Kapitel 1: Der Ausflug

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Bei uns gab es zwei Akademien, welche Jugendliche ausbildeten, um bereit für den großen Kampf zu sein. Es gab die East-Academy und die South-Academy, auf welche alle Kinder und Jugendliche mit Kräften aufgeteilt waren. Ich selbst war jetzt schon fast mein ganzes Leben auf der East. Zwischen den Akademien herrschte eine Art Rivalität, man wollte immer besser sein und in einem besseren Licht stehen als die andere. Allerdings waren diese Akademien nur darauf ausgelegt den Schülern das Kämpfen beizubringen und ihnen zu lehren ihre Kräfte zu beherrschen, zusätzlich ging jeder individuell auf eigene Schulen verteilt im ganzen Land, welche allgemeines Wissen lehrten. Täglich wurden wir mit Hochgeschwindigkeitsbussen durch das halbe Land zu unseren Akademien gebracht. Die Regelung bei den großen Kämpfen war immer, dass ein Schüler der East gegen einen aus der South antreten musste. Jedoch wurden die Zuordnungen wer gegen wen antreten sollte schon Jahre vor dem Kampf erstellt. In unserer Hauptstadt genau in der Mitte zwischen den beiden Akademien gab es einen Ausschuss der Regierung, welcher sich speziell um alles kümmerte, was mit den Kämpfen zu tun hatte. Dort waren alle Kampfpartner für die nächsten zehn Jahre bereits festgelegt und gespeichert. Da mein Jahrgang kurz vor dem Abschlusskampf stand, machten wir heute endlich den jährlichen Ausflug der Ältesten aus der Akademie zum Gebäude des Ausschusses, worauf ich mich schon lange gefreut hatte, denn ich interessierte mich sehr für die Organisation und außerdem konnte ich nach dem harten Training die letzten Wochen endlich mal ein wenig entspannen. Ich saß grade im Bus unserer Klasse neben Sara auf dem Doppelsitz und war in meinen Gedanken, als Sara mich antippte und begeistert sagte: ,, Hey, Olli schau mal, wir sind mittlerweile in der Stadt angekommen. Schau dir diese ganzen Hochhäuser an.'' Sara war noch nie hier gewesen, generell hatte sie ihr Dorf noch nicht oft verlassen, außer zum Training. Sie lebte in recht armen Verhältnissen, ihr Vater war verstorben und ihre Mutter schaffte es grade so sie und ihre kleine Schwester zu ernähren. Glücklicherweise zahlte die Kampfausbildung komplett die Regierung, um neue Truppen zu fördern, sonst säße Sara jetzt bestimmt nicht neben mir. Ich war froh Sara zu haben, denn neben dem Fakt, dass sie eine gute - und auch sehr starke -Trainingspartnerin war, konnte ich super mit ihr reden und sie war nicht so abgehoben wie alle anderen in meiner Klasse. Die meisten waren viel zu sehr überzeugt von sich und fühlten sich als etwas besseres. Klar hatte ich noch andere Freunde in meiner Klasse, aber ich würde nicht behaupten, dass es richtige Freunde gewesen wären. Da meine Familie etwas mehr Geld hatte als Sara's kannte ich die Hauptstadt schon, denn als ich zwölf Jahre alt war hatten wir bereits eine Woche Urlaub hier gemacht. Jedoch war auch ich von den riesigen Gebäuden beeindruckt, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. ,,Ich habe so lange gewartet um endlich hier hinzukommen!'', fügte sie an ohne auf meine Reaktion gewartet zu haben.

Schließlich - nach einigen Sicherheitskontrollen und langen Wartezeiten, da die South-Academy anscheinend vor uns angekommen war und sie die erste Führung bekamen - durften wir das imposante Gebäude betreten, welches ein vierstöckiger, grauer Säulenbau war. Viele Menschen in Anzügen liefen herum und ein paar von ihnen sahen sehr gestresst aus. Anders als wir waren hier jedoch alles Menschen ohne Kräfte, da alle mit Kräften und die den Kampf siegreich überlebten gar keine andere Wahl hatten als dem Erkundungstrupp beizutreten und den sicheren und langfristig bewohnbaren Bereich unserer Erde von Zeit zu Zeit zu verlassen. Im Vorbeigehen sah ich viele Türen, in denen Menschen saßen und ihren Arbeitsalltag verfolgten. Von hinter mir hörte ich einen Schüler meiner Akademie sagen: ,,Oh man, ich freue mich so darauf meinen Gegner beim großen Kampf fertig zu machen, das wird der Hammer.'' Solche Aussagen hörte ich mittlerweile fast täglich und fragte mich was an dem Gedanken einen Menschen zu töten für alle außer mich so attraktiv klang. Ich war grade so in meinen Gedanken gefangen, dass ich nicht bemerkte wie ich im Gang etwas weiter nach rechts abdriftete und nicht bemerkte wie eine andere Gruppe von Schülern, wahrscheinlich die der South, welche gerade mit ihrer Führung fertig waren, an unserer Gruppe vorbeiging. Alle schienen mich zu bemerken und wichen mir aus, einer der Schüler ganz am Ende war jedoch auch in Gedanken und schaute wie ich nicht nach vorne. So kam es dass wir gegeneinander liefen und ich vor Schreck auf den Boden viel. Mein Kopf tat etwas weh und ich hielt meine Hand an eine Stelle, welche besonders pochte während ich hochschaute und mich bei dem anderen entschuldigen wollte. Doch zu meinem Überraschen war dort niemand. Ich schaute mich verwirrt um und sah zu der nun schon etwas weiter entfernten Gruppe, doch dort war der Junge gegen den ich gelaufen bin nicht zu sehen. Er war etwas größer gewesen als ich und hatte kurze, braune Haare gehabt, das konnte ich kurz vor dem Zusammenprall noch erkennen. War ich jetzt verrückt geworden? Meine Schulkameraden sahen mich jedenfalls genau so an. Nur Sara stand da und musste sich das Lachen verkneifen. Als der Moment der Peinlichkeit vorbei war und ich wieder neben Sara in der Gruppe den Gang weiterging fragte ich sie: ,,Sara, hast du gesehen ob ich eben gegen jemanden gelaufen bin?'' ,,Ich habe wie die meisten wahrscheinlich gerade in dem Moment nicht hingeschaut, aber du hast ja selbst gesehen, da war keiner gegen den du hättest laufen können, Olli. Das sah schon sehr lustig aus, hast du gut gemacht.'', sagte sie während sie leicht lachte. Ich schlug sie sanft gegen die Schulter und sie grinste erst und entgegnete dann: ,,Soll ich zurückschlagen? Das tut bestimmt ein bisschen mehr weh.'' ,,Nein danke, das durfte ich bei unserem Training ja schon erfahren.'', winkte ich ab. Schließlich waren wir in einer großen Halle im Zentrum des Gebäudes angekommen und eine Frau, ebenfalls im Anzug, kam zu uns und begann mit unserer Führung. Diese war auch echt interessant und ich versuchte der erfahrenen Frau so gut wie möglich zuzuhören, als sie den historischen Hintergrund der großen, goldenen Statue eines Mannes erklärte, welcher den Mann darstellen sollte, der angeblich den Vertrag mit den Göttern eingegangen war. Die Statue war in der Mitte der Halle und man konnte einmal um sie herumgehen. Über der Statue erstreckte sich eine Glaskuppel, die genug Licht einließ, um die ganze Halle mit Licht zu fluten. Hier fühlte ich mich wohl. In der Gegenwart von Licht hatte ich immer ein gutes Gefühl, ein starkes Gefühl der Sicherheit. Doch dieses Gefühl wurde ganz plötzlich von einem schrillen Alarm durchbrochen. Die Halle wurde in ein rotes Licht von Alarmleuchten gehüllt und ich sah wie sich die meisten meiner Mitschüler die Ohren zuhielten. Die Lautstärke des Alarms war schlimm und trotzdem schafften es einige Menschen in der Halle die Ruhe zu bewahren und versuchten Panik zu vermeiden. Ich war von der ganzen Situation so verwirrt, dass ich gar nicht mehr aufnahmefähig war. Ich wollte nur noch dass der Alarm aufhörte. Ein Schatten tauchte hinter mir auf und ich wurde angerempelt, nun schon zum zweiten Mal für heute. Kurz danach meinte ich zu fühlen, wie mein Rucksack geöffnet und schnell wieder geschlossen wurde, doch als ich mich umdrehte waren dort nur wieder viele umher laufende Menschen zu sehen. Das zweite Mal an diesem Tag spielte mir mein Kopf wieder einen Streich, was mich ziemlich beunruhigte.

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