Scott schaute sich dass jetzt schon seit mehreren Minuten an: Stiles, nur in ein offenstehendes, blütenweißes, gestärktes Oberhemd, eine Spiderman-Boxershorts und bis zu den Knien hochgezogene, schwarze Strümpfe gekleidet, lief wie ein Irrer im Schlafzimmer auf und ab, blickte sich nervös um, schnaubte, stöhnte und raufte sich die Haare:
„Sag' mal, suchst du irgendwas, Kumpel?" erkundigte sich sein bester Freund geduldig.
Stiles Kopf wurde sogleich hochrot vor Entrüstung:
„Ob ich... ob ich etwas suche?" polterte er los: „Du fragst mich allen Ernstes, ob ich etwas suche? Natürlich suche ich etwas, verflixt! Wonach sieht es denn wohl für dich aus? Ich finde diese verdammten Manschettenknöpfe nicht! Und ohne die Manschettenknöpfe bin ich erledigt. Mein ganzes zukünftiges Leben steht auf dem Spiel, wenn ich diese Mistdinger nicht finde. Der heutige Tag wird total in die Hose gehen ohne sie und mein Dad und Derek werden mir das niemals verzeihen. Ich drehe gleich durch, verstehst du? ICH D R E H E GLEICH DURCH!"
Stiles sah mittlerweile so aus, als würde er jede Minute in Tränen ausbrechen.
„Hey Bro! Ganz ruhig!" säuselte Scott beschwichtigend: „Man wird auch ohne Manschettenknöpfe getraut, weißt du? Es ist nicht so wichtig. Aber wir müssen in fünfzehn Minuten los und du hast nicht einmal Hosen an."
„Nein, ich brauche sie!" erwiderte Stiles verzweifelt und seine Tränenkanäle hatten mittlerweile die Schleusentore geöffnet: „Drei Generationen von Stilinski-Männern haben mit diesen Manschettenknöpfen geheiratet. Mein Vater killt mich, wenn ich sie verbummelt habe. Ich hasse mich und meine Schlampigkeit! Ich bin so ein Idiot!"
Stiles Stimme wurde so schrill, dass Scott die Wolfsohren schmerzten und die Fensterscheiben zu bersten drohten und der Bräutigam rieb sich ungestüm mit den weiß hervorstehenden Knöcheln seiner Fäuste das Wasser aus den Augenwinkeln:
„Hey, Stiles! Vergiss' nicht zu atmen und krieg' jetzt keine deiner berühmten Panikattacken, in Ordnung!" forderte Scott sanft. Er war inzwischen vom Bett aufgestanden und nahm Stiles bei den Schultern: „Du ziehst dich jetzt fertig an und ich finde die dummen Manschettenknöpfe für dich, abgemacht?"
Er suchte den Blick seines Freundes und sie atmeten ein paar Züge gemeinsam, ehe Stiles schließlich schniefend nickte und begann, sein Hemd über seiner blassen Brust zuzuknöpfen.
Scott machte sich derweil wie versprochen auf die Suche. Er blickte unter's Bett, und ups, er fand dort einen ziemlich realistisch wirkenden, wenn auch ein wenig überdimensionierten schwarzen Dildo und ein paar Wollmäuse, aber nicht die gesuchten Manschettenknöpfe. Unter dem Kleiderschrank waren sie auch nicht, also begann er stattdessen darin zu kramen und sogar obenauf nachzusehen.
Nichts!
Stiles hatte mittlerweile Hosen an, kämpfte mit seiner Krawatte und Scott begann Schubladen aufzuziehen:
„Nicht in der! Da habe ich schon dreimal hineingesehen!" zischte Stiles gereizt, als Scott die Nachttischschublade aufzog:
„Aber offenbar nicht allzu gründlich!" stellte der Trauzeuge triumphierend fest, als er die verzweifelt gesuchten Schmuckstücke unter einem Päckchen Kondome hervorzog: „Ta-daa! Wie wäre es mit diesen hier?"
Er präsentierte die hübsch gearbeiteten goldenen Manschettenknöpfe mit dem Schneeflockenobsidian auf der flachen Hand.
Stiles, der sich gerade abmühte, in die steifen, nagelneuen, glänzenden, an den Zehen spitz zulaufenden, schwarzen Halbschuhe zu gelangen blickte kurz auf und atmete erleichtert auf, als er die Manschettenknöpfe erblickte, nur um gleich darauf ein entnervtes Stöhnen auszustoßen:
„Verdammt! Die Schuhe passen nicht! Ich habe anscheinend vor lauter Stress Wasser eingelagert und nun passen die Schuhe nicht! Ich werde gleich wahnsinnig! Ich kann doch nicht barfuß zu meiner eigenen Hochzeit gehen, oder in Turnschuhen! Derek nimmt mich doch so nicht. SCOTT! HILFE!"
Der junge Alpha bemühte sich redlich, nicht in Gelächter auszubrechen. Er biss sich hierzu kurz in die Innenseiten seiner Wangen und erklärte dann mit Engelszungen:
„Bro! Derek würde dich auch nackt, oder in Lumpen gehüllt heiraten, denn er liebt dich zufällig! Aber keine Sorge, dass mit den Schuhen kriegen wir trotzdem hin. Setz dich!"
Er klopfte auf die Bettkante und Stiles ließ sich eben dorthin plumpsen, wie ein kleiner Junge. Sein bester Freund schnappte sich indes die Schuhe, kniete sich vor ihn hin, zwinkerte ihm aufmunternd zu und machte sich ans Werk. Er öffnete die Schnürsenkel, denn diese Mühe hatte der überreizte Bräutigam sich natürlich gar nicht erst gemacht, lockerte sie ein wenig und begann dann das Leder eine wenig aufzubiegen, um es geschmeidiger zu machen. Das alles machte er zweimal und forderte dann munter:
„Schlüpf' rein, Cinderella!"
Stiles gehorchte und, oh Wunder! Die Schuhe passte wie angegossen!
Scott schnürte sie, machte zur Sicherheit eine Doppelschleife und wo er schon dabei war, schlug er auch noch Stiles Manschetten um, befestigte die Zierknöpfe daran, half seinem Freund auf die Füße und in sein Jackett, putzte ihm die Nase, steckte ihm die einzelne, rote Rose mit dem Schleierkraut ins Knopfloch, ging ihm noch einmal mit dem Kamm durch's Haar und drehte ihn schließlich in Richtung Spiegel, damit er sich selbst bewundern konnte:
„Du siehst umwerfend aus, Mann! Also ich würde dich heiraten!" stellte er liebevoll fest und legte seinem Herzensbruder von hinten das Kinn auf die Schulter.
Stiles strahlte wie die liebe Sonne:
„Sorry Bro! Du kommst zu spät! Ich bin bereits einem anderen versprochen! Und der wartet schon auf mich!"
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All of me
FanfictionSterek-One-Shot-Sammlung, Verschiedene Kurzgeschichten und Szenenbeschreibungen inspiriert durch den Song "All of me" von John Legend