Bereits als Stiles Jeep die Grenze seiner Heimatstadt Beacon Hills passierte, hatte er ein eigenartiges, beklemmendes Gefühl. Es dämmerte soeben. Er warf einen flüchtigen Blick aus dem Seitenfenster und mit einem Mal meinte er dort draußen zwischen den Bäumen irgendetwas zu sehen; einen Schatten, eine Gestalt, ein Tier vielleicht, welches sich da gleichauf mit ihm selbst bewegte.
Nur wie sollte das überhaupt möglich sein? Immerhin fuhr er achtzig Kilometer in der Stunde. Welcher Mensch oder welches heimische Landsäugetier sollte wohl in der Lage sein, da mit zu halten?
Er kniff die Augen ein wenig zusammen, um besser sehen zu können. Dann meinte er mit einem Mal ein eigenartiges rotes Funkeln zwischen den Zweigen zu erkennen.
Und dann... nichts mehr, als sei nie etwas dagewesen.
Stiles schüttelte den Kopf und schob es auf den Stress der letzten Monate. Seine überreizten Nerven hatten ihm einfach bloß einen Streich gespielt.
Aber nun war er ja wieder daheim und alles würde wieder gut werden! Sein Dad wartete sicherlich bereits mit dem Abendessen auf ihn.
Dieser tröstliche Gedanke ließ ihn Lächeln.
San Francisco zu verlassen war die einzig richtige Entscheidung gewesen, sagte er zu sich selbst.
Beacon Hills war seine Heimat. Hier war alles, was er brauchte und kannte; Scott war hier, sein Dad, sein Elternhaus, all seine Freunde von früher, die Erinnerungen an beinahe sein gesamtes Leben und der Wald, in dem er seine Kindheit und Jugend zugebracht hatte. Hier hatte er die Ruhe, um endlich seine Masterarbeit in Kriminalistik zu vollenden, denn es war immer noch sein erklärtes Ziel, ein Profiler beim FBI zu werden.
San Francisco hingegen hatte nur zwei Dinge gehabt; Danny und den Ozean.
Aber Danny war weg! Die große, bunte Stadt mit ihren unzähligen Verlockungen, die sie für attraktive, junge, schwule Männer bereit hielt, hatte ihn ganz einfach fort gelockt.
Ein dürrer, schlauer, junger Mann mit ADHS und großer Klappe hatte da nicht mithalten können und ihre Highschool-Liebe war zu Staub zerfallen, wie ein Vampir um die Mittagszeit am Bakers-Beach.
Stiles hatte dann trotzdem noch das letzte Semester hinter sich gebracht, auch wenn er furchtbar einsam und todtraurig gewesen war, doch dann hatte er seine Sachen zusammengepackt um, mit eingekniffenem Schwanz und um eine Illusion ärmer, nachhause zurückzukehren, denn was es den Ozean betraf, so war dieser eben einfach nicht Grund genug, um zu bleiben.
Und falls Stiles doch einmal die Sehnsucht überkam, so war das Meer ja auch nur zwei Autostunden entfernt.
„Junge!" begrüßte ihn Noah Stilinski, immer noch in seiner Uniform in der Tür und als Stiles dieses warme Lächeln im lieben, wettergegerbten Gesicht seines Vaters erblickte, liefen ihm die Augen über und er warf sich in die geöffneten Arme.
„Burger und Curly-Fries, Dad?" fragte Stiles tadelnd, vor allem um seine Fassung wieder zu erlangen, als sie die Küche betraten:
„Da ist auch Salat!" rechtfertigte sich sein Vater: „Ich bin gerade erst reingekommen und hatte keine Zeit zum Kochen, oder dazu, mich umzuziehen, weißt du? Im Revier war heute die Hölle los. Und nun tu doch nicht so, als scheinheilig! Du liebst doch Curly-Fries!"
„Aber dein Herz, Dad! Du musst auf dich aufpassen!" mahnte Stiles.
Der Sheriff lachte leise:
„Das tue ich auch, Stiles, keine Sorge! Ich habe dir doch am Telefon erzählt, dass Melissa und ich uns zweimal die Woche zum Joggen treffen, oder nicht? Und neuerdings verabreden wir uns auch einmal täglich zum essen, wenn auch immer zu unterschiedlichen Tageszeiten, je nachdem, wie es unser beider Schichtdienst zulässt. Und weißt du, was es heute zum Mittag für mich gab? Veganen Quinoa-Salat! Weißt du überhaupt, was Quinoa ist? Vogelfutter! Und ICH habe das gegessen!"
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All of me
FanficSterek-One-Shot-Sammlung, Verschiedene Kurzgeschichten und Szenenbeschreibungen inspiriert durch den Song "All of me" von John Legend