Kapitel 5 - Ein Einsehen
In dieser Nacht träumte Lyca zum ersten Mal von Darren.
Sie saß wieder in der Bibliothek, an dem gleichen Tisch an dem sie auch den ganzen Abend verbracht hatte. Doch diesmal lagen keine aufgeschlagenen Bücher vor ihr, der Tisch war leer.
Stattdessen saß ihr Darren gegenüber.
Sein Gesicht schien noch makelloser als Lyca es in Erinnerung gehabt hatte, seine Augen schienen noch stärker zu strahlen und seine Haare umrahmten sein Gesicht verführerisch.
Auch Darren hatte kein Buch vor sich liegen, sondern beobachtete Lyca nur stumm. Nach kurzer Zeit wurde ihr der Traum zu blöd, sie wollte aufstehen und weggehen, doch sie konnte nicht. Ihr Traumkörper gehörte ihr nicht und so war sie gezwungen, die ganze Zeit auf diesem Stuhl zu sitzen und in Darrens Gesicht zu starren.
Als sie erwachte, hatte sie ein unangenehmes Gefühl zwischen den Beinen.
Sie schob ihre Hand unter ihr Nachthemd um ihren Schenkel abzutasten und zog ihre Finger feucht und glitzernd wieder hervor. Sie stöhnte genervt. Nicht das auch noch. Als wäre es nicht genug, dass sie sich ohnehin schon in Grund und Boden schämte wenn es um den Meister ging, hatte sie jetzt auch noch erregende Träume von ihm.
Zu ihrer großen Überraschung war Master Darren zum Frühstück im Speisesaal anwesend.
Wie sie es sich angewöhnt hatte, setzte sie sich mit dem Rücken zum Tisch der Magier.
Obwohl sie sich nicht sicher sein konnte, hatte sie die ganze Zeit das unangenehme Gefühl, seinen Blick in ihrem Rücken zu spüren. Es kostete sie alles an Willensstärke, sich nicht nach ihm umzudrehen oder über ihre Schulter zu spähen. Beschämt dachte sie daran, wie gut sie nach letzter Nacht mit seinem Gesicht vertraut war, als Mikha sie fragte, ob sie nach dem Frühstück direkt in die Bibliothek gehen sollten. Daraufhin blieb Lyca fast der Haferbrei im Hals stecken.
Sie hatte Darrens Angebot vor dem Einschlafen in ihrem Kopf hin und her gewälzt. Sie wusste, dass sie alleine mit Mikhas Hilfe nie rechtzeitig Lesen und Schreiben lernen konnte, um im Unterricht nicht den Anschluss zu verlieren, doch egal wie sie die Szene die sich in der Bibliothek abgespielt hatte in ihrem Kopd hin und herdrehte, sie konnte keine Motivation finden, aus der heraus Master Darren ihr soetwas anbieten sollte.
Außerdem machte er ihr Angst. Mal ganz davon abgesehen, dass die Haut auf ihrer Hand immer noch pink und empfindlich war, fand sie seine ganze Art einfach unheimlich. Wie er einen immer anstarrte ohne zu blinken und wie er es immer schaffte, an den unwahrscheinlichsten Orten zu den unwahrscheinlichsten Zeiten aufzutauchen und Lyca in Schwierigkeiten zu bringen.
Nein, sie hatte beschlossen, dass sie auf keinen Fall wieder mit ihm allein sein wollte.
"Lass uns lieber in den Garten gehen und unsere Kontrolle üben.", schlug sie deshalb vor. Mikha warf ihr einen verwirrten Blick zu.
"Darauf hast du nicht ehrlich Lust, oder? Ich finde es schon schrecklich genug, dass wir jeden Tag zwei Stunden diese albernen Übungen von Master Naithan machen müssen."
"Aber es hilft ja nichts, irgendwie müssen wir ja lernen unsere Magie abzurufen." Ihr Freund warf ihr einen angesäuerten Blick zu.
"Wozu? Wir sind doch sowieso bald wieder hier weg, was bringt es mir also, diese blöden Kontrollübungen zu beherrschen?" Missmutig stocherte Mikha mit dem Löffel in seinem Brei herum.
Er hatte über die Vormittage noch weniger Fortschritte gemacht als Lyca. Er spürte einfach überhaupt nichts, während sie dort im Kreis standen und Master Naithans Anweisungen folgten, was ihn mit jedem Tag mehr zu frustrieren schien. Lyca stieß ihn mit ihrem Ellenbogen an, was ihn zusammenfahren ließ.
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Purpur - Die Magierin
RomantiekLycas Schicksal wurde an dem Tag besiegelt, an dem ihre Eltern die feinen violetten Sprenkel in ihren Augen entdeckten. Denn das bedeutete, dass sie magisches Blut in sich hat. Obwohl sie große Angst davor hat, ihr altes Leben hinter sich zu lassen...