~ MITTERNACHTSGESPRÄCH ~
Der Rest der Woche verging rasend schnell und ohne weitere, besondere Vorkommnisse. Dafür war ich auch sehr dankbar, denn der Wochenstart war ja schon schlimm genug.
In der Schule ging inzwischen alles wieder seinen gewohnten Weg. Die Lehrer zogen ihren Stoff durch, ohne dass es auch nur einen von ihnen interessierte, ob die Schüler hinterherkamen oder nicht. Die Hausaufgaben waren zum Glück noch nicht ganz so riesige Berge und ich schaffte es noch, alles ordentlich zu Hause zu bearbeiten. Meine Ausnahmeregelungen, die ich mit dem Direktor abgesprochen hatte, waren mittlerweile auch bei allen Lehrern angekommen und wurden von den meisten ohne Widerworte sofort akzeptiert.
Zu Hause hatte sich der Alltag auch wieder eingenistet. Francesca und Letitzia übernahmen wieder ihre gewohnten Aufgaben, die Waschen, Putzen, Kochen und Babysitten beinhalteten. Ich versuchte zu helfen, wo ich konnte. Allerdings legten die Zwei gehobenen Wert darauf, dass ich meine Zeit mit Lernen verbringe, anstatt ihnen zu helfen.
Bei Magna war auch alles normal. Die Mitarbeiter wussten zwar, dass Paul nicht zurückkommen würde und dass Patrick jetzt die Führung übernahm. Aber unsere weiteren Zukunftspläne blieben vorerst verschwiegen. Patrick geht es zur Zeit besser denn je. Er geht überwiegend am Gehstock und bewegt sich somit auch ohne Rollstuhl aus dem Haus. In seiner Rolle als Vorstandsvorsitzender blüht er förmlich auf und alle in der Firma haben ihn bereits akzeptiert. Die Meisten mögen ihn echt gerne und unterstützen ihn, wo es geht. Sie wissen zwar um seine Krankheit, aber wie schlimm die Ausmaße wirklich sind, haben wir noch nicht so richtig deutlich gemacht. Doch das Wissen, gebraucht zu werden, tut Patrick echt gut.
Und meine beste Freundin Grace läuft seit drei Tagen mit einem Dauergrinsen und allerbester Laune durch die Gegend. Wo dran das liegt? Ihr Schwarm aus dem Sommerurlaub auf Island hat sich bei ihr gemeldet und ihr geschrieben, dass er sie vermisse. Und seither schreiben die Beiden durchgehend miteinander.
Wie das bei mir aussieht?
Naja, ich habe die Bewerbung für die Abendschule abgegeben und bete jeden Tag, wenn ich durch die Post gucke für eine positive Antwort. Doch da es erst eine halbe Woche her ist, ist keine Antwort wahrscheinlich besser als eine Negative.
Für heute Nachmittag bin ich mit Grace und Letitzia verabredet. Im Einkaufszentrum ist verkaufsoffener Sonntag und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Den Vormittag habe ich mal wieder mit Lernen verbracht, so wie ich das zur Zeit mit quasi jeder freien Sekunde tue.
Francesca hat zum Mittag mein Lieblingsessen Lasagne gezaubert, danach bin ich schnell unter die Dusche gesprungen und jetzt stehe ich vor meinem Schrank und überlege, was ich anziehe. Ich entscheide mich für eine dunkelblaue Röhrenjeans, eine weiße, langärmelige Bluse und einen dunkelroten, warmen Poncho. Die Haare noch schnell zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und in meine Schuhe geschlüpft und schon bin ich fertig.
Ich schließe meine Zimmertür zur gleichen Zeit, wie es an der Haustür klingelt. Letitzia hat die Tür schon geöffnet, als ich unten ankam. Im Vorbeigehen greife ich noch nach meiner bereitgelegten Tasche und los geht es in den ersten Mädelsnachmittag seit Beginn der Sommerferien.
Ich schätze, dieser Tag ist genau das, was ich jetzt gerade brauche. Einfach mal wieder abschalten, Kopf aus und Spaß haben. Letitzia und Grace haben sich wirklich Mühe gegeben, unangenehme Gesprächsthemen zu vermeiden und den Smaltalk auf harmlosen, belanglosen und lustigen Inhalten zu belassen. Natürlich entgingen mir die besorgten Blicke nicht, die sie mir immer mal wieder von der Seite zu warfen, aber da sie nichts thematisierten und mich einfach damit in Ruhe ließen, viel es mir sehr leicht die Blicke zu ignorieren und die Zeit zu genießen. Später haben wir den Tag bei einem wundervollen Disney-Film und einer selbstgemachten Pizza ausklingen lassen.
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DreamTeams Are Made - Not Born
Teen FictionFreya Pearson Ein wohlhabendes Mädchen. Eine sehr gute Schülerin. Ein klares Ziel vor Augen: den Chefsessel des Familienunternehmens "Magna" übernehmen. Doch alles, was auf den ersten Blick nahezu perfekt durchgeplant erscheint, hat auch einen Hak...