Als ich abends wieder daheim war, war ich immer noch ziemlich aufgelöst. Ich saß beim Abendessen mit meinen Eltern am Tisch und niemand redete ein Wort. Ich stocherte in meinem Essen herum und dachte über den Ausflug nach. Jedoch dachte ich mehr über den Zusammenstoß mit dem Jungen nach, der dann einfach verschwand, als über den Alarm im Verwaltungsgebäude. Heute Abend war es schon überall in den Nachrichten gewesen: Der Kampf-Verwaltungsausschuss wurde überfallen. Es hatte sich herausgestellt, dass jemand in einen für Führungen unzugänglichen Bereich eingebrochen war und Dokumente entwendet hatte. Dennoch war ich in Gedanken ganz woanders, ich stellte meine Wahrnehmung in Frage. Schließlich unterbrach meine Mutter das Schweigen: ,,Oliver, Schatz, willst du denn gar nichts essen?'' ,,Ich habe gerade nicht so viel Hunger.'', entgegnete ich mehr genervt als es eigentlich klingen sollte. ,,Wenn du mit jemandem reden willst sind wir natürlich für dich da, das weißt du, oder?'', sagte mein Vater. ,,Ja natürlich, das weiß ich, aber heute... ach ich bin einfach nur aufgewühlt, morgen ist bestimmt wieder alles gut, keine Sorge. Darf ich aufstehen? Ich habe wirklich keinen Hunger mehr, tut mir leid.'', antwortete ich und nach einem besorgten Nicken meiner Eltern ging ich schnell in mein Zimmer. Dieses war auch recht groß, was daran lag, dass ich keine Geschwister hatte. Sara war einmal bei mir gewesen als wir klein waren, aber sie hatte nicht viel gesprochen, wahrscheinlich weil sie etwas eingeschüchtert gewesen war, da sie nicht so viel hatte wie ich. Danach hatten wir uns nur noch draußen getroffen, was für mich aber kein Problem war, denn ich genoss ja das Licht und brauchte es auch mehr wegen meinen Kräften. Ich beschloss, meine Tasche für das Training nächsten Montag zu packen, dann würde ich es am Sonntag Abend nicht vergessen. Daher kramte ich also in meiner Tasche und holte mein Mäppchen heraus, um besser an das Zeug darunter zu kommen. Dabei viel jedoch etwas auf den Boden neben meine Füße. Es war länglich und komplett schwarz, ich war zuerst sehr verwirrt, da ich es noch nie gesehen hatte und ich nicht zuordnen konnte was es wahr. Als ich es langsam aufhob bemerkte ich, dass es ein schwarzer USB-Stick war. Komisch, ich hatte keinen Stick für die Akademie und schwarze USB-Sticks hatte ich generell keine. Von Neugierde getrieben holte ich meinen Laptop hervor und setzte mich auf den Drehstuhl vor meinem Schreibtisch. Der Laptop brauchte gefühlt ewig zum hochfahren und ich blickte auf den Stick. Wie war der in meinen Rucksack gekommen? Ich steckte ihn in den Laptop und der Stick wurde mit dem Titel ,,TL'' angezeigt. Mit einem Doppelklick drückte ich drauf und es wurde ein Ordner sichtbar. Dieser trug den Namen ,,öffne mich oliver''. Ich schluckte. Was hatte das zu bedeuten? War das Zufall oder wurde ich jetzt wirklich verrückt? Nervös öffnete ich den Ordner und ein Dokument wurde angezeigt: ,,2001.09-2002.09''. Das erste was mir auffiel als ich es vor mir hatte, war der große ,,Top Secret''- Schriftzug, welcher sich über die ganzen Seiten des Dokuments zog, jedoch so dass man noch alles erkennen konnte. Das alles verwirrte mich zu sehr. Um das zu verstehen las ich die Überschrift. ,,Kampfpartner im großen Kampf; Geburtszeitraum September 2001 bis September 2002; offizielle Zuordnung des Kampf-Verwaltungsausschusses; unterliegt strengster Geheimhaltung bis zum unten genannten Datum'' Doch wäre das nicht verwundernd genug gewesen, waren alle Wörter unter der Beschreibung des Dokuments geschwärzt, anscheinend war es ein eingescanntes Dokument. Nach einiger Zeit bemerkte ich jedoch, dass es ein Namenspaar gab, welches lesbar war und ich konnte meinen Augen nicht trauen: ,,Nummer 23: Oliver Fields - Theo Lance''. Hatte ich gerade wirklich meinen Kampfpartner erfahren? Ich meine ich kannte die Person nicht, klar sie ging auch auf die South, aber ich hatte noch nie davon gehört, dass jemand seinen vor dem Kampf an sich erfahren hatte. Woher kam dieser Stick und warum sollte grade ich diese Information bekommen? Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich ging noch ungefähr eine Stunde in meinem Zimmer hin und her und schaute immer wieder in das Dokument bevor ich den Laptop runterfuhr, den Stick in einer Box versteckte, schließlich war das bestimmt das entwendete Dokument und ich wollte lieber vorsichtig sein, und dann vor lauter anstrengender Ereignisse am Tag direkt einschlief, als ich im Bett lag. Als ich am nächsten Morgen - oder eher Mittag - aufwachte, hatte ich kurz gedacht ich hätte das alles nur geträumt, aber ein kurzer Blick in die Box mit dem Stick verriet mir das Gegenteil. Ich war mir nicht sicher ob ich jemandem davon erzählen sollte. Ich könnte schließlich nicht erklären wo ich den Stick mit Diebesgut her hatte wenn es drauf ankam. Den Samstag Nachmittag verbrachte ich damit meiner Mutter im Garten auszuhelfen, jedoch war ich nicht ganz bei der Sache, ich hatte zu viele ungelöste Fragen im Kopf. Als ich dann aus Versehen einen Topf mit Erde umtrat meinte meine Mutter: ,,Du scheinst dich von gestern aber noch nicht erholt zu haben. Bist du dir sicher, dass du heute Abend auf die Party gehen willst?" ,,Ja, das habe ich doch schon heute Morgen gesagt, es geht mir gut und ich freue mich schon lange auf die Party." Ich war für heute Abend auf einer Geburtstagsfeier von einem meiner Kindheitsfreunde eingeladen. Dean ging die ersten drei Schuljahre mit Sara und mir zur Schule und damals waren wir ein perfektes Trio gewesen. Jedoch waren wir nur auf der normalen Schule zusammen gewesen, denn Dean hatte keine Kräfte und konnte somit nicht auf die Akademie. Nach der dritten Klasse musste seine Familie aber wegen der Arbeit seines Vaters umziehen und der Kontakt riss nach einem Jahr leider völlig ab. Vor zwei Jahren hatten Sara und ich aber eins seiner Profile zufällig im Internet gefunden und wieder angefangen mit ihm zu kommunizieren. Dadurch waren wir schon letztes Jahr auf seinem Geburtstag und waren diesesmal wieder eingeladen. Er wurde heute so alt wie ich, 16 Jahre. Und Deans Party letztes Jahr war riesig gewesen. Seine Familie hatte schon immer viel Geld gehabt und spendierten ihrem Sohn somit große Feiern. Als wir so gegen sieben Uhr losfuhren holten wir auf dem Weg Sara ab, da sich ihre Mutter leider kein Auto leisten konnte. Zumindest keins mit High-Speed-Funktion und ohne konnte man nicht viel erreichen. Unser Land nahm zwar nicht viel Platz auf unserer Erde ein, war aber trotzdem zu groß um schnell mit einem normal schnellen Auto durchzufahren, weswegen es nurnoch wenige gab. Sara stieg wie immer mit ihrem ,,Wie geht's Misses Fields?" ins Auto ein und wir fuhren los. Wir redeten darüber wie sehr wir uns freuten Dean wiederzusehen und ich dachte mir dass es auch die perfekte Gelegenheit war mal nicht an den Stick zu denken. Ich hatte auch beschlossen Sara erst einmal nichts davon zu erzählen. Als wir angekommen waren traten wir durch die offene Eingangstür in das villenähnliche Haus. Letztes Mal kamen sowohl Sara als auch ich bei dem Anblick nicht mehr aus dem Staunen heraus. Dean entdeckte uns von der anderen Seite des Raums und kam auf uns zu. ,,Olli, Sara! Leute, schön euch zu sehen." Er legte seine Arme um uns beide gleichzeitig. ,,Wir freuen uns auch total, ist ja schon ein Jahr her. Alles Gute zum 16., altes Haus!", gab ich zurück. ,,Ja, danke nochmal für die Einladung. Wir müssen später mal ausführlich reden was so passiert ist.", fügte Sara lächelnd an. ,,Dann müsst ihr mir unbedingt von euerm Training erzählen. Aber wollt ihr erstmal etwas zum trinken haben?", bot Dean uns an. Eine Stunde später standen Sara und ich an einer barähnlichen Theke und redeten über Beziehungen. Sara war früher in Dean verliebt gewesen. Sie stritt ab immer noch so zu denken, aber ich kaufte ihr das nicht so ab. Ich hatte, genau wie Sara, noch nie eine wirkliche Beziehung gehabt. Jedoch hatte ich auch nie wirklich danach gesucht und die Jungs in meiner Akademie waren einfach nicht wirklich mein Typ gewesen. Ach ja, natürlich sollte man dazu sagen: ich war schwul. Davon wussten aber bis jetzt nur meine Eltern und Sara. Und da Sara es wusste und mich herausfordern wollte sagte sie: ,,Wie wäre es denn wenn du sagen wir... mit diesem Typen dahinten flirtest?" Sie zeigte auf den Rücken eines recht großen Jungens und schaute herausfordernd zu mir. ,,Auf gar keinen Fall, ich kann sowas doch gar nicht.", antwortete ich. ,,Ach Olli, du hast doch nichts zu verlieren, hier kennt dich niemand außer Dean. Oder traust du dich etwa nicht? Bist du zu feige?",,Nein, ich trau mich. Aber ich mache es nur wenn du jetzt nach Dean suchen gehst und schön lange mit ihm redest.", gab ich zurück und sah wie ihr Lächeln aus dem Gesicht verschwand, sie wurde - wie ich gerade - nervös. Dennoch sagte sie ,,Einverstanden" und wir gaben uns die Hand. Nachdem sie um die Ecke in einen anderen Raum gegangen war ging ich los zum anderen Ende des Raumes. Dort Stand der Junge in einer Gruppe mit ein paar Jungs und Mädchen, welche alle wahrscheinlich ungefähr so alt waren wie ich und alle einen Plastikbecher vermutlich mit Alkohol in der Hand hielten. Ohne Alkohol hätte ich das sicherlich auch nicht getan. Von hinten sah er eigentlich ziemlich gut aus. Er war größer als ich und hatte kurze, braune Haare. Ich fasste all meinen Mut zusammen und tippte ihn an während ich sagte: ,,Hey, meine Freundin meinte ich sollte zu dir gehen und mit dir flirten, aber..." Das war wahrscheinlich das unklügste was ich hätte sagen können, jedoch kam ich gar nicht weiter, denn er hatte sich umgedreht und mein Kopf hinderte mich am weiterreden. Es lag nicht daran dass er zu gut aussah (obwohl dem schon so war), sondern daran dass ich ihn kannte. Aber woher? Ich spürte wie mein Kopf arbeitete. Doch dann hatte ich es: Vor mir stand der Junge aus dem Ausschussgebäude gestern, gegen den ich gelaufen war und welcher dann einfach weg war! Ich hatte nun den Mund weit offen und sagte nichts. Somit hatte ich beim ersten Versuch auf diese Art mit einem Jungen zu reden direkt erstmal einen verdammt komischen Eindruck gemacht.
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Licht und Schatten
FantasíaIn einer Welt, in der sich jeder Jugendliche mit besonderen Kräften in einem tödlichen Kampf beweisen muss, um in einen besonderen Erkundungstrupp zu kommen, treffen sich Oliver und Theo. Die beiden finden heraus, dass sie gegeneinander kämpfen müss...