfalten konnte...




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