14 Don't know what hit me, but I'll be allright - Teil 4 Im süßen Mondenschein

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In den nächsten Tagen wirkte Stiles auf seinen Vater wie der vorbildliche Musterstudent; vertieft in seinen Computer, lesend, schreibend, oder immer gerade auf dem Weg von, oder zur Bibliothek. Derart hochkonzentriert kannte Noah Stilinski seinen Sohn überhaupt nicht. Als dieser nämlich noch ein Schüler gewesenen war, da waren ihm scheinbar stets tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf geschossen, war er stets unzähligen Impulsen zur selben Zeit unterworfen gewesen, war er allzeit rastlos, unstet und nervös gewesen. Da hatte auch all das Adderall, welches Stiles gegen sein ADHS bekommen hatte nicht vollständig Abhilfe schaffen können. Der Sheriff war mit diesem Wandel, der sich bei seinem Jungen im Erwachsenenalter scheinbar vollzogen hatte hochzufrieden.

Was er natürlich nicht ahnen konnte war die Tatsache, dass die Dinge mit denen Stiles sich gegenwärtig beschäftigte überhaupt nichts mit seinem Studienfach Kriminalistik zu tun hatten; nein seine Studien konzentrierten auf vollkommen andere Themen.

Stiles wusste im Grunde selbst nicht genau, wonach er eigentlich suchte. Er wollte einfach nur verstehen, was in letzter Zeit mit ihm vorging. Er traute sich nicht, seinem Vater oder Scott von seinen Träumen zu berichten und von den starken Gefühlen, die sie in ihm auslösten. Ihm war durchaus bewusst, dass seine Fixierung auf die Hales, einer Familie, die bereits seit einer Ewigkeit tot war, beinahe schon wahnhafte Züge aufwies, doch das änderte nichts daran, dass es ihn einfach nicht losließ und so studierte er deren Geschichte. Stiles war es einmal sogar gelungen, Einblick in die Polizeiakte zu deren Tod einzusehen, indem er Deputy Parrish austrickste. Er marschierte einfach ins Revier, behauptete er würde auf seinen Vater warten, obwohl er genau wusste, dass dieser erst in einer halben Stunde eintreffen würde und setzte sich zum Warten in das Büro des Sheriffs. Das Computerpasswort seines Vaters kannte Stiles selbstverständlich, weil dieser es nie änderte und überall dasselbe verwendete und so hatte der Sohn hier leichtes Spiel.

Doch das Leben und Sterben der Familie Hale war nicht das einzige Thema, welches Stiles beschäftigte. Er forschte ebenso zu Traumdeutung, Psychologie, Parapsychologie und auch zur Lebensweise von Wölfen.

Nicht einmal sich selbst konnte Stiles rational erklären, warum er sich mit diesen Dingen, die scheinbar nur inhaltlich überhaupt nichts miteinander zu tun hatten, so intensiv befasste. Mit wissenschaftlichem Arbeiten, wie er es im Studium gelernt hatte, hatte das jedenfalls überhaupt nichts zu tun, sondern vielmehr mit einer Art Besessenheit.

Und wie jeder Besessene dachte Stiles nicht über sein Handeln nach, er handelte einfach und vernachlässigte dabei sogar seinen besten Freund Scott. Dieser musste regelrecht darum Betteln, dass sie ein wenig Zeit miteinander verbrachten. Und wenn sie dann zusammen waren, dann schien Stiles überhaupt nicht bei der Sache, sondern mit seinen Gedanken vollständig woanders zu sein. Nicht einmal Scotts Protest, dass Stiles ein echt mieser Freund sei, der nach der langen Zeit, die sie aufgrund des Studiums getrennt gewesen waren ja wenigstens mal so tun könnte, als würde er gern Zeit mit ihm verbringen, vermochte es vollkommen zu Stiles durchzudringen und eine Verhaltensänderung bei ihm zu bewirken. Er hatte dazu lediglich eine mehr als halbherzige Rechtfertigung vorgebracht und einen giftigen Blick Scotts dafür geerntet.

Zuhause bei seinem Dad verhielt Stiles sich ähnlich gleichgültig. Er kam im Grunde nur zum Essen hervor und auch das im Grunde bloß widerwillig, denn großen Appetit hatte er seit Tagen nicht mehr gehabt. Und kaum war sein Teller dann leer, verschwand er auch schon wieder in seinem Zimmer, um weiterzuarbeiten. Noah Stilinski realisierte es mit einiger Besorgnis, sagte jedoch nichts, sondern schob es darauf, dass Stiles eben viel zu tun hatte.

Stiles schlief nicht besonders gut. Der zunehmende Mond schien von Nacht zu Nacht greller zu werden und Stiles erahnte ihn auch noch hinter der Jalousie und den zugezogenen Vorhängen. Es war beinahe so, als würde er ihn rufen.

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